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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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auf
halber Höhe an einer der längeren Wände, und nach dem,
was Horza sehen konnte, erhob sich am einen Ende der Halle eine Art
von Bühne oder Altar. Das Licht war so trübe, daß er
sich nicht sicher war, aber er meinte, über den Boden der Halle
huschten schattenhafte Gestalten. Waren das Leute von der Truppe? Er
versuchte, sich zu erinnern, ob er auf dem Weg zum Balkon weitere
Türen oder Korridore gesehen hatte. Dort unten hätte er
sein sollen, auf jener Ebene, auf dem Fußboden der Halle.
Seinen nutzlosen Kommunikator verfluchend, sagte er sich, daß
er wohl das Risiko eingehen müsse, die Leute unten in der Halle
anzurufen.
    Er beugte sich vor. Ein paar Glasscherben waren vom Dach gefallen,
wo es vom Gewehr des Mönchs getroffen worden war, und die
Scherben knirschten unter Horzas Anzugknie. Bevor er den Mund
öffnen konnte, um in die Halle hinunterzurufen, hörte er
Geräusche von unten – eine hohe Stimme, die etwas in einer
aus Quietsch- und Klicklauten bestehenden Sprache sagte. Horza
verhielt sich still. Es hätte möglicherweise Dorolows
Stimme sein können, überlegte er. Aber warum sollte sie
eine andere Sprache als Marain benutzen? Die Stimme erklang von
neuem. Er meinte, eine zweite zu hören, doch in diesem
Augenblick gab es eine kurze Explosion aus Laser- und Projektilfeuer
von dem Ende der Halle, das dem Altar gegenüberlag. Er duckte
sich, und als es wieder ruhig wurde, hörte er etwas hinter sich
klicken.
    Er fuhr herum, krümmte den Finger am Drücker, aber es
war niemand da. Statt dessen wackelte ein kleines rundes Ding,
ungefähr von der Größe einer Kinderfaust, die
Balustrade entlang und knallte einen Meter von ihm entfernt auf das
Moos nieder. Er trat danach und machte einen Hechtsprung über
die Leiche des Mönchs hinweg.
    Die Granate explodierte mitten in der Luft, direkt unter dem
Balkon.
    Horza fuhr in die Höhe, während die Echos noch vom Altar
zurückschallten. Er sprang durch den Eingang am hinteren Ende
des Balkons, stützte sich dabei mit einer Hand an der weichen
Ecke der Mauer ab und schwang sich herum, während er auf die
Knie fiel. Er streckte die Hand nach dem Gewehr des toten Mönchs
aus und entwand es dem schlaffen Griff des Leichnams, gerade als sich
der Balkon mit einem glasigen, knirschenden Geräusch von der
Wand löste. Horza schob sich in den Korridor zurück. Der
Balkon kippte mit einer matt glitzernden Wolke aus Bruchstücken
in den leeren Raum der Halle und fiel mit gewaltigem Krachen und
Klirren auf den Boden unten. Die schattenhafte Gestalt des toten
Mönches flatterte mit hinab.
    Horza sah weitere Gestalten in der Dunkelheit auseinanderrennen
und feuerte mit dem neu erworbenen Gewehr hinunter. Dann drehte er
sich um und spähte den Korridor entlang, in dem er sich jetzt
befand. Ob es einen Weg gab, der in die Halle hinunter oder gar
wieder nach draußen führte? Er überprüfte das
Gewehr des Mönchs; es schien besser zu sein als seins. In
geduckter Haltung rannte er von dem Eingang weg, der die Halle
überblickte. Sein altes Gewehr hatte er über die Schulter
gelegt. Der matt beleuchtete Korridor bog nach rechts ab. Horza
richtete sich auf, je weiter er sich von dem Eingang entfernte, und
machte sich keine Sorgen mehr über Granaten. Dann geschah in der
Halle hinter ihm alles auf einmal.
    Das erste, was er davon merkte, war, daß er einen Schatten
nach vorn warf, der auf der geschwungenen Wand des Gangs flackerte
und tanzte. Dann warfen ihn eine Kakophonie von Lärm und
stotternde Ausbrüche von Explosionswellen fast von den
Füßen und attackierten seine Ohren. Schnell schloß
er die Sichtscheibe des Helms, duckte sich wieder und drehte sich zu
der Halle und den grellen Lichtblitzen zurück. Noch durch den
Helm meinte er Schreie zu hören, die sich in das Gewehrfeuer und
die Explosionen mischten. Er rannte zurück, warf sich hin, wo er
vorher gelegen hatte, und blickte in die Halle hinunter.
    In dem Augenblick, als ihm klar wurde, was sich abspielte, senkte
er den Kopf, so schnell er konnte, und benutzte die Ellbogen, um sich
zurückzuschieben. Am liebsten wäre er davongelaufen, aber
er blieb liegen, wo er war, steckte das Gewehr des toten Mönchs
um die Ecke des Eingangs und sprühte Feuer in die allgemeine
Richtung des Altars, bis die Waffe aufhörte zu schießen.
Seinen Helm hielt er mit abgewandter Sichtscheibe so weit wie
möglich von dem Eingang entfernt. Als das Gewehr versagte, warf
er es weg und benutzte sein eigenes, bis es Ladehemmung hatte.

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