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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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jetzt; er fühlte, daß er sich regte.
Motoren liefen, Luft zischte, Lautsprecher piepsten und klickten. Er
machte Fortschritte. Der Zug bewegte sich noch nicht, aber er brachte
ihn langsam dem Punkt näher, wo er sich bewegen würde.
    Allerdings wurde die Sicht verschwommen.
    Er blinzelte und schüttelte den Kopf, aber sein Auge war kurz
davor, zu versagen. Das Bild vor ihm wurde grau; er mußte dicht
an die Kontrollen und Schirme heranrücken. Die Lichter an der
Tunnelwand draußen, die sich in schwarze Ferne
zurückzogen, schienen trüber zu werden. Man hätte
glauben können, die Energie werde schwächer, aber er
wußte, daran lag es nicht. Der Kopf tat ihm weh, tief drinnen.
Wahrscheinlich war es die Blutleere, die vom Sitzen kam.
    Er starb schnell, und jetzt war noch mehr Grund zur Eile. Er
drückte die Knöpfe, bewegte ein paar Hebel. Der Zug
hätte anrucken müssen, aber er blieb stehen.
    Was gab es sonst noch zu tun? Er drehte sich auf seine blinde
Seite; leuchtende Tasten flackerten. Natürlich: die Türen.
Er schlug auf die entsprechenden Abschnitte der Konsole und
hörte polternde, gleitende Geräusche. Die meisten Tasten
erloschen. Aber nicht alle. Ein paar der Türen mußten
klemmen. Eine andere Kontrolle hob ihre Sicherheitsschaltungen auf;
die immer noch flackernden Tasten gingen aus.
    Er versuchte es von neuem.
    Langsam, wie ein Tier nach dem Winterschlaf, streckte sich der
Kommando-System-Zug in seiner ganzen Länge von dreihundert
Metern. Die Wagen rollten ein bißchen enger zusammen, machten
sich bereit.
    Quayanorl spürte die leichte Bewegung und hätte am
liebsten gelacht. Es klappte. Wahrscheinlich hatte er zuviel Zeit
gebraucht, wahrscheinlich war es jetzt zu spät, aber wenigstens
hatte er vollbracht, was zu tun er losgezogen war, trotz der gegen
ihn stehenden Wahrscheinlichkeit, trotz seiner Schmerzen. Er hatte
den Befehl über das lange Silbertier übernommen, und wenn
er jetzt nur ein kleines bißchen Glück hatte, würde
er den Menschen zumindest etwas zu denken geben. Und dem
Barrieren-Tier zeigen, was er von seinem kostbaren Monument
hielt.
    Nervös, voller Angst, daß es ihm nach all seinen
Mühen und Qualen immer noch mißlingen könne,
faßte er den Hebel, der, wie er und Xoxarle entschieden hatten,
die Energie für die Hauptradmotoren kontrollierte. Dann schob er
ihn auf die Startmarke. Der Zug erschauerte, stöhnte, fuhr aber
nicht.
    Sein eines Auge, das nichts mehr sah als Grau, begann zu weinen,
ertrank in Tränen.
    Der Zug ruckte, ein Geräusch von reißendem Metall kam
von hinten. Quayanorl wäre fast aus dem Sitz geworfen worden. Er
mußte den Rand des Sitzes fassen, sich vorbeugen und den
Energiehebel, der auf »Aus« zurücksprang, von neuem
ergreifen. Das Brausen in seinem Kopf wuchs und wuchs; er zitterte
vor Erschöpfung und Aufregung; er schob den Hebel wieder
vor.
    Trümmer blockierten eine Tür. Das
Schweißgerät hing unter dem Reaktor-Wagen. Metallstreifen,
von der Hülle des Zuges gerissen, spreizten sich wie
ausgegangene Haare auf einem schlecht gebürsteten Mantel.
Schuttklumpen lagen neben beiden Zugangsbrücken auf den
Schienen, und eine ganze Rampe, auf der Xoxarle eine Weile gelegen
hatte, war in einen Wagen gekracht.
    Stöhnend und ächzend, als schmerzten ihn die Versuche,
sich in Bewegung zu setzen, ebenso wie Quayanorl die seinen, machte
der Zug wieder einen Satz vorwärts. Er bewegte sich um eine
halbe Drehung seiner Räder, dann blieb er stehen, als die
festgeklemmte Rampe gegen die Zugangsbrücke stieß. Ein
Winseln kam von den Zugmotoren. Im Kontrolldeck gingen Alarmsirenen
los, die meisten in zu hoher Tonlage, als daß der verletzte
Idiraner sie hätte hören können. Meßgeräte
blitzten, Nadeln kletterten in Gefahrenzonen, Schirme füllten
sich mit Informationen.
    Die Rampe begann, sich von dem Zug loszureißen, und
hinterließ eine gezackte Furche auf der Wagenoberfläche.
Langsam erzwang der Zug sich seinen Weg vorwärts.
    Quayanorl sah die Tunnelmündung näherkommen.
    Weitere Trümmer knirschten gegen die vordere
Zugangsbrücke. Das Schweißgerät unter dem
Reaktor-Wagen schrammte über den glatten Boden, bis es an die
Steineinfassung einer Inspektionsmulde stieß. Es zerbrach und
fiel auf den Boden der Mulde. Der Zug rammte sich langsam weiter.
    Mit einem mahlenden Geräusch fiel die Rampe, die an der
hinteren Zugangsbrücke hängengeblieben war, herunter, brach
Aluminium-Rippen und Stahlrohre, riß die Aluminium- und
Plastikhaut des Wagens ab,

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