Bedenke Phlebas
Botschaftsnummer, Code-Klasse,
Schiffsherkunft, Signatur, überhaupt nichts Echtes.
»Ist das von den Jungs mit den drei Beinen?« fragte
Wubslin. Er holte ein Holo-Display auf einen anderen Schirm. Es
zeigte Sterne, umgeben von sphärischen Netzen aus dünnen
grünen Linien. »He, wir sind gar nicht so weit von da
entfernt.«
»Das bezweifle ich«, antwortete Horza. Die von einer
Schlacht kündenden Lichtblitze gingen weiter. Horza gab ein paar
Zahlen in das Kontrollsystem der CAT ein. Das Fahrzeug zog die
Nase herum und kam ein Stück weiter an die Richtung nach Schars
Welt heran. Wubslin sah zu ihm hinüber.
»Du glaubst nicht, daß es von ihnen ist?«
»Nein«, antwortete Horza. Die Strahlung verblaßte.
Die Kampfhandlung war entweder vorüber oder abgebrochen worden.
»Ich glaube, wenn wir dort aufkreuzen, könnte ein
Kontaktschiff auf uns warten. Oder eine ZAM-Wolke.«
»ZAM? Was – dieses Zeug, mit dem Vavatch zerstört
worden ist?« Wubslin stieß einen Pfiff aus. »Nein,
danke.«
Horza schaltete den Schirm mit der Botschaft aus.
Nicht einmal eine Stunde später geschah alles gleichzeitig:
Strahlungssphären, Warp-Störungen, und jetzt zwei
Botschaften, eine, die der CAT mitteilte, sie solle die erste
ignorieren, und eine andere, die einen neuen Rendezvous-Punkt
bekanntgab. Beide machten einen echten Eindruck; beiden war der Name
›Xoralundra‹ angefügt. Horza, der immer noch an dem
Bissen kaute, den er in den Mund gesteckt hatte, als der Alarm zum
zweiten Mal losging, fluchte. Eine dritte Botschaft erschien und riet
ihm persönlich, jene beiden Signale zu ignorieren und die CAT wieder einem anderen Rendezvous-Gebiet zuzusteuern.
Horza brüllte vor Wut. Stückchen durchweichten Essens
flogen ihm aus dem Mund und trafen den Schirm mit der Botschaft. Er
stellte den Breitband-Kommunikator ganz ab und kehrte in die Messe
zurück.
»Wann erreichen wir die Stille Barriere?«
»Es dauert noch ein paar Stunden. Einen halben Tag
vielleicht.«
»Bist du nervös?«
»Ich bin nicht nervös. Ich bin schon dort gewesen. Wie
ist es mit dir?«
»Wenn du sagst, es wird alles gut gehen, glaube ich
dir.«
»Es müßte gut gehen.«
»Wirst du jemanden von den Leuten dort kennen?«
»Das weiß ich nicht. Es ist ein paar Jahre her. Sie
tauschen das Personal oft aus, aber der eine oder andere geht ja von
selbst. Ich weiß es nicht. Ich muß es abwarten.«
»Du hast von deinen eigenen Leuten lange Zeit keinen mehr
gesehen, nicht wahr?«
»Nein. Nicht, seit ich von da weg bin.«
»Freust du dich nicht darauf?«
»Mag sein.«
»Horza… höre, ich weiß, ich hab dir gesagt,
daß wir einander niemals nach… dem fragen, was war, bevor
wir an Bord der CAT kamen, aber seitdem… hat sich vieles
geändert…«
»So haben wir es gehalten, stimmt.«
»Du meinst, du möchtest auch jetzt nicht darüber
sprechen?«
»Nicht unbedingt. Ich weiß es nicht. Du möchtest
mich fragen, ob…«
»Nein.« Sie legte ihm die Hand auf die Lippen. Er
fühlte sie dort in der Dunkelheit. »Nein, es ist okay.
Alles in Ordnung, laß nur.«
Er saß auf dem mittleren Platz. Wubslin hatte den Sitz des
Ingenieurs zu Horzas Rechten inne. Yalson saß links von ihm.
Der Rest drängte sich hinter ihnen zusammen. Horza hatte auch
Balveda erlaubt, zuzusehen; es war kaum möglich, daß jetzt
noch etwas geschah, worauf sie irgendwie hätte Einfluß
nehmen können. Der Roboter schwebte dicht unter der Decke.
Die Stille Barriere kam näher. Sie zeigte sich als
Spiegelfeld direkt vor ihnen, etwa einen Lichttag im Durchmesser.
Ganz plötzlich war sie auf dem Schirm erschienen, als sie noch
eine Stunde von ihr entfernt gewesen waren. Wubslin hatte sich Sorgen
gemacht, sie würde ihre Position verraten, aber Horza
wußte, daß das Spiegelfeld nur in den Sensoren der CAT existierte. Für jemand anders gab es dort nichts zu
sehen.
Fünf Minuten vor der Stillen Barriere wurden alle Schirme
schwarz. Horza hatte die anderen entsprechend gewarnt, aber sogar er
wurde ängstlich und kam sich wie blind vor, als es geschah.
»Bist du sicher, daß das seine Richtigkeit hat?«
fragte Aviger.
»Ich wäre beunruhigt, wenn es nicht geschehen
wäre«, gab Horza zurück. Der alte Mann bewegte sich
irgendwo hinter ihm.
»Ich finde das unglaublich«, flüsterte Dorolow.
»Dieses Wesen ist buchstäblich ein Gott. Bestimmt kann es
unsere Stimmungen und Gedanken lesen. Ich spüre es
bereits.«
»Tatsächlich ist es eine Ansammlung von auf sich
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