Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
der Aufzugschächte
und die Anlegestellen für die Wartungsrohrkapseln. Er ging
weiter, bis er zu den Zugangsschächten kam. Die Aufzüge
waren alle am Boden; das Transit-Rohr war abgeschlossen. Anscheinend
hatte keins der Systeme Energie. Er drehte sich um und kehrte zu den
Wohnquartieren zurück, durchquerte sie, ging an den Leichen und
dem Flugzeug vorbei, ohne ihnen einen Blick zu widmen, und kam
schließlich hinaus ins Freie.
    Neben dem Tunneleingang setzte er sich in den Schnee, den
Rücken an den Fels gelehnt. Sie sahen ihn von der CAT aus, und Yalson rief: »Horza! Bist du in Ordnung?«
    »Nein.« Er schaltete das Lasergewehr ab. »Nein, bin
ich nicht.«
    »Was ist los?« fragte Yalson schnell. Horza nahm den
Anzughelm ab und legte ihn neben sich in den Schnee. Die kalte Luft
saugte die Wärme aus seinem Gesicht, und das Atmen machte ihm in
der dünnen Atmosphäre Mühe.
    »Es ist Tod hier«, sagte er zu dem wolkenlosen
Himmel.

 
     
ZEHNTER TEIL

----
     
     
Das Kommando-System:
Batholit

»Man nennt es einen Batholiten: einen granitischen
Einschluß, der wie eine geschmolzene Blase in das
sedimentäre und metamorphische Gestein, das bereits vor hundert
Millionen Jahren hier war, hochstieg.
    Vor elftausend Jahren bauten die Planetenbewohner darin das
Kommando-System. Sie hofften, der Fels stelle einen ausreichenden
Schutz vor atomaren Gefechtsköpfen dar.
    Sie bauten neun Bahnhöfe und acht Züge. Der Gedanke
dabei war, daß die Politicos und militärischen Chefs in
dem einen Zug, ihre Stellvertreter und Bevollmächtigten in einem
anderen sitzen sollten. Im Falle eines Krieges würden alle acht
Züge in den Tunneln umherfahren und von den Bahnhöfen aus
Befehle über gesicherte Kommunikationsleitungen an
Empfängerstationen durchgeben, die überall im Staat auf der
Oberfläche angelegt waren. Dem Feind sollte es schwerfallen, den
Granit – und noch dazu in dieser Tiefe – zu sprengen, aber
etwas so verhältnismäßig Kleines wie einen Bahnhof zu
treffen, würde noch schwieriger sein, und er konnte niemals
Gewißheit haben, ob gerade ein Zug in dem Bahnhof hielt und ob
er, falls ja, besetzt wäre. Zu allem Übrigen würde er
dann auch noch den Zug mit der Ersatzmannschaft vernichten
müssen.
    Sie alle kamen durch die biologische Kriegsführung ums Leben.
Irgendwann zwischen damals und der Zeit vor zehntausend Jahren trafen
die Dra’Azon ein, pumpten die Luft aus den Tunneln und ersetzten
sie durch träges Gas. Vor siebentausend Jahren brach eine neue
Eiszeit an, und rund viertausend Jahre danach war der Planet so kalt
geworden, daß Mr. Adäquat das Argon auspumpte und die
Atmosphäre des Planeten wieder einließ. Sie ist so
trocken, daß in den Tunneln drei Jahrtausende lang nichts
gerostet ist.
    Vor etwa dreieinhalbtausend Jahren trafen die Dra’Azon eine
Vereinbarung mit den meisten der rivalisierenden Föderationen in
der Galaxis, nach der Schiffe in Raumnot die Stille Barriere
durchqueren dürfen. Politisch neutralen, relativ machtlosen
Spezies wurde erlaubt, auf den meisten Planeten der Toten kleine
Basen zu errichten, um diesen Schiffen helfen zu können und
– so nehme ich an – den Leuten, die schon immer wissen
wollten, wie es auf diesen Planeten aussieht, einen Brocken an
Information zukommen zu lassen. Auf Schars Welt war es jedenfalls so,
daß Mr. Adäquat uns jedes Jahr eine eingehende
Besichtigung des Kommando-Systems erlaubte und ein Auge zukniff, wenn
wir inoffiziell hinunterstiegen. Es hat jedoch nie jemand unzerhackte
Aufzeichnungen irgendwelcher Art aus den Tunneln nach oben
gebracht.
    Der Eingang ist hier, an der Grundlinie der Halbinsel, oberhalb
von Bahnhof Vier, einem der drei Hauptbahnhöfe – die
anderen sind Eins und Sieben –, wo es Werkstätten für
Reparatur und Wartung gibt. In Vier, Drei und Fünf stehen keine
Züge. Zwei Züge stehen in Bahnhof Eins, zwei in Sieben, je
einer in den übrigen. Wenigstens sind das die Standorte, wo sie
sein müßten. Natürlich können die Idiraner sie
bewegt haben, was ich allerdings bezweifele.
    Die Bahnhöfe liegen fünfundzwanzig bis
fünfunddreißig Kilometer auseinander und sind durch
Zwillingstunnel verbunden, die nur in den Bahnhöfen
zusammentreffen. Das ganze System ist in rund fünf Kilometern
Tiefe vergraben.
    Wir werden uns alle mit Lasern bewaffnen… dazu mit einem
Nervenlähmer und Düppelstreifengranaten zu unserem Schutz
– nichts Schwererem. Neisin kann sein Projektil-Gewehr
mitnehmen; die Kugeln, die er hat, sind

Weitere Kostenlose Bücher