Bedenke Phlebas
beobachtend.
Neisin sah ihn an. »Du solltest besser schnell nüchtern
werden, Neisin.« Lamm zeigte mit dem Finger auf den kleineren
Mann.
»Dann werde ich mal in den Hangar gehen.« Wubslin stand
auf und verließ die Messe.
»Ich sehe nach, ob Kraiklyn Hilfe braucht.« Mipp ging in
der entgegengesetzten Richtung davon, durch eine andere Tür.
»Meint ihr, wir könnten schon eins von diesen
Megaschiffen sehen?« Aviger wandte sich wieder dem Schirm
zu. Auch Dorolow blickte zu ihm hoch.
»Seid nicht so verdammt dumm!« sagte Lamm zu ihm.
»So groß sind sie auch wieder nicht.«
»Sie sind groß.« Neisin nickte dem kleinen
Zylinder zu. Lamm sah ihn an, sah dann die anderen an und
schüttelte den Kopf. »Ja«, wiederholte Neisin,
»sie sind sehr groß.«
»Sie sind tatsächlich nicht mehr als ein paar Kilometer
lang«, seufzte Jandraligeli noch nachdenklicher, so daß
seine Narben sich weiter vertieften. »Aus dieser Entfernung kann
man sie also nicht sehen. Aber groß sind sie schon.«
»Und sie fahren einfach immerzu um das ganze Orbital
herum?« fragte Yalson. Sie wußte es bereits, aber es war
ihr lieber, wenn der Mondlidizianer redete, als wenn Lamm und Neisin
sich stritten. Horza lächelte vor sich hin. Jandraligeli
nickte.
»Immerzu. Sie brauchen ungefähr vierzig Jahre, um einmal
ringsherum zu kommen.«
»Halten sie niemals an?« faßte Yalson nach.
Jandraligeli sah sie an und hob eine Augenbraue.
»Es kostet sie mehrere Jahre, ihre volle Geschwindigkeit zu
erreichen, junge Dame. Sie wiegen ungefähr eine Milliarde
Tonnen. Sie halten niemals an; sie hören niemals auf, im Kreis
herumzufahren. Ausgewachsene Linienschiffe machen Exkursionen und
dienen als Tender, und Flugmaschinen benutzen sie auch.«
»Wußtet ihr schon…« – Aviger sah sich
unter denen um, die immer noch am Tisch saßen, und beugte sich
mit aufgestützten Ellbogen vor –, »daß man auf
einem Megaschiff tatsächlich weniger wiegt?. Das liegt daran,
daß sie entgegengesetzt zu der Richtung fahren, in der das
Orbital sich dreht.« Aviger hielt inne und runzelte die Stirn.
»Oder ist es umgekehrt?«
»Ach, Scheiße.« Lamm schüttelte heftig den
Kopf, dann stand er auf und ging.
»Faszinierend«, stellte Jandraligeli fest.
Dorolow lächelte Aviger zu, und der alte Mann nickte.
»Nun, so oder so, es ist eine Tatsache«, erklärte
Aviger mit Nachdruck.
»Gut!« Kraiklyn stellte einen Fuß auf die hintere
Rampe der Fähre und stemmte die Hände in die Hüften.
Er trug Shorts; sein Anzug stand hinter ihm zum Anziehen bereit, die
Brust hinunter geöffnet wie eine abgeworfene Insektenhaut.
»Ich habe euch gesagt, es gibt Arbeit für uns. Dabei geht
es um folgendes.« Kraiklyn machte eine Pause, sah die Mitglieder
der Truppe an, die überall im Hangar standen oder saßen
oder sich auf ihre Gewehre stützten. »Wir werden auf einem
der Megaschiffe landen.« Offensichtlich wartete er auf eine
Reaktion. Doch nur Aviger blickte überrascht und irgendwie
aufgeregt drein; die übrigen, vollständig bis auf Mipp und
den eben erst aufgewachten Lenipobra, waren anscheinend nicht davon
beeindruckt. Mipp war auf der Brücke; Lenipobra mühte sich
noch in seiner Kabine ab, sich fertigzumachen.
»Nun«, sagte Kraiklyn verärgert, »ihr alle
wißt, daß Vavatch in wenigen Tagen von der Kultur
gesprengt wird. Die Leute haben weggeschafft, was nur möglich
war, und die Megaschiffe sind jetzt, abgesehen von ein paar Abwrack-
und Bergungsteams, verlassen. Ich vermute, sie enthalten nichts
Wertvolles mehr. Aber da ist ein Schiff mit dem Namen Olmedreca, wo zwei der Teams eine kleine Meinungsverschiedenheit hatten.
Irgendeine unbedachte Person ließ ein Atombömbchen los,
und jetzt hat die Olmedreca ein verdammt großes Loch in
der einen Seite. Sie schwimmt noch, und sie verringert immer noch die
Geschwindigkeit, aber da die Atombombe auf der einen Seite losging
und das Loch die Stromlinienform des Schiffes nicht gerade verbessert
hat, begann es, einen großen Kreis zu beschreiben, und die
ganze Zeit kommt es näher an den äußeren Randwall
heran. Nach der letzten Sendung, die ich auffing, war sich niemand
sicher, ob es den Wall rammen würde, bevor die Kultur mit der
Sprengung beginnt, oder nicht, aber offenbar wollen sie das Risiko
höchst ungern eingehen. Deshalb sieht es ganz so aus, als sei
niemand an Bord.«
»Du willst, daß wir an Bord gehen«, sagte
Yalson.
»Ja, weil ich schon auf der Olmedreca gewesen bin, und
ich weiß etwas, das die
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