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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Uniformierte, aber sie hielten
niemanden an. Horza ging wie im Traum, als sei er nur ein Passagier
in seinem eigenen Körper, und der betrunkene Puppenspieler, der
vorhin an seinen Schnüren gezogen hatte, war halbwegs
nüchtern geworden und führte ihn auf die Tür eines
anderen Aufzugs zu. Horza versuchte, seine Gedanken zu klären,
indem er den Kopf schüttelte, aber das tat weh. Sein
Hörvermögen kehrte ganz langsam zurück.
    Er betrachtete seine Hände. Dann löste er die
Prägehaut von seinen Handflächen und rieb sie an den
Aufschlägen des Tagesanzugs, bis sie abrollten und auf den Boden
des Korridors fielen.
    Als sie den zweiten Aufzug verließen, waren sie in dem
Sternenschiff. Die Leute verstreuten sich in den breiten,
pastellfarbenen Gängen mit ihren hohen Decken. Horza sah erst in
die eine, dann in die andere Richtung. Die Liftkapsel zischte wieder
aufwärts zu der Empfangssphäre. Ein kleiner Roboter
schwebte auf ihn zu. Er hatte die Größe und die Form eines
Standard-Anzugrückenpacks, und Horza beäugte ihn
argwöhnisch, sich nicht sicher, ob das ein Kultur-Gerät war
oder nicht.
    »Entschuldigen Sie, haben Sie Probleme?« fragte die
Maschine. Ihre Stimme war kernig, aber nicht unfreundlich. Horza
konnte sie gerade eben hören.
    »Ich kenne den Weg nicht«, antwortete er zu laut.
»Den Weg nicht«, wiederholte er so leise, daß er sich
kaum selbst verstand. Er merkte, daß er im Stehen ein
bißchen schwankte, und er fühlte Wasser in seine Stiefel
rinnen und von dem durchnäßten Mantel auf die weiche,
absorbierende Oberfläche unter seinen Füßen
tropfen.
    »Wohin wollen Sie?« erkundigte sich der Roboter.
    »Zu einem Schiff namens…« – in müder
Verzweiflung schloß Horza die Augen. Er wagte es nicht, den
richtigen Namen zu nennen – »… Bettler-Bluff.«
    Der Roboter schwieg eine Sekunde lang. Dann antwortete er:
»Es tut mir leid, ein solches Fahrzeug ist nicht an Bord.
Vielleicht ist es im Hafen-Areal, nicht auf der Zweck.«
    »Es ist ein altes hronisches Sturmlandefahrzeug«,
erklärte Horza matt und sah sich nach einem Platz um, wo er sich
hinsetzen konnte. Ein paar Meter weiter entdeckte er in die Wand
eingelassene Sitze und ging hin. Der Roboter folgte ihm, und als
Horza saß, schwebte er ein Stück nach unten, so daß
er wieder auf Augenhöhe mit ihm war. »Ungefähr hundert
Meter lang«, fuhr der Wandler fort, den es nicht länger
kümmerte, ob er sich damit in die Karten gucken ließ.
»Es sollte von einer Vavatch-Werft repariert werden – hatte
einen Schaden an den Warpmotoren.«
    »Ah, ich glaube, ich habe das Schiff, das Sie suchen. Es
befindet sich fast senkrecht nach unten von hier. Ich habe keine
Aufzeichnung seines Namens, aber es hört sich ganz so an, als
sei es dieses Schiff. Schaffen Sie es allein dorthin, oder soll ich
Sie hinbringen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es schaffe«, antwortete
Horza ehrlich.
    »Warten Sie einen Augenblick.« Der Roboter blieb eine
oder zwei Sekunden schweigend vor Horza in der Luft stehen, dann
sagte er: »Folgen Sie mir! Gleich da drüben und ein Deck
weiter unten ist eine Reiseröhre.« Er schwebte ein
Stück zurück und wies in die Richtung, die sie einschlagen
mußten, indem er ein leicht nebliges Feld aus seinem
Gehäuse entweichen ließ. Horza stand auf und folgte
ihm.
    Sie benutzten einen kleinen Antigravschacht nach unten und
überquerten dann ein großes offenes Gebiet, wo man einige
der Räder- und Luftkissenfahrzeuge, die auf dem Orbital in
Benutzung gewesen waren, gelagert hatte; nur einige wenige Exemplare,
erläuterte der Roboter, für die Nachwelt. Die Zweck habe bereits ein Megaschiff an Bord, das in einer der beiden
großen Ladebuchten dreizehn Kilometer weiter unten am Boden des
Fahrzeuges ruhe. Horza wußte nicht recht, ob er der Maschine
glauben sollte.
    Am hinteren Ende des Hangars gelangten sie in einen anderen
Korridor, und dort betraten sie einen Zylinder mit einem Durchmesser
von etwa drei Metern und einer Länge von sechs, der seine
Tür zurollte, sich auf die Seite legte und augenblicklich in
einen dunklen Tunnel gesaugt wurde. Das Innere war weich beleuchtet.
Der Roboter erklärte, die Fenster seien undurchsichtig gemacht,
weil eine Kapselfahrt durch ein System-Schiff für jemanden, der
nicht daran gewöhnt sei, eine zu große Belastung
darstelle, und zwar sowohl wegen der Geschwindigkeit als auch wegen
der plötzlichen Richtungsänderungen, die das Auge sah, aber
der Körper nicht fühlte. Horza ließ

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