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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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daß
Kraiklyn sich inzwischen umgezogen haben oder sogar fort sein konnte.
Vor Verzweiflung baute sich ein nervöser Krampf in Horzas Bauch
auf. Er versuchte sich zuzureden, es sei nicht weiter wichtig, wenn
er Kraiklyn jetzt verliere, er könne immer noch allein zum Hafen
und zu dem System-Schiff fahren, das die Clear Air Turbulence an Bord genommen hatte. Aber seine Eingeweide wollten sich nicht
beruhigen lassen. Es war, als hätten die Atmosphäre des
Spiels, die Untergangsstimmung auf dem Orbital, die Stadt, die Arena
in ihren letzten Stunden seine Körperchemie verändert. Mit
der notwendigen Konzentration wäre es ihm möglich gewesen,
sich zu entspannen, aber das konnte er sich jetzt nicht leisten. Er
mußte Kraiklyn suchen.
    Er suchte die bunte Ansammlung von Individuen ab, die in einem
abgesperrten Gebiet auf Fähren warteten. Dann fiel ihm Kraiklyns
Gedanke ein, er habe einen Haufen Geld verschwendet, und er richtete
den Blick auf den Rest der Menge.
    Er sah ihn. Der Kapitän der Clear Air Turbulence stand, den Anzug teilweise von einem grauen Mantel verdeckt, mit
übereinandergeschlagenen Armen und gespreizten Beinen in einer
dreißig Meter entfernten Schlange von Menschen, die auf Busse
und Taxis warteten. Horza beugte sich vor, bis er seinem Träger
verkehrt herum ins Gesicht blickte. »Danke. Sie können mich
jetzt wieder absetzen.«
    »Ich kann nicht herausgeben«, brummelte der Mann und
bückte sich. Die Vibration lief durch Horzas Körper.
    »Geht in Ordnung. Behalten Sie das Geld!« Horza sprang
von den Schultern des Riesen und rannte, hierhin und dahin
ausweichend, auf die Stelle zu, wo er Kraiklyn gesehen hatte.
    Er hatte sein Terminal an der linken Manschette befestigt; die
Zeit war minus zweieinhalb Stunden. Horza quetschte und schob und bat
und entschuldigte sich quer durch die Menge. Unterwegs sah er viele
Leute, die auf Uhren, Terminals und Schirme sahen, hörte viele
synthetisierte Stimmchen die Zeit quaken und nervöse Menschen
sie wiederholen.
    Da war die Schlange. Sie war überraschend ordentlich, dachte
Horza. Dann bemerkte er, daß sie von den gleichen
Sicherheitsleuten beaufsichtigt wurde, die innerhalb der Arena Dienst
getan hatten. Kraiklyn war schon dicht an die Spitze vorgerückt,
und ein Bus war beinahe voll. Dahinter warteten Boden- und
Luftkissenfahrzeuge. Ein Beamter mit einem Notizschirm sagte etwas zu
Kraiklyn, und der Kapitän zeigte auf eins davon.
    Horza schätzte die Reihe der Wartenden ab. Es mußten
mehrere hundert Personen sein. Wenn er sich hinten anschloß,
würde er Kraiklyn verlieren. Schnell sah er sich um. Welchen
anderen Weg, ihm zu folgen, mochte es geben?
    Irgendwer rempelte ihn von hinten an, und Horza drehte sich nach
dem Lärm rufender Stimmen und dem Druck elegant gekleideter
Leute um. Eine maskierte Frau in einem engen Silberkleid schrie
unzusammenhängend auf einen kleinen, verwirrt dreinblickenden
Mann mit langem Haar ein, der nichts als verwickelte Schlingen
dunkelgrüner Schnüre trug. Sie schlug mit den offenen
Händen nach ihm; er wich zurück, schüttelte den Kopf.
Leute sahen zu. Horza vergewisserte sich, daß man ihm beim
Anrempeln nichts gestohlen hatte. Dann hielt er weiter nach
irgendeinem Transportmittel oder einem Kundenwerber für Taxis
Ausschau.
    Ein Flugzeug zog in geräuschvollem Tiefflug über sie
dahin und warf Prospekte ab. Sie waren in einer Sprache geschrieben,
die Horza nicht verstand.
    »…Sarble«, sagte ein Mann mit transparenter Haut zu
einem Gefährten, als sie sich aus der Menge quetschten und an
Horza vorbeigingen. Der Mann versuchte, im Gehen auf einen kleinen
Terminal-Schirm zu blicken. Horza erhaschte einen Blick auf etwas,
das ihm zu denken gab. Er stellte sein eigenes Terminal auf den
entsprechenden Kanal ein.
    Das mußte die Szene sein, die er vor ein paar Stunden im
Auditorium miterlebt hatte: Die Schlägerei auf der Terrasse
über seiner eigenen. Es hatte damals geheißen, Sarble das
Auge sei von den Sicherheitsleuten festgenommen worden. Stirnrunzelnd
führte Horza den an seiner Manschette steckenden Schirm
näher an die Augen.
    Es war derselbe Ort, es war die Szene, beinahe genau
aus dem Winkel und der Entfernung gesehen, aus der er sie beobachtet
hatte. Er schnitt dem Schirm eine Grimasse und versuchte sich
vorzustellen, von wo aus die Bilder, die jetzt gesendet wurden,
aufgenommen worden waren. Die Szene endete; es folgten
Schnappschüsse von verschiedenen exzentrisch wirkenden Wesen,
die sich im Auditorium

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