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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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großen
dunklen Schiffes.
    Auf einem kleinen Schirm, der seit dem letzten Ausflug der
Fähre an einem Ende ihres Hauptabteils angebracht worden war,
konnten die in Raumanzügen steckenden Gestalten die scheinbar
endlose Krümmung ultradichten Basismaterials sehen, die sich,
von Sternenlicht beleuchtet, in dunkle Fernen erstreckte. Es war, als
fliege man mit dem Kopf nach unten über einen aus Metall
gemachten Planeten, und von all den Anblicken in der Galaxis, die das
Ergebnis bewußter Bemühungen waren, konnte dieser in dem,
was die Kultur Glotzwert nannte, nur von einem großen
Ring oder einer Sphäre übertroffen werden.
    Die Fähre überquerte tausend Kilometer der glatten
Unterseite. Dann war plötzlich ein Keil aus Dunkelheit über
ihr, eine Schräge, die noch glatter aussah als das
Basismaterial, aber transparent war. Sie ragte aus der Basis vor und
schnitt zweitausend Kilometer in den Raum hinein wie die Schneide
eines kristallenen Messers. Das war der Randwall. Dies war der vom
Meer begrenzte Wall auf der Seite des Orbitals, die dem bei der
Annäherung gesichteten fadendünnen Landstreifen
gegenüberlag. Die ersten zehn Kilometer der flachen Kurve waren
dunkel wie der Raum. Ihre glatte Oberfläche war nur dann zu
erkennen, wenn sich Sterne in ihr spiegelten, und wenn man dieses
perfekte Bild betrachtete, verwirrten sich einem die Gedanken, denn
was wie Lichtjahre aussah, war tatsächlich nur ein paar tausend
Meter entfernt.
    »Gott, ist das Ding groß!« flüsterte
Neisin. Die Fähre stieg weiter in die Höhe, und über
ihr schimmerte Licht durch den Wall, ein leuchtendes blaues Feld.
    Beschienen von Sonnenlicht, das durch den transparenten. Wall kaum
gefiltert wurde, kletterte die Fähre im leeren Raum neben dem
Randwall hoch. Zwei Kilometer weiter gab es Luft, auch wenn es
dünne Luft war, aber die Fähre blieb im Nichts immer
parallel zu dem Wall, der sich seinem Gipfel zuneigte. Sie
überquerte diese Messerschneide, die zweitausend Kilometer von
der Basis des Orbitals hochragte, und folgte dem Wall auf der
Innenseite wieder hinunter. Sie durchquerte das Magnetfeld des
Orbitals, eine Region, wo kleine magnetisierte Partikel
künstlichen Staubes einen Teil der Sonnenstrahlen blockierten
und das Meer darunter kühler machten, als es sonst irgendwo auf
der Welt war. So entstanden auf Vavatch verschiedene Klimazonen. Die
Fähre fiel weiter, durch Ionen, dann durch dünne Gase, kam
schließlich in dünne und wolkenlose Luft und erschauerte
in einem Coriolis-Luftstrom. Der Himmel oben verwandelte sich von
Schwarz zu Blau. Das Orbital Vavatch, ein Wasserreifen von vierzehn
Millionen Kilometern, hing nackt im Raum, vor dem fallenden Fahrzeug
ausgebreitet wie ein großes kreisrundes Gemälde.
    »Na, wenigstens sind wir im Tageslicht«, bemerkte
Yalson. »Hoffen wir, daß sich die Information unseres
Kapitäns darüber, wo genau sich dieses wundervolle Schiff
befindet, als ebenso akkurat herausstellt.« Der Schirm zeigte
Wolken. Das Shuttle stieg auf eine falsche Landschaft aus Wasserdampf
hinab. Sie schien sich über die ganze gekrümmte innere
Oberfläche des Orbitals zu erstrecken, die selbst aus dieser
Höhe flach wirkte und sich dann in den Himmel hinaufschwang.
Erst viel weiter entfernt erkannten die Leute in der Fähre die
blaue Weite des richtigen Ozeans, obwohl Andeutungen kleinerer
Flecken näher zur Hand waren.
    »Macht euch keine Sorgen um die Wolken«, erklang
Kraiklyns Stimme aus dem Kabinen-Lautsprecher. »Sie werden sich
im Laufe des Vormittags verziehen.«
    Das Shuttle fiel immer noch, flog immer noch durch die sich
verdichtende Atmosphäre geradeaus. Nach einer Weile durchdrangen
sie die ersten in sehr großer Höhe schwebenden Wolken.
Horza verlagerte in seinem Anzug ein wenig das Gewicht; seit die CAT Geschwindigkeit und Bahn dem großen Orbital
angeglichen und ihre eigene Antischwerkraft abgestellt hatte, waren
Fahrzeug und Truppe der gleichen falschen Schwerkraft ausgesetzt
gewesen, die die Drehung des Gebildes hervorrief – einem etwas
höheren Wert übrigens, da sie relativ zur Basis
stationär, aber weiter draußen im Raum waren. Vavatch,
dessen ursprüngliche Erbauer von einem Planeten mit höherem
g-Wert stammten, drehte sich so, daß es etwa zwanzig Prozent
mehr ›Schwerkraft‹ produzierte als der akzeptierte
menschliche Durchschnitt, auf den die Generatoren der CAT eingestellt waren. So fühlte sich Horza wie alle
übrigen Mitglieder der Truppe schwerer als gewohnt. Sein

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