Beefy ist an allem schuld
Morgensonne aus. Lerchen stiegen in die Lüfte und schraubten sich höher und höher ins dunstige Blau. In Danby erwachte das Leben mit dem tausendfachen Schrillen und Rasseln von Weckern. Verschlafene Augen öffneten sich, Hände schoben Bettdecken weg, Füße angelten nach Pantoffeln. Hände drehten Hähne auf und füllten Kessel mit Wasser, das aus einem fünfzig Kilometer entfernten See kam, schütteten in Teekannen getrocknete Blätter, die vom anderen Ende der Welt stammten, und in die Tassen Milch, die einmal Gras, Sonnenlicht und sanfter Regen auf englischen Wiesen gewesen war.
Ja, der Mittwoch begann alltäglich genug. Als John Adams, der Pfarrer, von der Früh-Kommunion nach Hause kam und die Eingangstür öffnete, schlug ihm ein so köstlicher Duft von Ham und Eggs und frischem Kaffee entgegen, daß er auf die Knie hätte sinken können, um Gott auch für diese Wohltat zu danken.
Dieses Gefühl der Dankbarkeit steigerte sich noch durch einen Brief des Architekten, den er auf dem Frühstückstisch vorfand. Die Dinge kamen nun endlich in Schwung. Bald konnten die Ausschreibungen an die Baufirmen hinausgehen, bald würden sich die papierenen Pläne in Ziegel und Mörtel und in eine schöne Wirklichkeit verwandeln.
Beim Frühstück stellte John Adams Überlegungen darüber an, wer wohl das niedrigste Angebot abgeben würde. Er hatte das dunkle Gefühl, es würde Amos Coldbarrow sein, und hoffte nur, daß ihm das erspart bliebe. Kein sympathischer Mann, dieser Amos. Ein guter Bauunternehmer, zweifellos, und sehr rührig; aber ein rotnasiger, unmäßig trinkender und wüst fluchender alter Sünder, der mit der Kirche nichts im Sinn hatte und sich nur auf astrologischen Mumpitz verließ. Wirklich eine Gestalt aus dem achtzehnten Jahrhundert, dachte John Adams, ein Mensch, der den Teufel fürchtete, für den aber Gott nicht vorhanden war.
Mit einem Seufzer der Befriedigung schob er das letzte knusprige, mit Orangenmarmelade bestrichene Stück Toast in den Mund, trank seinen Kaffee aus und ließ die Serviette auf den Tisch fallen. Mrs. Phillips trat ein. «War alles recht, Sir?» fragte sie.
«Alles ganz wunderbar! Vielen Dank, Mrs. Phillips.»
Sie schickte sich an, das Geschirr abzuräumen. «Wenn das übrigens so weitergeht, wird bald kein Geschirr mehr da sein, von dem Sie essen können», bemerkte sie spitz.
«Wieso?» fragte John Adams, obwohl er schon wußte, worauf das hinauslief.
«Diese Lizzie Tubb hat gestern schon wieder zwei Teller zerbrochen.»
«Ach, wirklich?»
Mrs. Phillips stützte die Hände auf die Hüften und sah ihn herausfordernd an.
Unverblümt sagte sie: «Wenn Sie möchten, daß ich bleibe, verlange ich, daß ich mir mein Personal selbst aussuchen kann.»
«Lizzie Tubb würden Sie sich also nicht aussuchen?»
«Auf keinen Fall.»
John Adams stand auf und ging, seine Pfeife stopfend, im Zimmer auf und ab. «Nun hören Sie mir einmal zu, Mrs. Phillips», sagte er schließlich. «Sie sind eine ausgezeichnete Haushälterin, und ich möchte Sie auf keinen Fall verlieren. Aber Lizzie Tubb ist eine arme alte Frau. Sie ist seit Jahren bei mir. Sie hat schon bei dem alten Kanonikus Tumble gearbeitet und sogar schon bei dessen Vorgänger. Sie jetzt in ihrem Alter zu entlassen, wäre mehr als unchristlich. Und ich bin nicht bereit, das auch nur in Erwägung zu ziehen.» Er steckte sich die Pfeife zwischen die Zähne und sah seine Haushälterin ernst und entschlossen an.
«Dann kündige ich zum nächsten Ersten», sagte sie prompt.
Der Pfarrer zündete seine Pfeife an und warf das Streichholz in den leeren Kamin.
«Was haben Sie denn eigentlich gegen Lizzie Tubb, Mrs. Phillips?» fragte er.
«Ihre Untüchtigkeit. Ich kann Untüchtigkeit nun einmal nicht ausstehen.»
Der Pfarrer musterte die hagere, verbitterte Frau, die da vor ihm stand. «Wollen wir uns nicht ein andermal in Ruhe darüber unterhalten, wenn Sie etwas weniger gereizt sind?» schlug er vor.
«Ich muß doch sehr bitten, Herr Pfarrer», sagte Mrs. Phillips. Mit eisiger Miene nahm sie das Tablett und ging hinaus.
Doch John Adams schien, als hätte er einen flüchtigen Ausdruck des Bedauerns in ihren Zügen bemerkt, als sie die Kündigung ausgesprochen hatte. Er war daher nicht erstaunt, als sie etwas später am Vormittag in seinem Arbeitszimmer erschien und mit beflissener Sanftmut sagte: «Ich bin wohl vorhin leider etwas heftig gewesen, Sir.»
Ohne eine Miene zu verziehen, fragte der Pfarrer: «Dann wollen Sie Ihre
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