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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aus
Plastik-Planken, die den Tunnel abschloß und zeigte, wo die
Unterkünfte für die Menschen der Wandler-Basis
begannen.
    Neben dem kleinen Flugzeug lagen vier Leichen.
    Nichts bewegte sich.
    Horza wurde die Kehle eng. Er schluckte heftig, dann steckte er
den Fernsensor wieder an den Helm. Er ging über den Boden aus
geschmolzenem Stein zu den Leichen.
    Zwei trugen leichte, ungepanzerte Anzüge. Es waren beides
Männer, und er kannte sie nicht. Einer war mit einem Laser
erschossen worden. Der Strahl hatte den Anzug geöffnet, so
daß geschmolzenes Metall und geschmolzene Plastik sich mit den
Eingeweiden und dem Fleisch drinnen vermischt hatten; das Loch hatte
einen Durchmesser von einem halben Meter. Der andere Mann hatte
keinen Kopf mehr. Seine Arme waren steif vor seinem Körper
ausgestreckt, als wolle er etwas umarmen.
    Da war noch ein Mann, der leichte, lose Kleidung trug. Ihm war der
Schädel von hinten eingeschlagen worden, und mindestens ein Arm
war gebrochen. Er lag auf der Seite, so tot und gefroren wie die
beiden anderen. Horza kannte den Mann, nur wollte ihm im Augenblick
sein Name nicht einfallen.
    Kierachell mußte im Schlaf gestorben sein. Ihr schlanker
Körper lag gerade ausgestreckt in einem blauen Nachtgewand, die
Augen waren geschlossen, das Gesicht war friedlich.
    Ihr war der Hals gebrochen worden.
    Horza blickte eine Weile auf sie nieder, dann zog er einen
Handschuh aus und beugte sich über sie. Rauhreif lag auf ihren
Wimpern. Er spürte innerhalb des Anzugs den
Handgelenkverschluß, der seinen Unterarm eng umspannte, und die
dünne kalte Luft, der seine Hand ausgesetzt war.
    Ihre Haut war hart. Ihr Haar war immer noch weich, und er
ließ es durch seine Finger gleiten. Es war röter, als er
sich erinnerte, aber das mochte die Wirkung der Helmsichtscheibe
sein, die das spärliche Licht des dunklen Tunnels
verstärkte. Vielleicht sollte er auch den Helm abnehmen, um sie
besser zu sehen, und die Helmscheinwerfer benutzen…
    Er schüttelte den Kopf, wandte sich ab.
    Vorsichtig, nachdem er gehorcht hatte, ob irgendein Geräusch
durch die Wand drang, öffnete er die Tür zu den
Unterkünften.
    In dem offenen Abschnitt mit der gewölbten Decke, wo die
Wandler ihre Kleidung für den Aufenthalt im Freien, ihre
Anzüge und ein paar kleinere Ausrüstungsgegenstände
aufbewahrt hatten, zeigte nur wenig, daß die Anlage
überrannt worden war. Tiefer in den Wohnquartieren fand Horza
Spuren eines Kampfes: getrocknetes Blut, Brandspuren von
Laserschüssen, und im Kontrollraum, wo die Systeme der Basis
überwacht wurden, hatte es eine Explosion gegeben. Es sah aus,
als sei eine kleine Granate unter dem Kontrollpaneel hochgegangen.
Das erklärte den Ausfall der Heizung und die Notbeleuchtung. Aus
einigen Werkzeugen, Ersatzteilen und Drähten, die herumlagen,
ließ sich schließen, daß jemand versucht hatte, den
Schaden zu reparieren.
    In zwei der Kabinen fand Horza Spuren, daß Idiraner sie
benutzt hatten. Die Räume waren vollständig ausgeräumt
und in die Wände religiöse Symbole eingebrannt worden. In
einem anderen Raum war der Fußboden mit einem weichen, dicken
Belag wie trockene Gelatine versehen. In dem Material befanden sich
sechs lange Einkerbungen, und es roch nach Medjel. In Kierachells
Zimmer war nur das Bett unordentlich. Sonst hatte es sich wenig
verändert.
    Er verließ das Zimmer und ging bis zum hinteren Ende der
Wohnquartiere durch, wo eine weitere Wand aus Plastik-Bohlen den
Beginn der Tunnel markierte.
    Vorsichtig öffnete er die Tür.
    Ein totes Medjel lag genau davor. Sein langer Körper zeigte
den Tunnel hinunter zu den wartenden Schächten. Horza sah es
sich genau an, untersuchte es kurz (mausetot, gefroren), dann
stieß er es an, und schließlich schoß er es durch
den Kopf, nur um ganz sicher zu gehen.
    Es trug die Standard-Uniform der zur Flotte gehörenden
Bodentruppen, und es war schon vor geraumer Zeit verwundet worden,
schwer. Bevor es an seinen Wunden starb und gefror, mußte es
schon an Erfrierungen gelitten haben. Es war männlich, ergraut,
die grün-braune Haut lederig vor Alter, das lange
Schnauzengesicht und die kleinen, zarten Hände von tiefen Falten
durchzogen.
    Horza spähte in den dunklen Tunnel.
    Mit einem glatten Fußboden aus geschmolzenem Stein und
glatten, überwölbten Wänden lief der Tunnel in den
Berghang hinein. Explosionssichere Türen bildeten Rippen an
seinen Flanken. Einschnitte in Boden und Decke markierten ihre
Halterungen. Horza erkannte die Türen

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