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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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das Schicksal… ich meine, sie gingen
paarweise… oder zu dritt… versteht ihr?« Er nahm noch
einen Schluck und schüttelte den Kopf. Dorolow saß in
seiner Nähe; sie streckte ihre Hand aus. Neisin sah sie
überrascht an, dann reichte er ihr den kleinen Behälter.
Dorolow nahm einen Schluck und gab ihn zurück. Neisin sah in die
Runde, aber sonst wollte keiner etwas.
    Horza saß da und schwieg. Er starrte auf die kalten Lichter
des Hangars und versuchte, die Szene nicht zu sehen, deren Zeuge er
in der Halle des dunklen Tempels geworden war.
     
    Die Clear Air Turbulence verließ den Orbit mit dem
Fusionsantrieb in Richtung des äußeren Rands von Marjoins
Schwerkraftschacht, wo sie ihre Warpmotoren starten konnte. Sie fing
keine Signale von den Bratsilakins auf, und sie warf keine Bomben auf
den Tempel des Lichts. Sie nahm Kurs auf das Vavatch-Orbital.
    Aus Radiosendungen, die sie von dem Planeten aufgefangen hatten,
reimten sie sich zusammen, was an jenem Ort geschehen war, was die
Mönche und Priester im Tempel veranlaßt hatte, sich so gut
zu bewaffnen. Auf der Welt Marjoin führten zwei Staaten Krieg
miteinander, und der Tempel lag nahe der Grenze zwischen ihnen,
ständig eines Angriffs gewärtig. Einer der Staaten war vage
sozialistisch, der andere war religiös inspiriert, und die
Priester im Tempel des Lichts repräsentierten eine Kirche dieses
militanten Glaubens. Der Krieg war zum Teil durch den
größeren, galaktischen Konflikt verursacht worden, der
rings um den Planeten stattfand, und stellte ein kleines und
ungenaues Abbild davon dar. Diese Widerspiegelung, dachte Horza,
hatte die Mitglieder der Truppe ebenso getötet wie die
zurückgeworfenen Laserblitze.
     
    Horza war sich nicht sicher, ob er in dieser Nacht schlafen
würde. Er lag ein paar Stunden lang wach und lauschte den leisen
Alpträumen Wubslins. Dann wurde sacht an die Kabinentür
geklopft. Yalson kam herein und setzte sich auf Horzas Koje. Sie
legte den Kopf an seine Schulter, und sie hielten sich umfaßt.
Nach einer Weile nahm sie seine Hand und führte ihn den
Niedergang hinunter, weg von der Messe – wo Licht und ferne
Musik verrieten, daß der niemals schlafende Kraiklyn mit einer
Drogenflasche und einem Holotonband abschaltete – und hinunter
in die Kabine, die Gow und kee-Alsorofus gehört hatte.
    In der Dunkelheit der Kabine, auf einem kleinen Bett voll von
fremden Gerüchen und neuen Texturen vollzogen sie den gleichen
alten Akt. Es war in ihrem Fall – wie sie beide wußten
– eine fast sicher unfruchtbar bleibende Kreuzung von Spezies
und Kulturen, die Tausende von Lichtjahren auseinanderlagen. Dann
schliefen sie ein.

 
     
     
     
     
Spielstand: Eins

Fal ’Ngeestra sah zu, wie die Schatten der Wolken über
die Ebene zogen, zehn Kilometer waagerecht und einen senkrecht von
ihr entfernt, und dann hob sie den Blick mit einem Seufzer zu der
Reihe schneemütziger Berge auf der anderen Seite des offenen
Graslandes. Zwischen der Bergkette und ihren Augen lagen volle
dreißig Kilometer, aber die Gipfel waren scharf und klar in der
dünnen Luft, in die sie mit ihrem Fels und ihren eisigen,
strahlendweißen Flächen eindrangen. Noch über diese
Strecke und durch soviel Atmosphäre beunruhigte ihr
Gleißen das Auge.
    Fal wandte sich ab und ging steifbeinig, was zu ihrem Mangel an
Jahren nicht passen wollte, über die großen Steinplatten
der Terrasse vor der Hütte. Die Pergola über ihr war mit
leuchtend roten und weißen Blüten bedeckt und warf ein
regelmäßiges Schattenmuster auf die Terrasse. Fal ging
durch Licht und Schatten, und ihr Haar wechselte bei jedem
schleppenden Schritt, der sie vom Schatten in den Sonnenschein
führte, von mattem Schimmer zu glänzendem Gold.
    Der aus Kanonenmetall bestehende Körper des Jase genannten
Roboters erschien am hinteren Ende der Terrasse, außerhalb der
Hütte. Fal sah ihn und lächelte. Von dem Mäuerchen,
das die Terrasse von der Aussicht trennte, sprang eine Steinbank vor.
Auf die setzte sie sich. Sie waren hier in großer Höhe,
aber es war ein heißer und windstiller Tag; sie wischte ein
bißchen Schweiß von ihrer Stirn. Der alte Roboter
schwebte über die Terrasse auf sie zu. Die schrägen
Sonnenstrahlen glitten in stetigem Rhythmus über seinen
Körper. Auf den Steinen neben der Bank ließ der Roboter
sich nieder. Sein breiter, flacher Kopf war ungefähr auf einer
Höhe mit dem Scheitel des Mädchens.
    »Ist das nicht ein schöner Tag, Jase?« Fal richtete
den Blick wieder

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