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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mißtrauisch an.
    »Es können gar keine Idiraner sein«, antwortete
Horza. »Sie haben verdammt viel Glück gehabt, daß sie
nach dem, was der Dra’Azon ihnen antat, noch am Leben sind, und
nicht einmal die Idiraner würden es riskieren, weitere Truppen
loszuschicken, nachdem sie gesehen haben, was dem ersten Haufen
passiert ist.«
    »Aber das bedeutet, daß sie seit Monaten hier
sind«, stöhnte Dorolow. »Wie sollen wir etwas finden,
wenn sie die ganze Zeit gesucht und nichts gefunden haben?«
    »Vielleicht haben sie es gefunden.« Horza breitete die
Arme weit aus und lächelte die Frau an. Er legte eine Spur
Sarkasmus in seine Stimme. »Aber wenn sie es nicht gefunden
haben, ist der Grund höchstwahrscheinlich der, daß ihnen
keine funktionierende Ausrüstung zur Verfügung steht. Sie
würden das ganze Kommando-System absuchen müssen.
    Außerdem, wenn dieses Warptier so schwer verletzt war, wie
ich hörte, können sie keine rechte Kontrolle mehr über
es gehabt haben. Sehr wahrscheinlich haben sie mehrere hundert
Kilometer von hier entfernt eine Bruchlandung gemacht und
mußten durch den Schnee hierher zu Fuß latschen. In dem
Fall sind sie vielleicht erst ein paar Tage da.«
    »Ich kann nicht glauben, daß der Gott das zulassen
würde«, sagte Dorolow, schüttelte den Kopf und
betrachtete die Tischplatte vor ihr. »Es muß etwas anderes
hinter all dem stecken. Ich habe seine Macht und… und seine Güte gespürt, als wir durch die Barriere kamen. Er
würde nicht erlauben, daß diese armen Leute einfach so
niedergeschossen werden.«
    Horza rollte die Augen gen Himmel. »Dorolow…«
– er beugte sich vor und pflanzte die Fingerknöchel auf den
Tisch –, »die Dra’Azon sind sich kaum bewußt,
daß ein Krieg stattfindet. Individuen sind ihnen
scheißegal. Sie kennen Tod und Vergänglichkeit, aber weder
Hoffnung noch Glauben. Solange die Idiraner oder wir das
Kommando-System nicht beschädigen und den Planeten nicht
wegpusten, interessieren sie sich überhaupt nicht dafür,
wer lebt oder stirbt.«
    Dorolow schwieg, aber sie war nicht überzeugt. Horza richtete
sich auf. Seine Worte klangen gut; er hatte den Eindruck, die
Söldner würden ihm folgen, aber in seinem Innern, tiefer
als die Stelle, von der die Worte kamen, fühlte er sich nicht
beteiligter und nicht lebendiger als die schneebedeckte Ebene
draußen.
    Er war mit Wubslin und Neisin noch einmal in den Tunneln gewesen.
Sie hatten den Abschnitt mit den Wohnquartieren untersucht und
weitere Beweise gefunden, daß dort Idiraner gehaust hatten. Es
sah aus, als sei eine sehr kleine Truppe – ein oder zwei
Idiraner und vielleicht ein halbes Dutzend Medjel – für
eine Weile in der Wandler-Basis geblieben, nachdem sie sie
eingenommen hatten.
    Offenbar hatten sie eine Menge gefriergetrockneter Notrationen
mitgenommen, dazu die beiden Laser-Gewehre, die paar kleinen
Pistolen, die die Wandler-Basis hatte besitzen dürfen, und die
vier tragbaren Kommunikationsgeräte aus dem Lagerraum.
    Horza hatte die toten Wandler mit Reflektor-Folie zugedeckt, die
sie in der Basis gefunden hatten, und dem toten Medjel den Halbanzug
ausgezogen. Sie hatten nachgesehen, ob das Flugzeug noch zu verwenden
war. Das war es nicht; sein Mikro-Reaktor war teilweise ausgebaut und
dabei schwer beschädigt worden. Wie fast alles andere in der
Basis war es ohne Energie. Zurück an Bord der Clear Air
Turbulence hatten Horza und Wubslin den Anzug des Medjels seziert
und den kaum merklichen, aber nicht zu reparierenden Schaden
entdeckt, der ihm zugefügt worden war.
    Die ganze Zeit, wenn Horza sich nicht gerade Sorgen um ihre
Chancen und Möglichkeiten machte, in jedem Augenblick, den er
aufhörte, sich auf unmittelbare Aufgaben zu konzentrieren, sah
er ein hartes und gefrorenes Gesicht vor sich. Es lag im rechten
Winkel zu dem Körper, an dem es befestigt war, und es hatte
Rauhreif auf den Wimpern.
    Er versuchte, nicht an sie zu denken. Das hatte keinen Sinn; er
konnte nichts mehr für sie tun. Er mußte weitermachen, er
mußte diese Sache durchstehen, jetzt erst recht.
    Lange Zeit hatte er sich überlegt, was er mit den
übrigen Leuten auf der Clear Air Turbulence anfangen
sollte, und war zu dem Schluß gekommen, sie alle in das
Kommando-System mitzunehmen.
    Balveda bereitete ihm auch Kopfschmerzen. Wenn sie an Bord blieb,
würde er sich nicht sicher fühlen, auch wenn er die ganze
Crew zurückließe, um auf sie aufzupassen. Außerdem
sollten die besten Kämpfer bei ihm sein und nicht auf

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