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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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gerichtet. Ihre Hand bebte unter seinen
Schritten; sie glitt wieder ein Stück tiefer. »Horza!«
sagte sie noch einmal, so laut sie konnte.
    Der Wandler rannte vorbei, das Gesicht entschlossen, das Gewehr
hochhaltend, seine Stiefel hämmerten auf das Metalldeck
über ihr. Balveda blickte nach unten, ließ den Kopf
sinken. Sie schloß die Augen.
    Horza… Kraiklyn… dieser geriatrische
Außenwelt-Minister auf Sorpen… kein Stück oder Bild
von dem Wandler, nichts und niemand, was der Mann jemals gewesen war,
konnte den leisesten Wunsch haben, sie zu retten. Anscheinend hatte
Xoxarle gehofft, so etwas wie ein panhumanes Mitleid werde Horza
veranlassen, stehenzubleiben und sie hochzuziehen und so dem Idiraner
ein paar kostbare Sekunden mehr für seine Flucht zu geben. Aber
der Idiraner hatte bei Horza den gleichen Fehler gemacht wie seine
ganze Spezies bei der Kultur. Sie waren letzten Endes doch nicht so
weich; Menschen konnten ebenso hart und entschlossen und
erbarmungslos sein wie jeder Idiraner, wenn sie nur die richtige
Anleitung erhielten…
    Ich werde sterben, dachte sie und war beinahe mehr
überrascht als entsetzt. Hier, jetzt. Nach allem, was
geschehen ist, allem, was ich getan habe. Sterben. Einfach
so!
    Ihre erstarrte Hand ließ die Strebe langsam los.
    Die Schritte über ihr hielten an, kehrten zurück. Sie
sah nach oben.
    Horzas Gesicht war über ihr, blickte auf sie nieder.
    Sie hing da, verrenkte sich für einen Augenblick in der Luft,
während der Mann ihr in die Augen sah, das Gewehr nahe seinem
Gesicht. Horzas Blick wanderte die Brücke entlang, über die
Xoxarle gegangen war.
    »Hilfe…«, krächzte Balveda.
    Er kniete sich hin, nahm ihre Hand. »Arm ist gebrochen«,
keuchte sie. Er faßte sie am Jackenkragen und zog sie auf die
Brücke. Sie rollte sich hinüber, als er aufstand. Schaum
trieb durch den Wechsel aus Licht und Dunkelheit der großen,
widerhallenden Höhle nach unten, und Flammen warfen
flüchtige Schatten, wenn die Lampen ausgingen.
    »Danke«, hustete sie.
    »Da entlang?« Horza wies in die Richtung, die Xoxarle
genommen hatte. Balveda tat ihr Bestes, um zu nicken.
    »Horza«, bat sie, »laß ihn laufen!«
    Horza trat bereits von ihr zurück. Er schüttelte den
Kopf. »Nein«, sagte er, dann drehte er sich um und rannte
weiter. Balveda krümmte sich zusammen, ihr erstarrter Arm
näherte sich dem gebrochenen, aber berührte ihn nicht. Sie
hustete und führte die Hand an den Mund, faßte hinein,
spuckte einen Zahn aus.
    Horza überquerte den Steg. Er fühlte sich jetzt ganz
ruhig. Sollte Xoxarle ihn doch aufhalten, wenn er wollte. Er konnte
den Idiraner sogar in die Transitröhre gelangen lassen. Dann
würde er einfach in die Röhre treten und auf das
entschwindende Ende der Kapsel schießen oder die
Stromversorgung unterbrechen, daß der Idiraner in der Falle
saß. Es kam nicht darauf an.
    Er lief über die Terrasse in den Tunnel.
    Für mehr als einen Kilometer ging es geradeaus. Der Weg zu
den Transitröhren bog irgendwo rechts ab, aber es gab andere
Türen und Eingänge, wo Xoxarle sich verstecken konnte.
    In dem Tunnel war es hell und trocken. Die Lampen flackerten nur
wenig, und das Sprinkler-System hatte sich nicht eingeschaltet.
    Im letzten Augenblick dachte Horza daran, auf den Fußboden
zu sehen.
    Er sah die Tropf spur aus Wasser und Schaum, während er auf
ein paar Türen zurannte, die sich auf beiden Seiten des Tunnels
gegenüberlagen. Dort hörte die Spur auf.
    Er lief zu schnell, um anhalten zu können. Statt dessen
duckte er sich.
    Xoxarles Faust schoß aus der linken Tür über den
Kopf des Wandlers hinweg. Horza drehte sich um und brachte das Gewehr
in Anschlag; Xoxarle wich von der Tür zur Seite und trat zu.
Sein Fuß erwischte das Gewehr. Der Lauf schlug Horza über
Mund und Nase, während Laser-Feuer über den Kopf des Mannes
in die Decke fuhr und einen Hagel von Steinstaub und -splittern
löste, der den Idiraner wie den Menschen traf. Der Mensch
taumelte betäubt zurück. Xoxarle wand ihm das Gewehr aus
der Hand, drehte es um und richtete die Mündung auf Horza,
gerade als der Wandler, aus Mund und Nase blutend, sich mit einer
Hand an der Wand abstützte. Xoxarle riß den
Abzugsbügel von der Waffe.
     
    Unaha-Closp raste durch den Kontrollraum, ging in die Kurve,
schoß durch den Qualm und die zerschmetterten Türen und
dann den kurzen Korridor hinunter. An den schaukelnden Netzen des
langen Schlafsaals vorbei kam er in einen weiteren kurzen Korridor
und von da

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