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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Leben bleiben würde, aber vielleicht
versuchte sie auch sofort, etwas zu unternehmen. In dem Fall wollte
er wach sein. Er hatte sich immer noch nicht entschieden, ob er sie
gleich töten sollte oder nicht, aber wenigstens hatte auch er
jetzt Zeit zum Nachdenken gewonnen.
     
    Die Clear Air Turbulence führte ihre letzte
programmierte Kurskorrektur durch und schwang ihre Nase auf die
Glitzerwand zu, nicht genau in die Richtung von Schars Welt, aber
doch ungefähr.
    Hinter ihr, sich immer noch ausdehnend, immer noch strahlend, sich
immer noch langsam verteilend in dem System, dem es den Namen gegeben
hatte, trieben die zahllosen funkelnden Fragmente des einmal Vavatch
genannten Orbitals auf einem stellaren Wind, der von der gewaltsamen
Zerstörung dieser Welt berichtete, und wirbelten den Sternen
zu.
    Horza blieb noch ein Weilchen allein in der Messe sitzen und sah
zu, wie die Reste sich auflösten.
    Licht vor der Dunkelheit, eine Ringfläche aus Schutt, ein
Nichts. Eine ganze Welt war im Handumdrehen weggefegt worden. Nicht
einfach zerstört – dazu hätte der allererste Schnitt
der Netz-Energien genügt –, sondern ausgelöscht,
sorgfältig, präzise, künstlerisch auseinandergenommen,
Annihilierung als ästhetisches Erlebnis. Die arrogante Anmut des
Vorgangs, die auf dem absoluten Nullpunkt liegende Kälte dieser
wissenschaftlichen Bösartigkeit… es beeindruckte fast
ebenso, wie es abstieß. Sogar Horza konnte nicht umhin, dem
eine gewisse widerwillige Bewunderung zu zollen.
    Die Kultur hatte damit den Idiranern und dem Rest der galaktischen
Gemeinschaft eine Lehre erteilt. Sie hatte eine gräßliche
Verschwendung von Fleiß und Wissen in Schönheit
verwandelt… Aber, dachte Horza, sie würde, während das
Hyperlicht durch die Galaxis eilte und das gewöhnliche Licht
hinterherkroch, noch bereuen, diese Botschaft auf den Weg gebracht zu
haben.
    Das war es, was die Kultur zu bieten hatte, das war ihr Signal,
ihre Werbung, ihr Erbteil: Chaos aus Ordnung, Zerstörung aus
Aufbau, Tod aus Leben.
    Vavatch würde der Zukunft mehr bedeuten als ein Denkmal
seiner selbst. Es würde auch an die letztendliche, schauerliche
Manifestation der Kultur mit ihrem tödlichen Idealismus erinnern
und die längst überfällige Erkenntnis bringen,
daß die Kultur nicht nur nicht besser war als jede andere
Gesellschaft, sondern viel, viel schlechter.
    Die Vertreter der Kultur strebten danach, die Ungerechtigkeit
auszumerzen, aus der übermittelten Botschaft des Lebens die
Fehler zu tilgen, die einen Fortschritt überhaupt erst
möglich machten (eine dunkle Erinnerung stieg in ihm auf, und er
erschauerte)… Aber auf ihrer Seite lag der letztendliche Fehler,
der endgültige Irrtum – und das würde ihr Untergang
werden.
    Horza überlegte, ob er auf die Brücke gehen und den
Schirm auf Realraum schalten solle, um das Orbital wieder intakt zu
sehen, wie es vor ein paar Wochen gewesen war, als das Reallicht,
durch das die CAT jetzt reiste, Vavatch verlassen hatte.
Langsam schüttelte er den Kopf, obwohl niemand da war, der es
hätte sehen können, und betrachtete statt dessen den
stillen Schirm am anderen Ende des unordentlichen und verlassenen
Raums.

 
     
     
     
     
Spielstand: Zwei

Die Yacht warf in einer bewaldeten Bucht Anker. Das Wasser war
klar; zehn Meter unter den glitzernden Wellen war der sandige Boden
zu sehen. Hohe immerblaue Bäume zogen sich ungefähr im
Halbkreis um das Ufer. An manchen Stellen traten ihre staubig
wirkenden Wurzeln aus dem ockerfarbenen Sandstein hervor, an den sie
sich klammerten. Ein paar kleine Klippen aus dem gleichen Stein waren
mit bunten Blumen besprenkelt und überblickten goldene
Strände. Die weiße Yacht, deren langes Spiegelbild auf dem
Wasser flackerte wie eine stumme Flamme, schwang ihre hohen Segel
herum und glitt langsam in die schwache Brise, die durch einen Arm
des Waldes und über die schüsselförmige Bucht kam.
    Leute brachten kleine Kanus und Dinghis ans Ufer oder sprangen in
das warme Wasser und, schwammen. Einige der Ceerevellen, die die
Yacht auf ihrer Fahrt von ihrem Heimathafen hierher begleitet hatten,
blieben, um in der Bucht zu spielen. Ihre langen roten Körper
schossen rund um das Fahrzeug und unter ihm hinweg durch das Wasser,
und ihr schnaubendes Atmen hallte von den niedrigen Klippen wider.
Manchmal stupsten sie die Boote an, die aufs Ufer zuhielten. Ein paar
Leute spielten mit den schlanken Tieren, tauchten, um mit ihnen zu
schwimmen, sie zu berühren, sich an ihnen

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