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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aus dem idiranischen Raum zu steuern, damit
ihre Heimat und ihre Spezies in dem als unvermeidbar zu erkennenden
Krieg neutral bleiben konnten. Horza hatte den Plan entdeckt und zwei
der Verschwörer getötet. Das Gericht der Akademie
militärischer Künste auf Heibohre – bis auf den Namen
seine regierende Körperschaft – hatte einen Kompromiß
zwischen den Gefühlen der Bewohner des Asteroiden, die meinten,
Horza müsse bestraft werden, weil er anderen Wandlern das Leben
genommen hatte, und der Dankbarkeit, die es für Horza empfand,
geschlossen. Die Aufgabe des Gerichts war insofern heikel, als die
Mehrheit der Wandler den Entschluß, zu bleiben, wo sie waren
– also innerhalb der idiranischen Einflußsphäre
– nur halbherzig unterstützte. Indem es Horza mit
Instruktionen, mehrere Jahre auf Schars Welt zu verbringen,
wegschickte, ihn sonst aber nicht bestrafte, hoffte das Gericht,
allen Beteiligten die Überzeugung zu vermitteln, ihre jeweilige
Ansicht habe gesiegt. Es hatte damit Erfolg, denn es gab keinen
Aufstand, die Akademie blieb in dem Asteroiden die herrschende Kraft,
und die Dienste der Wandler waren gefragt wie nie zuvor, seit sich
ihre einzigartige Spezies gebildet hatte.
    In gewisser Weise hatte Horza Glück gehabt. Er war ohne
Freunde und Einfluß; seine Eltern waren tot; sein Clan war bis
auf ihn ausgestorben. Familienbande bedeuteten in der
Wandler-Gesellschaft viel, und ohne einflußreiche Verwandte
oder Freunde, die für ihn hätten sprechen können, war
Horza vielleicht glimpflicher davongekommen, als er mit Fug und Recht
hätte erwarten dürfen.
    Horza kühlte sich die Hacken im Schnee von Schars Welt nicht
einmal ein Jahr. Dann verließ er den Planeten, um sich den
Idiranern in ihrem Kampf gegen die Kultur anzuschließen, sowohl
bevor, als auch nachdem er offiziell Krieg genannt wurde.
Während seines Aufenthalts war er eine Beziehung zu einer der
vier anderen Wandler dort eingegangen, der Wandlerin Kierachell, die
fast alles ablehnte, woran Horza glaubte, aber ihn trotzdem in
Körper und Geist geliebt hatte. Er wußte, daß seine
Abreise sie mehr verletzt hatte als ihn. Er war froh gewesen,
Gesellschaft zu haben, und er mochte sie gern, aber er hatte nichts
von dem empfunden, was Menschen empfinden sollten, wenn sie von Liebe
sprechen, und als er ging, fing die Sache gerade eben an, ihm
langweilig zu werden. Damals redete er sich ein, so sei nun einmal
das Leben, wenn er bliebe, würde er ihr am Ende nur noch mehr
weh tun, und er gehe teils um ihretwillen. Aber der Ausdruck in ihren
Augen, als er zum letzten Mal hineingeblickt hatte, war etwas, an das
er lange Zeit nicht gern dachte.
    Er hatte gehört, sie sei immer noch dort, und er dachte an
sie und hatte zärtliche Erinnerungen. Je öfter er sein
Leben riskiert hatte und je mehr Zeit verstrichen war, desto
stärker wurde sein Wunsch, sie wiederzusehen, desto
begehrenswerter dünkte ihn eine ruhigere, weniger
gefährliche Art der Existenz. Er hatte sich die Szene
vorgestellt, den Ausdruck in ihren Augen, wenn er zu ihr
zurückkehrte… Vielleicht hatte sie ihn inzwischen vergessen
oder war sogar eine Beziehung zu dem anderen Wandler in der Basis auf
Schars Welt eingegangen. Aber das glaubte Horza im Grunde nicht. Er
dachte an so etwas nur in der Art einer Versicherung.
    Yalson machte die Sache vielleicht ein bißchen schwierig,
aber er versuchte, in ihre Freundschaft und ihre Paarung nicht zuviel
hineinzulegen, obwohl er sich ziemlich sicher war, daß es auch
für sie nichts weiter als das bedeutete.
    Er würde also Kraiklyn verkörpern, wenn er konnte, oder
ihn zumindest töten und einfach seine Stellung übernehmen.
Er hoffte, es gelang ihm, die verhältnismäßig
primitiven Identitätssicherungen zu knacken, die in den Computer
der CAT eingebaut waren, oder jemand anders dazu zu bringen,
daß er sie knackte. Dann würde er mit der Clear Air
Turbulence zu Schars Welt fliegen, ein Rendezvous mit den
Idiranern herbeiführen, falls möglich, aber auf jeden Fall
hinfliegen, vorausgesetzt, daß Mr. Adäquat – diesen
Spitznamen hatten die Wandler auf der Basis von Schars Welt dem
Dra’Azon-Wesen gegeben, das den Planeten bewachte –
ließ ihn nach dem fehlgeschlagenen Versuch der Idiraner, es mit
einem ausgehöhlten Chuy-hirtsi zu täuschen, durch die
Stille Barriere. Wenn es überhaupt möglich war, würde
er den übrigen Angehörigen der Truppe die Chance geben
auszusteigen.
    Ein Problem war es, den richtigen Zeitpunkt abzupassen,

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