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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Schmuckstücke
und andere Kleinigkeiten durch ein Vakrohr ausgestoßen. Balveda
war mit jedem Gerät, über das die bescheidene
Krankenstation der CAT verfügte, untersucht worden und
sauber daraus hervorgegangen. Sie schien ganz glücklich mit
ihrem Leben als sich wohlverhaltene Gefangene zu sein, auf das Schiff
beschränkt, wie sie es alle waren, und außer des Nachts
nur gelegentlich in ihrer Kabine eingesperrt. Horza ließ sie
nicht in die Nähe der Brücke, nur für alle Fälle,
aber Balveda strengte sich gar nicht an, das Schiff besonders gut
kennenzulernen – wie er es gemacht hatte, als er an Bord kam.
Sie versuchte nicht einmal, einen der Söldner zu ihrer
Anschauung über den Krieg und die Kultur zu bekehren.
    Horza hätte gern gewußt, wie sicher sie sich
fühlte. Balveda war freundlich und schien sich keine Sorgen zu
machen. Aber manchmal, wenn er sie ansah, meinte er, eine innere
Anspannung, ja, sogar Verzweiflung durchschimmern zu sehen. In einer
Beziehung war es ihm eine Erleichterung, aber in anderer fühlte
er sich wieder auf so scheußliche Weise grausam wie bei
Überlegungen darüber, warum die Kultur-Agentin noch am
Leben sei. Manchmal fürchtete er sich schlicht davor, nach
Schars Welt zu gelangen. Je länger die Reise jedoch dauerte,
desto erfreulicher kam ihm die Aussicht auf Action und ein Ende der
Grübeleien vor.
     
    Eines Tages, nachdem sie alle in der Messe gegessen hatten, rief
er Balveda in seine Kabine. Die Frau trat ein und setzte sich auf
dasselbe Stühlchen, auf dem er gesessen hatte, als Kraiklyn ihn
zu sich befahl, kurz nachdem er der Söldnertruppe beigetreten
war.
    Balvedas Gesicht war ruhig. Sie saß elegant da, die Haltung
ihres langen Körpers war gleichzeitig entspannt und sicher. Ihre
tiefen dunklen Augen blickten Horza aus dem schmalen,
feingezeichneten Gesicht an, und ihr rotes Haar – es wurde jetzt
schwarz – schimmerte im Licht der Kabine.
    »Kapitän Horza?« sagte sie lächelnd und
kreuzte die langfingrigen Hände auf ihrem Schoß. Sie trug
ein langes blaues Gewand, das einfachste Ding, das sie auf dem Schiff
hatte finden können. Es hatte der Frau Gow gehört.
    »Hallo, Balveda«, sagte Horza, der in einem losen
Morgenmantel auf dem Bett saß. Die ersten paar Tage war er in
seinem Anzug geblieben, aber wenn er auch bemerkenswert bequem war,
war er in den engen Räumen der Clear Air Turbulence doch
hinderlich und lästig, und so hatte er ihn für die Reise
abgelegt.
    Schon wollte er Balveda etwas zu trinken anbieten, doch irgendwie,
weil es das war, was Kraiklyn mit ihm gemacht hatte, schien es ihm
nicht das Richtige zu sein.
    »Was gibt es, Horza?« fragte Balveda.
    »Ich wollte nur… sehen, wie es Ihnen geht«,
antwortete er. Er hatte versucht, sich einzustudieren, was er sagen
wollte: Sie sei nicht in Gefahr, er empfinde Sympathie für sie,
und er sei sicher, daß ihr diesmal nichts Schlimmeres passieren
könne, als irgendwo interniert und vielleicht ausgetauscht zu
werden. Aber die Worte wollten nicht kommen.
    »Mir geht es gut.« Sie fuhr sich glättend mit der
Hand über das Haar und sah sich kurz in der Kabine um. »Ich
gebe mir Mühe, eine Muster-Gefangene zu sein, damit Sie keinen
Vorwand haben, mich über Bord zu werfen.« Sie
lächelte, aber wieder meinte er, eine gewisse Nervosität an
ihr zu bemerken. Trotzdem war er erleichtert.
    »Nein«, sagte er lachend und ließ den Kopf mit dem
Lachen auf den Schultern zurückschaukeln. »Das liegt nicht
in meiner Absicht. Sie sind sicher.«
    »Bis wir zu Schars Welt kommen?« fragte sie ruhig.
    »Danach auch«, versicherte er.
    Balveda blinzelte nachdenklich. »Hmm, gut.« Sie sah ihm
in die Augen.
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin überzeugt, Sie
würden das gleiche für mich tun.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte sie und nickte, und er
konnte nicht sagen, ob sie log oder nicht. »Ich finde nur, es
ist ein Jammer, daß wir auf verschiedenen Seiten
stehen.«
    »Es ist ein Jammer, daß wir alle auf
verschiedenen Seiten stehen, Balveda.«
    »Nun…« – von neuem verschlang sie die
Hände auf dem Schoß –, »es gibt eine Theorie,
daß die Seite, auf der zu stehen wir glauben, diejenige ist,
die letzten Endes auf jeden Fall triumphieren wird.«
    »Was für eine Seite ist denn das?« Er grinste.
»Wahrheit und Gerechtigkeit?«
    »Im Grunde weder – noch.« Sie lächelte, ohne
ihn anzusehen. »Einfach… einfach das Leben. Die Evolution,
von der Sie gesprochen haben. Sie sagten, die Kultur sei in

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