Beefy ist an allem schuld
«Und was gibt’s Neues in der Leichenbranche?»
Beefy grinste nicht mehr. «Sie haben mich rausgeschmissen», sagte er mürrisch.
Die Jungens sahen ihn teilnahmsvoll an. «Rausgeschmissen?» rief Holzbein. «So schnell? Aber warum denn, Beefy?»
Beefy machte ein unglückliches Gesicht. Er mochte ihnen nicht sagen, daß sie und Ida schuld daran waren. Vielleicht würden sie dann gekränkt sein oder gar ein schlechtes Gewissen haben. «Ich...ich...»stammelte er.
«Hat man Worte? ‘nen Job schon am ersten Tag zu verlieren! Das muß jetzt aber anders werden, wenn du ehrlich werden willst.»
Einauge kam ein schrecklicher Verdacht. «Es hat doch nicht etwa was mit uns zu tun, weil wir ein bißchen mit dir geplaudert haben?»
«Hm - nein, eigentlich nicht. Das heißt -» Beefy wand sich und trat von einem Fuß auf den anderen.
«Na, Gott sei Dank», sagte Einauge. «Wäre uns auch verdammt unangenehm gewesen.»
Beefy schluckte. «Ehrlich gesagt -» begann er.
«Du kannst trotzdem hier bleiben, so lang du willst, Beefy», unterbrach Holzbein ihn freundlich. «Hier hast du immer ‘ne Bleibe, was, Jungens?»
«Na klar», versicherten alle herzlich.
«Danke, Holzbein.» Beefy war gerührt. Aber er mochte soviel Freundschaft nicht ohne Gegenleistung annehmen. «Wenn’s mal was gibt, was ich für euch tun kann, dann sagt’s mir ruhig, auch wenn ich eigentlich keine krummen Sachen mehr machen will.»
Er schlüpfte in seine Linoleumrolle.
Am nächsten Tag besuchte Beefy Lizzie. Er gab ihr die zwei Pfundnoten zurück. «Ich bin per Anhalter gefahren», erklärte er.
Lizzie hielt das Geld einen Moment lang in der Hand und blickte enttäuscht vor sich hin. «Eigentlich wollt ich, daß Sie’s behalten», sagte sie. Sie setzte sich an den Tisch und befingerte die Kante des Tischtuchs. «Wie ist denn die Sache mit ihrer Cousine ausgegangen?» fragte sie.
«Sie könnt nicht mitkommen, weil ihre Mutter krank geworden ist», erklärte er.
«Um so besser», sagte Lizzie. «Er hat nämlich schon eine.»
Beefy lief vor Ärger rot an. «Aber Sally wollt doch kommen, so schnell sie kann. Sie schreibt bald.»
Lizzie zupfte am Tischtuch. «Er hat eine», wiederholte sie. «Und was für eine! Ich wünschte, er hätte sie nicht.»
«Ist sie denn böse?» fragte Beefy neugierig.
«Böse ist gut. Man könnte meinen, das ganze Haus gehört ihr. Meckern, nichts als meckern. Ich weiß, ich bin alt», fuhr sie fort, «und vielleicht seh ich den Dreck und Staub nicht mehr so gut wie früher. Aber das ist doch kein Grund, mich so zu schikanieren.»
«Nein, wirklich nicht», sagte Beefy.
«Lange seh ich mich da nicht mehr bleiben, nicht, wenn die bleibt.»
«Die wird nicht bleiben», sagte Beefy bestimmt.
Doch Lizzies Befürchtungen erwiesen sich als berechtigt.
Im Pfarrhaus hob John Adams den Blick von einem exzellent gekochten, appetitlich servierten Mittagessen, richtete ihn auf die verkniffenen, farblosen Lippen seiner neuen Haushälterin und fragte sich, nicht zum erstenmal, wie eine so kalte Frau es fertigbrachte, so warmherzige Briefe zu schreiben und so gut zu kochen.
«Diese Lizzie Tubb», fragte Mrs. Phillips, «gehört sie zum Inventar?»
«Ja», erwiderte der Pfarrer ein wenig kühl.
«Es ist Ihnen doch klar, Sir, daß sie ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen ist?»
«Vielleicht. Aber sie ist eine gute alte Seele.»
«Ich habe es nie für richtig gehalten, untüchtiges Personal zu beschäftigen, nur weil es gute alte Seelen sind.»
«Sie ist ja auch nicht bei Ihnen beschäftigt», erinnerte sie der Pfarrer, «sondern bei mir.»
Mrs. Phillips sagte nicht: , aber ihr Gesichtsausdruck gab es deutlich zu verstehen.
Der Pfarrer blickte sie durchdringend an. «Und im übrigen werde ich sie auch weiterhin beschäftigen», erklärte er abschließend. Mrs. Phillips schürzte verächtlich die Lippen. Sie verließ das Zimmer, und das Klappern ihrer Absätze auf den Steinfliesen des Korridors klang für den Pfarrer wie das ferne Grollen eines abziehenden Gewitters. Mrs. Phillips machte zweifellos nicht viel Federlesens. Sie war erst einen Tag da und schon wollte sie das Personal entlassen. Nun, die alte Lizzie Tubb sollte jedenfalls nicht auf dem Altar der Tüchtigkeit geopfert werden. Dann fielen dem Pfarrer wieder die trostlosen Wintermonate ohne Haushälterin ein, und er dachte an das ausgezeichnete Mahl, das er gerade genossen hatte. Nein, er wollte seine Putzfrau nicht um ihr Brot
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