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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ein
Feuerstoß ließ die Gestalt auf dem Boden zusammenbrechen.
Horza trat aus dem Eingang und ging zu ihr hin.
    Es war ein weiterer Mönch, dessen tote Hand eine Pistole
umfaßte. Sein weißes Gesicht war in dem Licht sichtbar,
das durch einen anderen Gang kam. Die Wand hinter dem Mönch
zeigte die Pockennarben weggebrannten Mooses; darunter lag klarer,
unbeschädigter Kristall. Die Kutte des Mönchs, die sich
jetzt mit leuchtend rotem Blut vollsaugte, trug außer den
Löchern, die Horzas Schüsse erzeugt hatten, auch
Laser-Verbrennungen. Horza steckte den Kopf um die Ecke und sah ins
Licht.
    Vor der morgendlichen Helligkeit, umrahmt von einem schrägen
Eingang, lag eine Gestalt in einem Raumanzug auf dem bemoosten
Fußboden, eine Hand mit dem Gewehr ausgestreckt, so daß
die Mündung den Gang hinunter auf Horza zeigte. Eine schwere
Tür hing, nur noch von einer verdrehten Angel gehalten, schief
dahinter. Das ist Gow, dachte Horza. Dann sah er sich wieder
die Tür an und meinte, sie sehe irgendwie verkehrt aus. Die
Tür und die Wände, die zu ihr hinführten, trugen die
Narben von Laserverbrennungen.
    Er ging den Korridor bis zu der liegenden Gestalt hinauf und
rollte sie herum, damit er das Gesicht sehen konnte. Eine Sekunde
lang schwamm es ihm vor den Augen. Das war nicht Gow, es war ihre
Freundin kee-Alsorofus, die hier gestorben war. Ihr
geschwärztes, zerrissenes Gesicht starrte mit trockenen Augen
durch die immer noch klare Sichtscheibe ihres Helms. Horza
betrachtete die Tür und den Gang. Natürlich: Er war in
einem anderen Teil des Tempels. Die gleiche Situation, aber andere
Gänge und eine andere Person…
    Der Anzug der Frau hatte Löcher, die an einigen Stellen
zentimetertief waren. Der Geruch nach verbranntem Fleisch drang bis
in Horzas schlecht passenden Anzug ein. Er würgte. Dann stand er
auf, nahm kee-Alsorofus’ Laser, stieg über die schiefe
Tür und hinaus auf den Gehweg. Er rannte ihn entlang, um eine
Ecke, duckte sich einmal, als eine Mikrohowitzer-Granate zu dicht an
den schrägen Mauern des Tempels landete und einen Schauer von
blitzenden Kristall-Fragmenten und rötlichen Sandsteinsplittern
nach oben sandte. Auch die Plasma-Kanonen schossen immer noch vom
Wald her, aber Horza konnte keine fliegenden Gestalten entdecken. Er
hielt nach ihnen Ausschau, als er plötzlich den Anzug auf seiner
einen Seite bemerkte, in dem Winkel der Mauer stehend. Er stutzte,
erkannte Gows Anzug und machte etwa drei Meter vor ihr halt. Sie
musterte ihn. Langsam schob sie die Sichtscheibe ihres Helms hoch.
Ihr graues Gesicht und die schwarzen, brunnentiefen Augen waren auf
das Laser-Gewehr gerichtet, das er trug. Der Ausdruck auf ihrem
Gesicht erweckte in ihm den Wunsch, sich überzeugt zu haben, ob
die Waffe noch eingeschaltet war. Er blickte auf das Gewehr in seiner
Hand nieder, dann zu der Frau hin, die es immer noch anstarrte.
    »Ich…«, setzte er zu einer Erklärung an.
    »Sie tot, ja?« fragte die Frau mit klangloser Stimme.
Sie schien zu seufzen. Horza holte Atem, wollte von neuem sprechen,
aber Gow fuhr ebenso monoton fort: »Ich glauben, ich sie
hören.«
    Plötzlich flog ihre Hand hoch, und die Waffe, die sie darin
hielt, blitzte im Blau und Rosa des Morgenhimmels. Horza erkannte,
was sie tat, sprang mit ausgestreckter Hand vor, obwohl er
wußte, er war zu weit entfernt und kam zu spät, um irgend
etwas zu tun.
    »Nicht!« konnte er noch rufen, aber die Mündung
steckte bereits im Mund der Frau, und einen Augenblick später
– instinktiv duckte Horza sich und schloß die Augen –
trieb ein Stoß unsichtbaren Lichts die Rückseite von Gows
Helm hinaus und schleuderte eine rote Wolke über die moosige
Wand dahinter.
    Horza hockte sich auf die Fersen, die Hände um den Gewehrlauf
vor sich geschlossen, die Augen blind auf den fernen Dschungel
gerichtet. Was für eine Schweinerei! sagte er zu sich
selbst. Was für eine gottverdammte, obszöne, blöde
Schweinerei! Er hatte dabei nicht an das gedacht, was Gow sich
soeben angetan hatte, aber er sah sich nach dem roten Fleck auf der
schrägen Mauer und dem am Boden liegenden Anzug Gows um und
sagte es stumm noch einmal.
     
    Er schickte sich an, die Außenmauer des Tempels wieder
hinunterzuklettern, als sich etwas in der Luft über ihm bewegte.
Er drehte sich um und sah Yalson auf dem Gehweg landen. Sie warf
einen Blick auf Gows Leiche, dann tauschten sie aus, was sie beide
über die Situation wußten – was sie über ihren
Helmlautsprecher mitbekommen, was

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