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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zurückzuziehen.
    Das Gehirn krachte gegen die Seitenwand des Bahnhofs, rollte herum
und blieb in dem Winkel zwischen dem Boden und der geschwungenen Wand
liegen. Seine silberne Haut bebte und wurde trübe.
    Unaha-Closp wand sich durch die Luft, ging den Schüssen aus
dem Weg. Balveda kam unten an und rannte über den Bahnsteig. Der
Fächer aus Laser-Feuer, der aus dem fernen
Fußgängertunnel kam, zögerte zwischen ihr und der
fliegenden Gestalt Yalson. Dann schwang er sich hinauf und
schloß sich um die Frau in dem Anzug. Yalson schoß
zurück, aber das Laser-Feuer fand sie, ließ ihren Anzug
funkeln.
    Horza warf sich aus dem Zug, fiel aus dem sich langsam bewegenden
Wagen, schlug auf dem Steinboden auf, bekam keine Luft mehr, wurde
von dem reißenden Luftstrom umgeworfen. Er rannte
vorwärts, sobald er auf die Füße kommen konnte, und
feuerte durch den Hurrikan auf die andere Seite des Bahnhofs. Yalson
flog immer noch durch den Sturm und das knisternde Laser-Feuer.
    Licht flammte um das hintere Ende des Zuges auf, der sich jetzt
mit ein bißchen mehr als Schrittgeschwindigkeit aus dem Bahnhof
entfernte. Das Tosen des sich nähernden Zuges wurde immer
höher. Es übertönte jedes andere Geräusch, sogar
Explosionen und Schüsse, so daß alles innerhalb dieses
gewaltigen Schreis in geschockter Stille zu geschehen schien.
    Yalson fiel; ihr Anzug war beschädigt.
    Ihre Beine begannen zu laufen, noch bevor sie den Boden
berührten, und dann rannte sie auf die nächste Deckung zu.
Sie rannte auf das Gehirn zu, das trübsilbern an der Wand
lag.
    Und änderte ihre Meinung.
    Sie drehte ab, gerade als es ihr möglich gewesen wäre,
hinter das Gehirn zu hechten, und rannte an ihm vorbei zu den
Türen und Alkoven der Wand dahinter.
    Xoxarles Feuer traf sie in dem Augenblick, als sie sich drehte,
und diesmal konnte die Panzerung ihres Anzugs keine Energie mehr
absorbieren. Sie gab nach, das Laser-Feuer brach durch, als werde der
ganze Körper der Frau in Blitze gehüllt. Es warf sie in die
Luft, riß ihre Arme auseinander, trat ihr die Beine unter dem
Körper weg und schüttelte sie wie eine Puppe in der Faust
eines zornigen Kindes. Eine leuchtend rote Wolke brach aus ihrer
Brust und ihrem Unterleib.
    Der Zug fuhr auf.
    Er raste in den Bahnhof auf einer Flutwelle aus Lärm, er
brüllte aus dem Tunnel wie ein Donnerkeil aus Metall, er schien
den Raum zwischen der Tunnelmündung und dem langsam fahrenden
Zug vor ihm in einem einzigen Augenblick zu überwinden. Xoxarle,
der ihm am nächsten war, erhaschte einen flüchtigen Blick
auf die schlanke, schimmernde Nase des Zuges, bevor sie von hinten in
den anderen Zug hineinschmetterte.
    Er hätte nie geglaubt, daß es ein lauteres
Geräusch geben könne als den Lärm, den der Zug in dem
Tunnel gemacht hatte. Aber der Krach des Zusammenstoßes
überstieg selbst diese Kakophonie. Es war ein Stern aus
Geräusch, eine blendende Nova, wo vorher nur ein mattes
Glühen gewesen war.
    Der Zug fuhr mit mehr als einhundertundneunzig Kilometern pro
Stunde auf. Wubslins Zug hatte erst eine Wagenlänge in dem
Tunnel zurückgelegt und bewegte sich kaum schneller als im
Schrittempo.
    Der rasende Zug knallte in den letzten Wagen, hob und zermalmte
ihn in einem Sekundenbruchteil, knüllte ihn in das Tunneldach
und hämmerte seine Schichten aus Metall und Plastik zu einem
festen Packen zusammen, während sich seine Nase und sein erster
Wagen in dem gleichen Augenblick unter dem vorderen Zug
einwühlten, Räder zerschmetterten und Schienen brachen. Die
Metallhaut des Zuges flog in alle Richtungen wie Schrapnells einer
riesigen Granate.
    Der zweite Zug pflügte sich weiter in und unter den ersten,
rutschte und krachte zur Seite, als zerschmetterte Abschnitte beider
Züge an die Wandseite der Schienen flogen, drängte sie
beide in einem Wirrwarr aus reißendem Metall und gebrochenem
Stein in den Hauptteil des Bahnhofs, während die Wagen
gleichzeitig geknickt, gequetscht, langgezogen und aufgelöst
wurden.
    Die ganze Länge des rasenden Zuges ergoß sich weiter
aus dem Tunnel, Wagen schossen vorbei, strömten in das Chaos
wirbelnder Wrackteile vor ihnen, hoben es und krachten mit ihm
nieder. Flammen loderten auf und flackerten in dem detonierenden
Schutt, Funken stiegen wie Fontänen, Glas sprühte aus den
zerbrechenden Fenstern, Metallbänder peitschten gegen die
Wände.
    Xoxarle zog sich weiter in den Tunnel zurück, weg von dem
pulverisierenden Lärm.
    Wubslin fühlte den Zug auffahren. Es warf ihn in

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