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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ihn. Er fühlt,
daß er wieder fällt, und weiß, diesmal geht es
tiefer hinab, dahin, wo die Stille und die Kälte absolut sind
und keine Stimme ruft, nicht einmal seine eigene.
    (Geheult wie der Wind:) Wem hat jemals genug an mir gelegen,
daß er mit mir geredet hätte?
    (Schweigen)
    Wem hat jemals genug…
    (Schweigen)
    Wem…?
    (Flüstern:) Hör zu: »Die Jinmoti
von…«
    … Bozlen Zwei.
    Zwei. Irgendwer hatte einmal gesprochen. Er war der
Wandler, er war der Irrtum, die imperfekte Kopie.
    Er spielte ein anderes Spiel als das eine (aber er hatte immer
noch die Absicht, ein Leben zu nehmen). Er beobachtete, fühlte,
was der andere fühlte, aber fühlte mehr.
    Horza. Kraiklyn.
    Jetzt wußte er es. Das Spiel war… das
Katastrophenspiel. Der Ort war… eine Welt, wo ein Band der
ursprünglichen Idee von innen nach außen gedreht
wurde… ein Orbital: Vavatch. Das Gehirn auf Schars Welt.
Xoralundra. Balveda. Die (und als er seinen Haß fand,
hämmerte er ihn in die Wand des Abgrunds wie einen Kletterhaken
für ein Seil) Kultur!
    Ein Bruch in der Zellenwand, ausströmendes Wasser,
befreiendes Licht. Es führt zur Wiedergeburt.
    Schwere und Kälte und helles, helles Licht…
    … Scheiße. Schufte. Alles verloren dank einem
Abgrund des Zweifels an sich selbst… Eine Woge von Wut und
Verzweiflung fegte über ihn hin, und etwas starb.
     
    Horza riß den leichten Kopfhörer ab. Er lag zitternd
auf der Couch, seine verklebten, brennenden Augen starrten zu den
Scheinwerfern an der Decke des Auditoriums und den beiden
kämpfenden Tieren hoch, die halbtot von ihren Trapezen hingen.
Er zwang sich, die Augen zu schließen, dann riß er sie
wieder auf, riß sich los von der Dunkelheit.
    Abgrund des Zweifels an sich selbst. Kraiklyn war von Karten
besiegt worden, die den Zielspieler seine eigene Identität in
Frage stellen ließen. Horza hatte, bevor er den Kopfhörer
abriß, aus Kraiklyns Gedanken den Eindruck gewonnen, der
Söldnerführer sei durchaus nicht von Entsetzen
überwältigt gewesen, nur desorientiert. Der Angriff hatte
ihn genügend abgelenkt, daß er die Runde verloren hatte,
und mehr hatten seine Gegner auch gar nicht erreichen wollen.
Kraiklyn war aus dem Spiel ausgeschieden.
    Eine schlimmere Wirkung hatte es auf ihn, Horza, gehabt, der
versuchte, Kraiklyn zu sein, und dabei wußte, daß er es
nicht war. Das war die ganze Geschichte. Jeder Wandler hätte das
gleiche Problem gehabt, davon war er überzeugt…
    Das Zittern ließ nach. Er setzte sich hoch und schwang die
Füße von der Couch. Er mußte gehen. Kraiklyn
würde gehen, also mußte er es auch tun.
    Reiß dich zusammen, Mann!
    Unten am Spieltisch hatte die brustlose Frau gewonnen und strich
ihren Gewinn ein. Kraiklyn sah sie böse an. Seine Gurte wurden
gelöst. Auf dem Weg aus der Arena kam er an dem schlaffen, noch
warmen Leichnam seines letzten Lebens vorbei, der vom Sitz gehoben
wurde.
    Er trat nach der Leiche. Buh-Rufe stiegen von der Menge auf.
    Horza stand auf, drehte sich um und stieß gegen einen
harten, unnachgiebigen Körper.
    »Darf ich jetzt den Paß sehen, Sir?« fragte die
Beamtin, die er vorhin belogen hatte.
    Er lächelte nervös und war sich bewußt, daß
er immer noch ein bißchen zitterte, daß seine Augen rot
waren und daß Schweiß sein Gesicht bedeckte. Die Beamtin
sah ihn unverwandt und ausdruckslos an. Ein paar Leute auf der
Terrasse beobachteten sie beide.
    »Es… tut mir leid…«, sagte der Wandler langsam
und klopfte mit bebenden Händen seine Taschen ab. Die Beamtin
ergriff seinen linken Ellbogen.
    »Vielleicht sollten Sie lieber…«
    »Hören Sie!« Horza beugte sich näher zu ihr.
»Ich… ich habe keinen. Geht es nicht mit einer
Bestechung?« Er wollte nach den Credits in seiner Bluse fassen.
Das Knie der Beamtin schoß hoch; gleichzeitig drehte sie Horza
den linken Arm auf den Rücken. Das geschah auf die
fachmännischste Art, und Horza mußte in die Höhe
springen, um den Kniestoß erträglich abzuleiten. Er
ließ seine linke Schulter sich lösen und brach zusammen,
aber nicht, bevor seine freie Hand leicht über das Gesicht der
Beamtin gekratzt hatte (und das, wurde ihm im Fallen klar, war eine
instinktive Reaktion gewesen, keine beabsichtigte. Aus irgendeinem
Grund amüsierte es ihn).
    Die Beamtin fing Horzas anderen Arm ein und sicherte seine beiden
Hände hinter seinem Rücken mit einem Fesselhandschuh. Sie
wischte sich das Blut von der Wange. Horza kniete auf dem Boden der
Terrasse und stöhnte so, wie die

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