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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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und
administrativer Beziehung ebenso sinnvoll sein wie eine fortgesetzte
Expansion, doch würde dies eine militante Vormachtstellung als
religiöses Konzept zunichte machen.
    Der Eifer hatte mehr Gewicht und mehr Glanz als der praktische
Sinn; ebenso wie bei der Kultur kam es auf das Prinzip an.
    Das idiranische Oberkommando betrachtete den Krieg, lange bevor er
endgültig erklärt wurde, als Fortsetzung der ständigen
Feindseligkeiten, die eine Folge der theologischen und
disziplinarischen Kolonisierung waren und eine quantitative und
qualitative Eskalation bewaffneter Konflikte mit sich brachten, die
nur bis zu einem gewissen Punkt zu gehen brauchte, um mit der
technisch etwa auf gleicher Stufe stehenden Kultur fertig zu
werden.
     
    Während die Idiraner im allgemeinen annahmen, sie brauchten
nur ihren Standpunkt klarzumachen, und schon würden die Leute in
der Kultur klein beigeben, sahen einige wenige idiranische Politiker
doch voraus, daß, sollte sich die Kultur als so entschlossen
erweisen, wie es der ›schlimmstmöglichen‹ Prognose
entsprach, man mit einer politisch klugen, für beide Seiten
vorteilhaften Einigung das Gesicht wahren könnte. Sie würde
einen Pakt oder Friedensvertrag enthalten, in dem die Idiraner sich
verpflichteten, ihre Expansion eine Zeitlang zu verlangsamen oder zu
begrenzen. Der Kultur würde das erlauben, sich einigen –
aber nicht zu viel – Erfolg zuzuschreiben. Den Idiranern
gäbe das
    a) einen religiös gerechtfertigten Vorwand für eine
Konsolidierung, die sowohl der idiranischen Kriegsmaschine eine
Atempause verschaffte als auch jenen Idiranern, die Einwände
gegen die Rate und Grausamkeit der idiranischen Expansion gehabt
hatten, den Boden unter den Füßen wegzöge, und
    b) einen weiteren Grund für eine Erhöhung der
Rüstungsausgaben mit dem Ziel, bei der nächsten
Konfrontation die Kultur oder jeden anderen Gegner entscheidend zu
schlagen und zu vernichten.
    Nur die glühendsten und fanatischsten Sektionen der
idiranischen Gesellschaft zogen einen Krieg bis zur letzten
Entscheidung in Erwägung, ohne jedoch direkt darauf zu bestehen.
Sie rieten lediglich dazu, den Kampf gegen die Kultur auch nach deren
Rückzug und Friedensangebot, das, wie sie glaubten,
unausweichlich kommen würde, fortzusetzen.
    Nachdem die Idiraner so den wahrscheinlichen Verlauf der
Ereignisse bestimmt hatten, zu denen eine Niederlage nicht
gehörte, stürzten sie sich ohne Skrupel und ohne
Zögern in den Kampf mit der Kultur.
    Das Äußerste, woran sie dachten, war vielleicht,
daß der Krieg in einer Atmosphäre von gegenseitigem
Unverständnis begonnen worden sei.
    Sie waren unfähig zu begreifen, daß der Feind sie zwar
schon beinahe zu perfekt verstand, sie jedoch die Kräfte des
Glaubens, der Notwendigkeit, der Furcht und der Moral, die innerhalb
der Kultur wirkten, ganz und gar mißverstanden hatten.

 
    Der Krieg (kurzer Abriß)
     
    Die erste Kontroverse zwischen den Idiranern und der Kultur fand
im Jahre 1267 n. Chr. statt, die zweite 1288. 1289 baute die
Kultur das erste richtige Kriegsschiff nach fünf Jahrhunderten,
nur als Prototyp (der offizielle Vorwand war, die Generationen von
Kriegsschiff-Modellen, die von elektronischen Gehirnen produziert
worden waren, hätten sich in ihrer Entwicklung so weit von dem
letzten tatsächlich gebauten Kriegsschiff entfernt, daß
man prüfen müsse, ob Theorie und Praxis noch
übereinstimmten).
    Die dritte Kontroverse 1307 hatte Ausfälle (an Maschinen) zur
Folge.
    Zum ersten Mal wurde in der Kultur über den Krieg als eine
Wahrscheinlichkeit gesprochen. 1310 spaltete sich die Friedenssektion
der Kultur vom Hauptteil der Bevölkerung ab, während auf
der Anchramin-Pit-Konferenz der Rückzug beschlossen wurde (eine
Maßnahme, die die kurzsichtigeren Idiraner und
Kultur-Bürger verdammten, respektive guthießen).
    Die vierte Kontroverse begann 1323 und dauerte (mit dem Einsatz
von Stellvertretern seitens der Kultur) bis 1327, dem Jahr des
offiziellen Kriegsbeginns. Jetzt kamen Kultur-Fahrzeuge und -Personal
zum Einsatz. Das Kriegskonzil der Kultur von 1326 hatte zur Folge,
daß sich verschiedene andere Teile der Kultur abspalteten, weil
sie den Gebrauch von Gewalt unter allen Umständen ablehnten.
    Das Kriegsrecht-Abkommen zwischen den Idiranern und der Kultur
wurde 1327 ratifiziert. 1332 traten die Homomda auf der idiranischen
Seite in den Krieg ein.
    Die Homomda – eine weitere dreibeinige Spezies, die über
eine größere galaktische Reife

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