Bedenke Phlebas
fing an zu schreien. Mr. Eins sah Horza an
und hob die große Pistole. Horza sammelte seine Kräfte und
spuckte dann so kräftig wie möglich aus.
Der Speichel platschte Mr. Eins ins Gesicht und bildete vom Mund
zu dem einen Ohr einen Halbmond, der das eine Auge einschloß.
Mr. Eins taumelte zurück. Horza atmete ein und saugte weiteres
Gift. Dann spuckte und blies er gleichzeitig und traf Mr. Eins’
Augen mit einer zweiten Speichelladung. Mr. Eins fuhr sich mit der
Linken ans Gesicht und ließ die Pistole fallen. Seine andere
Hand hing immer noch in Fwi-Songs Griff, während der fette
Prophet zitterte und bebte, die Augen weit aufgerissen hatte, aber
nichts sah. Die Männer, die Horza festhielten, schwankten; er
spürte es in ihnen. Jetzt schrien weitere Leute in der Menge.
Horza gab seinem Körper einen Ruck, fauchte und spuckte diesmal
einen der Männer an, die die Stange hielten, an die seine Hand
gebunden war. Der Mann stieß einen schrillen Schrei aus und
wich zurück. Die anderen ließen ihn oder die Stange los
und rannten davon. Fwi-Song wurde vom Hals abwärts blau. Er
zitterte immer noch und umklammerte seine Kehle mit der einen Hand,
Mr. Eins mit der anderen. Mr. Eins lag auf den Knien, hielt den Kopf
gesenkt und versuchte stöhnend, den Speichel aus seinem Gesicht
zu wischen und das unerträgliche Brennen in seinen Augen zu
beseitigen.
Horza hielt schnell Umschau. Die Fresser beobachteten entweder
ihren Propheten und seinen Oberjünger oder ihn, aber sie trafen
keine Anstalten, jenen zu helfen oder ihn aufzuhalten. Nicht alle
riefen oder schrien. Einige psalmodierten weiter, schnell und
ängstlich, als könne das, was sie sagten, das schreckliche
Geschehen verhindern. Doch nach und nach zogen sie sich zurück,
entfernten sich sowohl von dem Propheten und Mr. Eins als auch von
dem Wandler. Horza riß und zerrte an seiner Hand, die an die
Stange gebunden war. Langsam kam sie frei.
»Aah!« Mr. Eins hob plötzlich den Kopf, eine Hand
auf ein Auge gedrückt, und schrie, was die Lungen hergeben
wollten. Seine andere Hand, die immer noch in der des Propheten lag,
zuckte in dem Versuch, sich zu befreien. Doch Fwi-Song, so sehr er
zitterte und glotzte und blau wurde, hielt ihn fest. Horzas Hand
löste sich. Er zog an den Fesseln in seinem Rücken und
mühte sich mit der verkrüppelten freien Hand ab, die Knoten
zu lösen. Die Fresser stöhnten jetzt, einige sangen immer
noch, aber sie entfernten sich. Horza brüllte teils sie, teils
die hartnäckigen Knoten hinter sich an. Mehrere Leute rannten.
Eine der Frauen, die den Lumpen-Ornat trugen, schleuderte kreischend
ihre Schleimschüssel auf Horza, verfehlte ihn und sank
schluchzend in den Sand nieder.
Horza spürte, daß die Stricke hinter ihm nachgaben. Er
bekam den anderen Arm frei, dann den einen Fuß. Zitterig stand
er auf, sah Fwi-Song gurgeln und würgen, während Mr. Eins
heulte, mit dem Kopf hierhin und dahin ruckte und seine umklammerte
Hand wie in einer monströsen Travestie eines
Händeschüttelns schwang. Die Fresser rannten zu den Kanus
oder der Fähre oder warfen sich in den Sand. Horza hatte sich
endlich befreit und stolperte auf das schwer aus dem Gleichgewicht
geratene Duo von Männern zu, das durch Handschluß
verbunden war. Er warf sich auf die Knie und ergriff die in den Sand
gefallene Pistole. Als er aufstand, gab Fwi-Song, als könne er
Horza plötzlich wieder sehen, ein paar letzte gurgelnde,
würgende Geräusche von sich und kippte langsam auf die
Seite hinüber, an der Mr. Eins riß und zerrte. Mr. Eins
sank von neuem in die Knie. Er schrie immer noch, denn das Gift
verätzte die Schleimhaut seiner Augen und griff die
darunterliegenden Nerven an. Arm und Hand des umsinkenden Fwi-Song
wurden schlaff. Mr. Eins sah nach oben und in die Runde, gerade noch
rechtzeitig, um in seinen Schmerzen zu erkennen, daß der
riesige Leib des Propheten auf ihn niedersank. Einmal im Einatmen
aufheulend, riß er seine Hand endlich aus dem jetzt blauen
Klumpen dicker Finger los. Er versuchte auf die Füße zu
kommen, aber Fwi-Song polterte von seiner Trage und schlug ihn in den
Sand. Bevor Mr. Eins einen weiteren Laut von sich geben konnte, war
der gewaltige Prophet über seinen Jünger gefallen und hatte
ihn vom Kopf bis zum Hinterteil flach in den Sand gebügelt.
Fwi-Songs Augen schlossen sich langsam. Die Hand, die an seiner
Kehle gelegen hatte, hopste über den Sand und über den Rand
des Feuers, wo sie zu brutzeln begann.
Mr. Eins’ Beine
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