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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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eingeschlagen hatte. Der Mann stieg die Stufen einer
Fußgängerbrücke hoch, die das Hafenbecken in
großer Höhe überquerte. Horza lief ihm vorsichtig
nach, duckte sich hinter Kranbeinen und sprang über dicke
Trossen. Die Lichter des Luftkissenbootes blitzten auf den dunklen
Oberbauten der Kräne; das Kreischen der Düsen und
Laufräder hallte zwischen Betonmauern wider.
    Als wolle es darauf hinweisen, wie ungefüge die Szene im
Vergleich war, schoß ein kleines Fahrzeug – dunkel und bis
auf das Rauschen der Luft geräuschlos – über ihnen
dahin, leuchtete einmal vor dem Reifen der Tagseite auf und
verschwand im schwarzen Himmel. Horza widmete ihm einen kurzen Blick,
dann beobachtete er die Gestalt auf der kleinen Brücke. Die
blitzenden Lichter des Luftkissenbootes, das sich immer noch durch
das Dock unten quälte, beleuchteten sie. Das zweite Fahrzeug
manövrierte sich gerade außerhalb des Docks in die
richtige Position, um dem ersten zu folgen.
    Horza kam an die Stufen, die zu der schmalen Hängebrücke
hinaufführten. Der Mann, der wie Kraiklyn ging und einen grauen
Mantel trug, war ungefähr zur Hälfte hinüber. Horza
konnte nicht viel davon erkennen, wie das Terrain auf der anderen
Seite des Docks aussah, hielt es jedoch für sehr wahrscheinlich,
daß ihm seine Beute entging, wenn er sie hinübergelangen
ließ, bevor er ihr nachsetzte. Wahrscheinlich hatte der Mann
– Kraiklyn, wenn er es war – das so geplant; Horza nahm an,
er wußte, daß er verfolgt wurde. Er machte sich auf den
Weg über die Brücke. Sie schwankte leicht. Der Lärm
und die Lichter des riesigen Luftkissenbootes befanden sich beinahe
unter ihm. Der Geruch nach Salzwasser, der aus dem seichten Wasser
des Docks aufstieg, erfüllte die Luft. Der Mann sah sich nicht
nach Horza um, doch er mußte Horzas Schritte spüren, die
zusammen mit seinen eigenen die Brücke schwingen
ließen.
    Die Gestalt verließ die Brücke am anderen Ende. Horza
verlor sie aus den Augen und begann zu rennen, die Waffe vor sich
haltend. Das Luftkissenboot unten blies Gischtwolken hoch, die ihn
durchweichten. An Bord spielte laute Musik, hörbar noch durch
das Kreischen der Motoren. Horza kam schlitternd ans Ende der
Brücke und sprang schnell die Wendeltreppe zum Rand des
Hafenbeckens hinunter.
    Etwas segelte aus der Dunkelheit unter der Wendeltreppe und
krachte ihm ins Gesicht. Gleich darauf knallte ihm etwas in den
Rücken und gegen den Hinterkopf. Er lag auf etwas Hartem und
fragte sich benommen, was passiert sei, während Lichter
über ihn hinzogen, die Luft in seinen Ohren donnerte und
irgendwo Musik gellte. Ein helles Licht schien ihm genau in die
Augen. Die Kapuze wurde von seinem Gesicht zurückgezogen.
    Er hörte ein Keuchen, das Keuchen eines Mannes, der eine
Kapuze von einem Gesicht zurückzieht, nur um sein eigenes
Gesicht auf sich zurückblicken zu sehen. (Wer bist du?) Wenn es das war, was es war, dann war dieser Mann jetzt
verwundbar, stand ein paar Sekunden lang unter Schock (Wer bin
ich?)… Horza hatte Kraft genug, um mit einem Bein fest nach
oben zu treten, gleichzeitig seine Arme hochzuzwingen und ein
Stück Stoff zu packen. Sein Schienbein hatte Kontakt mit einer
Lende. Der Mann flog über Horzas Schultern auf das Dock zu. Dann
fühlte Horza, wie er bei den Schultern gepackt wurde, und als
der Mann, den er hielt, seitlich hinter ihm aufschlug, wurde er
hinübergezogen…
    Über den Rand des Docks. Der Mann war dicht an der Kante
gelandet und hinübergeglitten, wobei er Horza mitriß. Sie
fielen.
    Horza nahm Lichter wahr, dann Schatten, den Mantel oder Anzug des
Mannes, von dem er immer noch einen Zipfel umklammert hielt, eine
Hand, die immer noch auf seiner Schulter lag. Sie fielen: Wie tief
war das Dock? Das Geräusch des Windes. Horche auf den Lärm
des…
    Horza schlug zweimal auf, traf erst das Wasser, dann, in einer
stauchenden Kollision von Flüssigkeit und Körper, etwas
Härteres. Es war kalt, und sein Hals schmerzte. Unsicher, welche
Richtung oben war, und benommen von den Schlägen auf den Kopf,
zappelte er umher. Etwas zerrte an ihm. Er schlug zu, auf etwas
Weiches, dann zog er sich auf die Füße und fand sich in
Wasser stehend wieder, das wenig über einen Meter tief war. Er
kämpfte sich vorwärts. Es war ein Tollhaus – Licht und
Lärm und Gischt überall, und irgendwer hing an ihm.
    Wieder schlug Horza um sich. Die Gischtwolken verzogen sich
für einen Augenblick, und er sah zwei Meter zu seiner Rechten
die Wand des

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