Bedenke Phlebas
sagte Balveda.
»Das verspreche ich. Ich bringe dich zum Schiff zurück. Du
wirst wieder gesund. Dafür werde ich sorgen.«
»Das willst du tun?« fragte Horza leise, mit
geschlossenen Augen. »Danke, Perosteck.«
»Danke bala bala bala. Steckoper, Tsah-hor,
Aha-Un-Clops… Hoho he, hehe ho, ho für all das, denkt mal.
Wir entschuldigen uns für eventuelle Unannehmlichkeiten…
Was ist der wo ist der wie ist der wer wo wann warum wie und
so…«
»Mach dir keine Sorgen.« Balveda berührte das nasse
Gesicht des Mannes. Wasser lief vom Hinterkopf der Kulturfrau auf das
Gesicht des Wandlers hinunter. Horzas Augen öffneten sich von
neuem, suchten umher, sahen Balveda an, wanderten zu dem
zusammengebrochenen Rumpf des Idiraners, dann zu dem Roboter an der
Decke hoch und schließlich über die Wände und das
Wasser. Er flüsterte etwas.
»Was?« Balveda beugte sich dichter über ihn. Er
schloß die Augen wieder.
»Bala«, sagte die Maschine an der Decke. »Bala bala
bala. Ha ha. Bala bala bala.«
»Was für ein Narr«, sagte Horza ganz deutlich,
obwohl seine Stimme erstarb, als er das Bewußtsein verlor, und
seine Augen geschlossen blieben. »Was für ein
verdammter… dummer… Narr!« Er nickte leicht mit dem
Kopf; es tat ihm anscheinend nicht weh. Spritzer warfen rotes und
purpurnes Blut aus dem Wasser unter seinem Kopf auf sein Gesicht und
wuschen alles wieder ab. »Die Jinmoti von…«, murmelte
er.
»Was?« fragte Balveda wiederum und beugte sich noch
näher.
»Danatre skehellis«, verkündete Unaha-Closp von der
Decke, »ro vleh gra’ampt na zhire; sko tre genebellis ro
binitshire, na’sko voross amptfeniran har. Bala.«
Plötzlich standen die Augen des Wandlers weit offen, und auf
seinem Gesicht erschien ein Ausdruck äußersten Entsetzens,
ein Ausdruck so hilfloser Angst, daß Balveda selbst erschauerte
und sich die Haare in ihrem Nacken aufrichteten, obwohl das Wasser
versuchte, sie dort anzukleben. Die Hände des Mannes hoben sich
und faßten ihre Jacke mit einem schrecklichen Klauengriff.
»Mein Name!« stöhnte er, und die Qual in seiner Stimme
war noch grauenhafter als die in seinen Zügen. »Wie ist
mein Name?«
»Bala bala bala«, plapperte der Roboter von der
Decke.
Balveda schluckte und fühlte Tränen hinter ihren Lidern
brennen. Sie berührte eine dieser weißen, sich
anklammernden Hände. »Er ist Horza«, sagte sie sanft.
»Bora Horza Gobuchul.«
»Bala bala bala bala«, murmelte der Roboter leise,
schläfrig. »Bala bala bala.«
Die Hände des Mannes fielen zurück, das Entsetzen wich
aus seinem Gesicht. Er entspannte sich, schloß die Augen
wieder. Sein Mund lächelte beinahe.
»Bala bala.«
»Ach ja…«, flüsterte Horza.
»Bala.«
»… natürlich.«
»La.«
VIERZEHNTER TEIL
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Bedenke Phlebas
Vor Balveda lag das Schneefeld. Der Mond von Schars Welt schien
hell von einem schwarzen, sternenbesäten Himmel. Die Luft war
still, scharf und kalt, und die Clear Air Turbulence saß, teilweise in einer eigenen Schneewehe vergraben, auf
der weißen, mondbeschienenen Ebene.
Die Frau stand im Eingang des dunklen Tunnels, blickte in die
Nacht hinaus und erschauerte.
Der bewußtlose Wandler lag auf einer Bahre. Sie hatte sie
aus Plastikfolien hergestellt, die sie aus dem Wrack des Zuges
geborgen hatte, und sie mit dem schwebenden, plappernden Roboter
befördert. Sie hatte Horzas Kopf verbunden; das war alles, was
sie tun konnte. Die Erste-Hilfe-Taschen waren wie alles andere auf
der Palette bei dem Zugzusammenstoß weggefegt worden und lagen
jetzt unter den kalten, schaumbedeckten Trümmern, die Bahnhof
Sieben füllten. Das Gehirn war imstande zu schweben; sie hatte
es über dem Bahnsteig in der Luft hängend gefunden. Es
reagierte auf Wünsche, konnte jedoch nicht sprechen, kein
Zeichen geben und sich nicht vorwärtsbewegen. Balveda hatte ihm
gesagt, es solle schwerelos bleiben, und es zusammen mit der
Roboter-Tragbahre, auf der Horza lag, zur nächsten
Transitröhre gezogen und geschoben.
Als sie einmal in der kleinen Frachtkapsel waren, hatte die
Rückreise nur eine halbe Stunde gedauert. Balveda hatte sich
nicht veranlaßt gefühlt, sie wegen der Toten zu
unterbrechen.
Sie hatte ihren gebrochenen Arm geschient, sich während der
Fahrt für kurze Zeit in Tranceschlaf versetzt und ihre
Pflegebefohlenen dann mit eigener Kraft von der Transitröhre
durch die zerstörten Wohnquartiere zu dem unbeleuchteten
Tunneleingang geschafft. Dort lagen die toten Wandler immer
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