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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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paar Plasma-Bolzen abbekommen; die
spiralförmigen Male bildeten schwarze Narben auf der grauen
Oberfläche. Mißtrauisch spähte sie zu den hinteren
Zugangsrampen hoch, wo der eine Idiraner festsaß. Aber er
bewegte sich nicht mehr. Yalson öffnete ihre Sichtscheibe.
»Bist du in Ordnung?« erkundigte sie sich bei Horza.
    »Ja. Ein bißchen benommen. Kopfschmerzen«,
antwortete er. Yalson nickte. Dann ging sie dahin, wo Neisin lag.
    Neisin war noch knapp am Leben. Sein Gewehr war explodiert und
hatte ihm Brust, Arme und Gesicht mit Schrapnellen durchsiebt. Ein
Stöhnen gurgelte aus den blutigen Ruinen seines Gesichts.
»Gottverdammt«, sagte Yalson. Sie holte ein kleines
Erste-Hilfe-Päckchen aus ihrem Anzug und streckte die Hand durch
das, was von Neisins Sichtscheibe übrig war, um dem halb
bewußtlosen Mann eine schmerzstillende Spritze in den Hals zu
geben.
    »Was ist geschehen?« fragte Avigers dünne Stimme
aus Yalsons Helm. »Ist die Gefahr vorbei?« Yalson sah Horza
an, der die Achseln zuckte, dann nickte.
    »Ja, sie ist vorbei, Aviger«, antwortete Yalson.
»Du kannst herkommen.«
    »Ich habe Balveda mein Anzug-Mikrophon benutzen lassen. Sie
sagte, sie…«
    »Wir haben es gehört«, unterbrach Yalson ihn.
    »Etwas über einen… ›Rohrkrepierer‹? Ist
das richtig…?« Horza hörte, daß Balvedas
gedämpfte Stimme es bestätigte.
    »Sie meinte, Neisins Gewehr könne explodieren oder so
etwas.«
    »Nun, es ist explodiert«, teilte Yalson ihm mit.
»Er sieht ziemlich schlimm aus.« Sie sah zu Wubslin
hinüber, der Dorolows Hand zurücklegte. »Dorolow hat
es erwischt, Aviger.« Der alte Mann schwieg einen Augenblick
lang, dann fragte er:
    »Und Horza?«
    »Ihm ist Plasma um den Helm geflogen. Anzugschaden, keine
Kommunikation. Er wird am Leben bleiben.« Yalson unterbrach
sich, seufzte. »Es sieht aber so aus, als hätten wir das
Gehirn verloren; es verschwand.«
    Aviger wartete wieder ein paar Sekunden, bevor er mit zitternder
Stimme feststellte: »Eine hübsche Schweinerei. Fix rein,
fix raus. Ein weiterer Triumph. Unser Wandler-Freund macht da weiter,
wo Kraiklyn aufgehört hat!« Seine Stimme war vor Wut immer
höher gestiegen. Er schaltete den Sendeempfänger ab.
    Yalson sah Horza an, schüttelte den Kopf und meinte:
»Das alte Arschloch.«
    Wubslin kniete immer noch bei Dorolows Leiche. Sie hörten ihn
zweimal schluchzen, bevor auch er sich aus dem offenen Kanal
ausschaltete. Neisins langsamer werdender Atem kam röchelnd
durch eine Maske aus Blut und zerfetztem Fleisch.
     
    Yalson schlug das Zeichen der Flamme über dem roten Nebel,
der Dorolows Gesicht verbarg, und deckte die Leiche dann mit einer
Folie von der Palette zu. Horzas Ohren hörten auf zu klingen,
sein Kopf klärte sich. Balveda, von dem Fesselharnisch befreit,
sah zu, wie der Wandler sich um Neisin kümmerte. In ihrer
Nähe stand Aviger mit Wubslin, dessen Armwunde bereits behandelt
worden war. »Ich habe das Geräusch gehört«,
erklärte Balveda. »Es ist ein
unmißverständliches Geräusch.«
    Wubslin hatte gefragt, warum Neisins Gewehr explodiert sei und
woher Balveda gewußt habe, daß das passieren werde.
    »Ich hätte es auch erkannt, wenn ich keinen Schlag auf
den Kopf bekommen hätte«, sagte Horza. Er löste
vorsichtig Bruchstücke der Sichtscheibe aus dem Gesicht des
bewußtlosen Mannes, sprühte Haut-Gel auf die Stellen, aus
denen Blut drang. Neisin war im Schock, lag wahrscheinlich im
Sterben, aber sie konnten ihn nicht einmal aus dem Anzug holen;
zuviel Blut hatte sich zwischen seinem Körper und dem
Anzugmaterial verklumpt. Es würde die vielen kleinen Punkturen
recht wirksam verstopfen, bis man den Anzug entfernte, aber dann
würde Neisin an zu vielen Stellen zu bluten beginnen, als
daß sie damit hätten fertig werden können. Deshalb
mußten sie ihn in dem Ding lassen, als seien der Mensch und die
Maschine in diesem gemeinsamen Unglück ein einziger
zerbrechlicher Organismus geworden.
    »Aber was ist geschehen?« fragte Wubslin.
    »Der Lauf seines Gewehrs explodierte«, antwortete Horza.
»Er benutzte Projektile, die für die Detonation nur einen
verhältnismäßig weichen Aufschlag brauchen. Den
lieferte ihnen schon die Druckwelle von den Kugeln weiter vorn im
Lauf, nicht erst das Ziel. Neisin hörte nicht auf zu
schießen, deshalb zog sich die Wellenfront von der Mündung
weit in den Lauf des Gewehrs zurück.«
    »Die Gewehre haben Sensoren, die so etwas verhindern
sollen«, setzte Balveda hinzu und zuckte

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