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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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der
Tür eines großen Schlafsaals für die längst
toten Leute, die im Kommando-System gearbeitet hatten. Balveda
probierte eins der Netze aus. Sie waren wie offene Hängematten
zwischen Reihen von Stangen aufgehängt, die an der Decke
angebracht waren. Vielleicht hundert davon füllten den Raum wie
Fischernetze, die zum Trocknen ausgespannt sind.
    »Ich könnte mir denken, daß sie sie bequem
gefunden haben«, meinte Horza. Er sah sich um. Nirgendwo
hätte das Gehirn sich verstecken können. »Gehen
wir!« sagte er. »Balveda, kommen Sie.«
    Balveda ließ eines der Netzbetten schaukelnd zurück.
Sie hätte gern gewußt, ob es hier irgendwelche noch
funktionierenden Bäder oder Duschen gab.
     
    Er faßte auf die Konsole. Er zog mit ganzer Kraft und
brachte seinen Kopf auf den Sitz. Seine Nackenmuskeln ebenso wie
seinen schmerzenden, schwachen Arm benutzend, hebelte er sich hinauf.
Er schob und drehte seinen Rumpf herum. Eins seiner Beine blieb an
der Unterseite des Sitzes hängen. Er keuchte und wäre
beinahe wieder hinuntergefallen. Doch endlich saß er oben.
    Er sah über die dichtgedrängten Kontrollen durch das
Panzerglas in den breiten Tunnel hinter der Nase des Zuges. An den
schwarzen Wänden leuchteten Lampen; stählerne Schienen
schlängelten sich glitzernd in die Ferne.
    Quayanorl betrachtete diesen stillen, ruhigen Ort, und ein
kleines, grimmiges Siegesgefühl überkam ihn. Soeben war ihm
eingefallen, warum er hergekrochen war.
     
    »Das wäre es dann?« fragte Yalson. Sie waren in dem
Kontrollraum, wo die komplexen Funktionen des Bahnhofs selbst
überwacht wurden. Horza hatte ein paar Schirme eingeschaltet und
Zahlen nachgeprüft, und jetzt saß er an einer Konsole und
benutzte die ferngesteuerten Kameras des Bahnhofs, um einen letzten
Blick über die Korridore und Räume, die Tunnel und
Schächte und Höhlen zu werfen. Balveda hockte auf einem
zweiten großen Sitz. Sie baumelte mit den Beinen und sah aus
wie ein Kind auf einem Sessel für Erwachsene.
    »Das wäre es«, bestätigte Horza. »Der
Bahnhof scheidet aus; falls es nicht in einem der Züge steckt,
ist das Gehirn nicht hier.« Er schaltete auf Kameras in den
anderen Bahnhöfen um und ging sie in aufsteigender Ordnung
durch. Bei Bahnhof Fünf hielt er inne und blickte von dem
Höhlendach auf die Leichen der vier Medjel und die Trümmer
des primitiven Waffenwagens nieder, den das Gehirn gebaut hatte. Dann
probierte er die Dach-Kamera in Bahnhof Sechs aus…
     
    Sie haben mich noch nicht gefunden. Ich kann sie nicht richtig
hören. Alles, was ich hören kann, sind ihre kleinen
Schritte. Ich weiß, sie sind hier, aber ich kann nicht sagen,
was sie tun. Täusche ich sie? Ich habe einen Massen-Sensor
entdeckt, dann verschwand sein Signal wieder. Da ist noch einer. Sie
haben ihn hier bei sich, er kann jedoch nicht richtig funktionieren.
Vielleicht habe ich sie getäuscht, wie ich hoffte, und der Zug
rettet mich. Welche Ironie.
    Es könnte sein, daß sie einen Idiraner
gefangengenommen haben. Ich hörte einen anderen Rhythmus aus
ihren Schritten heraus. Gehen sie alle zu Fuß, oder haben
einige Antigrav-Geräte? Wie sind sie hergekommen? Könnten
es die Wandler von der Oberfläche sein?
    Ich würde meinen halben Gedächtnisspeicher für
einen neuen Roboter geben. Ich bin in einem Versteck, aber auch in
einer Falle. Ich kann nicht sehen, und ich kann nicht richtig
hören. Ich kann nichts weiter als fühlen. Das hasse ich.
Ich wünschte, ich wüßte, was vor sich geht.
     
    Quayanorl starrte auf die Kontrollen. Er und Xoxarle hatten schon
eine Menge ihrer Funktionen herausgefunden, bevor die Menschen
eintrafen. Jetzt mußte er versuchen, sich an alles zu erinnern.
Was mußte er als erstes tun? Auf dem für eine fremde Rasse
gestalteten Sitz unsicher schaukelnd, streckte er den Arm aus. Er
legte eine Reihe von Schaltern um. Lichter flackerten; er hörte
klickende Geräusche.
    Es war so schwer, sich zu erinnern. Er berührte Hebel und
Schalter und Knöpfe. Meßgeräte und Skalenscheiben
sprangen auf neue Werte über. Schirme flackerten; Zahlen
begannen zu blinken. Hohe Quietsch- und Piepslaute ertönten. Er
meinte, auf der richtigen Spur zu sein, aber er war sich nicht
sicher.
    Einige der Kontrollen waren zu weit weg, und er mußte sich
halb auf die Konsole hinaufziehen, um sie zu erreichen. Dabei gab er
sorgsam acht, nichts an den Kontrollen zu verändern, die er
bereits eingestellt hatte. Dann schob er sich auf den Sitz
zurück.
    Der Zug schwirrte

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