Beefy ist an allem schuld
zwölf bei der Bank abgeliefert. Und wir werden es uns holen.» Sie stand auf. «Ich ersuche den Herrn Sekretär, uns jetzt den Schauplatz genau aufzuzeichnen.»
Heck, der Sek, erhob sich und schob die Gemeindetafel rechts an den Tisch heran. Nachlässig zog er ein Stück Kreide aus der Tasche und zeichnete zwei parallele Linien auf die Tafel. Dann wandte er sich um und blickte die anderen bedeutsam an.
«Dies hier ist die Hauptstraße», erklärte er. Er fügte zwei weitere Linien hinzu. «Und das hier ist die Marktstraße, die in die Hauptstraße einmündet.» Er zeichnete ein Viereck, wo sich die beiden Straßen kreuzten. «Und das ist die Northern Counties Bank mit dem Eingang an der Marktstraße.» Er ließ das Stück Kreide in der hohlen Hand auf und ab tanzen und musterte die Klasse. «Irgendwelche Fragen?»
Heck wandte sich wieder zur Tafel um. «Hier in der Marktstraße», sagte er, «ist eine breite Einfahrt. Sie führt in einen großen Hof an der Rückseite der Bank. Die Lieferwagen fahren dort rein, liefern ihre Sachen am Hintereingang ab und haben dann Platz genug, um zu wenden und wieder rauszufahren. Aber dieser spezielle Lieferwagen, von dem hier die Rede ist, wird nicht wieder rausfahren, jedenfalls ‘ne ganze Zeitlang nicht.»
Er verbeugte sich vor der Präsidentin, die sich daraufhin erhob. «Der Plan sieht so aus», begann sie. «Erstens: Holzbein wird in seiner Briefträgeruniform ab elf Uhr im Hof auf der Lauer liegen. Sobald der Lieferwagen in den Hof fährt, wird Holzbein am Hintereingang der Bank klingeln und die eingeschriebenen Briefe abgeben, die alle aufgerissen oder sonstwie beschädigt sein werden. Das ist als Ablenkungsmanöver gedacht. Zweitens: Sobald der Lieferwagen in den Hof gefahren ist, werden Heck, Langfinger, Willie Einauge und Wodka-Joe in einem geliehenen Wagen folgen, ihn in der Einfahrt parken, den Zündschlüssel rausziehen, die Handbremse anziehen, alle Türen abschließen und, wenn die Zeit reicht, bei ein oder zwei Reifen die Luft rauslassen, so daß die Einfahrt blockiert ist. Dann werden sie sich auf die Männer stürzen, die das Geld abladen, und es ihnen abnehmen. Drittens: In der Zwischenzeit ist Beefys Ersatzmann schon mit dem Lieferwagen genau vor dem Tor in der Marktstraße vorgefahren und parkt dort mit laufendem Motor. Heck, Langfinger, Willie und Joe haben sich inzwischen das Geld geschnappt. Sie werden aus dem Hof rennen, in den Lieferwagen springen, natürlich mit dem Geld unterm Arm, und Beefys Ersatzmann wird auf die Tube drücken und zu unserem geheimen Rendezvous rasen, wo ich euch erwarte.» Sie nahm einen Schluck Wasser. «Irgendwelche Fragen?»
«Und was wird aus mir?» fragte Holzbein prompt.
«Du bist nicht in Gefahr, du bist ja in Uniform. Niemand wird dich verdächtigen. Wenn die Bankangestellten erst merken, daß von dem Inhalt der aufgerissenen Briefe nichts fehlt, werden sie dich am liebsten umarmen.»
Beefy hatte alldem mit wachsendem Staunen zugehört. «Wer ist denn der Ersatzmann, Ida? » fragte er unterwürfig.
«Na, eben der, der mit dem Lieferwagen die anderen in der Marktstraße abholt», sagte Ida.
Schweigen.
Schließlich sagte Beefy: «Eigentlich würde ich ja doch ganz gern mitmachen.»
«O nein, Beefy», sagte Ida bestimmt. «Wir wollen niemand vom Pfad der Tugend abbringen.»
«Aber ich möchte doch so gern mitmachen», sagte Beefy.
Holzbein mischte sich ein: «So einen guten Fahrer wie Beefy werden wir nie wieder kriegen», erklärte er nachdenklich.
Ida tat, als überlege sie ernsthaft. Dann schüttelte sie den Kopf. «Nein, nein, ich möchte das nicht auf mein Gewissen nehmen.»
«Aber ich will mitmachen», sagte Beefy.
Lofty Langfinger, der auf den Sitzungen meist wenig sprach, gab jetzt zu bedenken: «Ist es denn wirklich so, daß wir was Ungesetzliches von Beefy verlangen? Schließlich fährt er doch nur den Lieferwagen. Ich meine, er klaut oder stiehlt ja nicht richtig.»
Ida blickte ihn gedankenvoll an. «Sobald es um moralische Fragen geht, gibt es niemand, dem ich lieber zuhöre als dir, Lofty», sagte sie. Mit ernstem Ausdruck beugte sie sich über den Tisch. «Meint ihr wirklich, Beefy würde dabei nichts Unrechtes tun?» Dann fügte sie entschlossen hinzu: «Also gut, Beefy, du kannst den Lieferwagen fahren.»
Beefy strahlte. «Ihr werdet sehen, ich werde den Wagen so schnell fahren wie kein anderer.»
8
Der Mittwoch begann alltäglich genug. Am Himmel breitete sich der Glanz der
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