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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mit der Faust auf das winzige Wesen, zerquetschte es,
rieb es in den dunklen Fels. Balveda blickte erstaunt drein. Yalsons
Stirnrunzeln vertiefte sich. Horza starrte auf den Fleck, der auf dem
Tunnelboden übriggeblieben war, wischte seinen Handschuh ab, sah
dann kleinlaut hoch.
    »Tut mir leid«, sagte er zu Balveda, als sei es ihm
peinlich. »… Konnte nicht umhin, an diese Fliege in der Zweck der Erfindung zu denken… Wie sich später
herausstellte, war es eins Ihrer Schoßtiere, wissen Sie
noch?« Er stand auf und ging schnell in den Bahnhof. Balveda
nickte, sah auf den kleinen Fleck auf dem Boden nieder.
    »Nun…« – sie hob eine Augenbraue –,
»das war auch eine Möglichkeit, seine Unschuld zu
beweisen.«
     
    Xoxarle sah den Mann und die beiden Frauen in den Bahnhof
zurückkehren. »Nichts gefunden, Kleiner?« fragte
er.
    »Eine Menge, Sektionsführer«, erwiderte Horza, trat
zu Xoxarle und überprüfte seine Fesseln.
    Xoxarle grunzte. »Sie sind immer noch ziemlich fest,
Verbündeter.«
    »Welch ein Jammer«, konterte Horza. »Versuchen Sie,
kräftig auszuatmen.«
    »Ha!« lachte Xoxarle und fürchtete, der Mann habe
die Wahrheit erraten. Aber der Mensch wandte sich ab und sagte zu dem
alten Mann, der ihn bewacht hatte:
    »Aviger, wir steigen in den Zug. Leiste unserem Freund
Gesellschaft; gib dir Mühe, nicht einzuschlafen.«
    »Das ist kaum möglich, wo er die ganze Zeit
quatscht«, murrte der alte Mann.
    Die anderen drei Menschen bestiegen den Zug. Xoxarle sprach
weiter.
    In einem Abschnitt des Zuges waren erleuchtete Kartenschirme. Sie
zeigten, wie Schars Welt zu der Zeit ausgesehen hatte, als das
Kommando-System gebaut worden war, die Städte und die Staaten
auf den Kontinenten, die Ziele auf dem einen Staat auf dem einen
Kontinent, die Raketenabschußbasen, die
Luftwaffenstützpunkte und die Seehäfen, die den Erbauern
des Systems gehörten, auf einem anderen Staat, einem anderen
Kontinent.
    Zwei kleine Eiskappen waren zu sehen, aber der Rest des Planeten
war Steppe, Savanne, Wüste, Wald und Dschungel. Balveda wollte
stehenbleiben und sich die Karten ansehen, aber Horza zog sie weg und
durch eine weitere Tür, die zur Nase des Zugs führte. Im
Vorbeigehen schaltete der Wandler die Beleuchtung hinter den
Kartenschirmen aus, und die hellen Oberflächen aus blauen
Ozeanen, grünem, gelbem, braunem und orangefarbenem Land, blauen
Flüssen und roten Städten und Kommunikationslinien
verblaßten langsam in graue Dunkelheit.
    Oh-oh.
    Noch mehr Wesen im Zug. Drei, glaube ich. Sie gehen von hinten
nach vorn. Was nun?
     
    Xoxarle atmete ein, atmete aus. Er spannte die Muskeln, und die
Drähte glitten über seine Keratinplatten. Dann schlenderte
der alte Mann herbei, um ihn anzusehen, und er hörte damit
auf.
    »Du bist Aviger, nicht wahr?«
    »So nennt man mich«, antwortete der alte Mann. Er stand
da und betrachtete den Idiraner von den drei Füßen mit
ihren drei dicken Zehen und den runden Knöchelwulsten über
die wie gepolstert wirkenden Knie, den massigen Gürtel der
Beckenplatten und die flache Brust hinauf zu dem großen
Sattelkopf des Sektionsführers, der das breite Gesicht geneigt
hatte und auf den Menschen herabsah.
    »Hast du Angst, ich könnte fliehen?« rumpelte
Xoxarle.
    Aviger zuckte die Achseln und faßte sein Gewehr ein
bißchen fester. »Was interessiert mich das?« meinte
er. »Ich bin auch ein Gefangener. Dieser Verrückte
hält uns alle hier unten fest. Ich will nichts als umkehren.
Dies ist nicht mein Krieg.«
    »Eine sehr vernünftige Einstellung«, lobte Xoxarle.
»Ich wünschte, mehr Menschen würden sich klarmachen,
was ihre Sache ist und was nicht. Besonders was Kriege
betrifft.«
    »Na, ich glaube nicht, daß ihr besser seid.«
    »Dann laß uns sagen: anders.«
    »Sag, was du willst.« Wieder musterte Aviger den
Körper des Idiraners und sprach zu Xoxarles Brust. »Ich
wünschte nur, jeder würde sich um seine eigenen
Angelegenheiten kümmern. Aber ich glaube nicht, daß sich
etwas ändern wird. Alles wird in Tränen enden.«
    »Ich finde, du gehörst im Grunde nicht hierher,
Aviger.« Xoxarle nickte weise, langsam.
    »Das tut keiner von uns«, gab Aviger zurück.
    »Der Tapfere gehört dahin, wohin sein Entschluß
ihn führt.« Die Stimme des Idiraners hatte einige
Härte angenommen.
    Aviger sah in das breite, dunkle Gesicht über ihm hoch.
»Das mußt ausgerechnet du sagen!« Er drehte sich um
und kehrte zu der Palette zurück. Xoxarle sah ihm nach,
ließ schnell seine

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