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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mitfühlend vor
Schmerz zusammen, als Horza einen langen Splitter der Sichtscheibe
aus einer Augenhöhle zog. »Vermutlich hat seiner nicht
funktioniert.«
    »Ich habe ihm doch gesagt, das Gewehr sei zu verdammt billig,
als er es kaufte.« Yalson kam herbei und stellte sich neben
Horza.
    »Der arme Teufel«, sagte Wubslin.
    »Noch zwei tot«, verkündete Aviger. »Ich
hoffe, Sie sind glücklich, Mr. Horza. Ich hoffe, es freut Sie,
was Ihre ›Verbündeten‹ alles…«
    »Aviger«, fiel Yalson ruhig ein, »halt den
Mund!« Der alte Mann sah sie für eine Sekunde finster an,
dann stapfte er davon. Bei Dorolow blieb er stehen und sah sie
an.
    Unaha-Closp schwebte von der hinteren Zugangsrampe herunter.
»Dieser Idiraner da oben…« – er schraubte die
Stimme hoch, um leichte Überraschung anzuzeigen –,
»der lebt noch. Es liegen ein paar Tonnen Schutt auf ihm, aber
er atmet.«
    »Was ist mit dem anderen?« fragte Horza.
    »Keine Ahnung. Ich hatte keine Lust, zu nahe heranzugehen; da
oben ist es schrecklich schmutzig.«
    Horza überließ es Yalson, sich um Neisin zu
kümmern, und ging über den von Trümmern
übersäten Bahnsteig zu der zerschossenen hinteren
Zugangsbrücke.
    Sein Kopf war bloß. Der Helm seines Anzugs war ruiniert, und
der Anzug selbst hatte sein Antigrav, seine motorische Energie und
den größten Teil seiner Sinne verloren. Die Lampen wurden
noch von dem Notstromaggregat gespeist, ebenso der kleine
Tochterschirm, der in das eine Handgelenk eingelassen war. Der
Massen-Sensor des Anzugs war beschädigt; der Handgelenkschirm
füllte sich mit Störflecken, wenn man ihn mit dem Sensor
verband, und der Reaktor des Zuges war kaum noch zu erkennen.
    Horzas Gewehr war noch in Ordnung – was immer ihm das
nützen sollte.
    Am Fuß der Rampen blieb er stehen. Immer noch strahlte Hitze
aus den metallenen Stützbeinen, wo die Laserschüsse sie
getroffen hatten. Horza holte tief Atem und stieg die Rampe zu dem
Idiraner hoch. Der massige Kopf ragte aus den Trümmern heraus,
eingeklemmt zwischen den beiden Ebenen. Langsam wandte sich der
Idiraner Horza zu, stemmte einen Arm gegen die Trümmer, die sich
knarrend bewegten. Dann zog der Krieger den Arm unter dem auf ihm
lastenden Metall hervor, löste den verschrammten Kampfhelm und
ließ ihn zu Boden fallen. Das große Sattel-Gesicht
blickte zu dem Wandler auf.
    »Die Grüße des Schlachttages«, sagte Horza in
sorgfältigem Idiranisch.
    »Ho!« dröhnte der Idiraner. »Der Kleine
spricht unsere Sprache.«
    »Ich stehe sogar auf Ihrer Seite, obwohl ich nicht erwarte,
daß Sie das glauben. Ich gehöre zu der
Nachrichtendienst-Abteilung des Ersten Marine-Dominats unter dem
Querl Xoralundra.« Horza setzte sich auf der Rampe hin und war
jetzt fast auf einer Höhe mit dem Gesicht des Idiraners.
»Ich wurde hergeschickt, um zu versuchen, das Gehirn zu
bergen«, fuhr er fort.
    »Wirklich?« staunte der Idiraner. »Zu schade; ich
glaube, mein Kamerad hat es vorhin zerstört.«
    »So hörte ich es.« Er richtete das Laser-Gewehr auf
das große Gesicht, das zwischen den verdrehten Metallplanken
eingeklemmt war. »Ihr habt auch die Wandler oben in der Basis
›zerstört‹. Ich bin ein Wandler; deshalb haben
unsere gemeinsamen Herren mich hergeschickt. Warum mußtet ihr
meine Leute töten?«
    »Was konnten wir anderes tun, Mensch?« fragte der
Idiraner ungeduldig. »Sie stellten ein Hindernis dar. Wir
brauchten ihre Waffen. Sie hätten versucht, uns aufzuhalten. Wir
waren zu wenige, als daß wir sie hätten bewachen
können.« Das Wesen sprach mühsam; es mußte gegen
das Gewicht der Rampe ankämpfen, die ihm den Rumpf und den
Brustkorb eindrückte. Horza zielte mit dem Gewehr genau auf das
Gesicht des Idiraners.
    »Du Schurke! Ich sollte dir auf der Stelle deinen verdammten
Kopf wegpusten.«
    »Tu das, Zwerg!« Lächelnd spreizte der Idiraner die
harten Doppellippen. »Mein Kamerad ist bereits tapfer gefallen;
Quayanorl hat seine lange Reise durch die Obere Welt angetreten. Ich
bin gleichzeitig Gefangener und Sieger, und wenn du mir den Trost des
Gewehrs anbietest, werde ich die Augen nicht schließen,
Mensch.«
    »Das brauchen Sie nicht.« Horza ließ das Gewehr
sinken. Er blickte durch die Dunkelheit des Bahnhofs zu Dorolows
Leiche hinüber, dann zu dem trüben, rauchverschleierten
Licht in der Ferne. Nase und Kontrolldeck des Zuges glühten
schwach und leuchteten die leere Stelle des Bodens an, wo das Gehirn
gewesen war. Er wandte sich wieder dem Idiraner zu. »Ich

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