Beefy ist an allem schuld
verduften können. Alle, außer dem Fahrer natürlich. Der muß weiterfahren, um die anderen zu warnen, und dann den Wagen möglichst weit draußen abstellen.»
Sie fuhren jetzt die Derby-Straße entlang und sahen zu ihrem Entsetzen, daß ihnen ein Polizeiwagen entgegenkam. Heck konnte eben noch in eine Seitenstraße abbiegen. Durch das Rückfenster beobachteten sie, wie der Polizeiwagen vorbeisauste. Dann trat Heck so scharf auf die Bremse, daß der Wagen sich fast auf die Hinterräder gestellt hätte. «Es hat keinen Zweck», keuchte er. «Ich kann nicht weiter. Ich hab wieder einen dieser Anfälle.»
«Nanu, was denn für Anfälle?» fragte Holzbein erstaunt.
Ida trat ihm kräftig gegen das Schienbein. «Frag nicht so dumm», sagte sie, «es ist sein Herz. Er kann dann nicht mehr fahren, wenn so ein Anfall kommt. Eh man noch weiß, was los ist, ist er bewußtlos, und der Wagen klebt am nächsten Laternenpfahl.»
«Hier wär eigentlich kein schlechter Platz zum Aussteigen», meinte Langfinger. «Schön einsam hier.»
«Aber irgend jemand muß jetzt ans Steuer», sagte Ida entschlossen. «Irgend jemand mit kühlem Kopf und ein bißchen Grips.»
«Ich wünschte, ich könnte fahren», sagte Holzbein.
«Ich würde es selbst machen», sagte Ida, «aber mein Führerschein ist nicht mehr gültig.»
Sie warteten. Sie wußten, sie würden nicht umsonst warten.
Endlich sagte Beefy: «So ‘n Rolls wollt ich schon immer gern mal fahren. Also laß mich mal ran.»
Aber nicht nur der elegante Wagen, sondern noch etwas anderes war für ihn ausschlaggebend. Schließlich war es seine Schuld gewesen, daß sie überhaupt eine Straßensammlung hatten organisieren müssen. Wenn er nicht die falsche Kiste erwischt hätte, könnten sie jetzt alle im eigenen Rolls herumfahren und dem Chauffeur sagen, er solle aussteigen und den armen Abzeichen-Verkäufern ein paar Shillinge in die Büchse stecken. Die Schande lastete schwer auf ihm. Und hier bot sich nun eine Gelegenheit, diesen schrecklichen Fehler wiedergutzumachen.
«Macht es dir wirklich nichts aus, Beefy?» fragte Ida heuchlerisch-besorgt.
Heck preßte noch einmal die Hand aufs Herz und stöhnte entsetzlich auf.
«Geht schon in Ordnung», sagte Beefy. «Verduftet. Ich übernehm den Wagen.»
Drei Autotüren wurden aufgerissen. Beefy blieb allein im Wagen zurück. «Alles Gute, Beefy», rief ihm Ida nach. Beefy sah noch, wie Heck hastig die Straße entlanglief. Hoffentlich schadet es ihm nicht, dachte er etwas überrascht. Er hatte immer geglaubt, daß man sich mit einem kranken Herzen vorsichtig und langsam bewegen müsse.
Er trat auf den Gashebel. Zuerst mußte er Wodka-Joe und Einauge finden, dann den Wagen loswerden und sich selbst aus dem Staub machen.
Aber schon nach kurzer Fahrt entdeckte er einen Polizeiwagen im Rückspiegel, der zu seinem großen Schrecken rasch aufholte. Beefy trieb die Tachometernadel hoch. Siebzig - achtzig. Doch die Polizei blieb ihm auf den Fersen. Und jetzt sah er eine Verkehrsampel vor sich. Unbarmherzig schaltete sie auf rot. Nun hatten sie ihn!
Da entdeckte er eine Fluchtmöglichkeit. Rechts, kurz vor der Ampel, ging eine Seitenstraße ab. Mit quietschenden Reifen fuhr er hinein, haarscharf an einem Lastwagen vorbei. Im Rückspiegel sah er, wie der Lastwagenfahrer vor Schreck oder Wut stoppte und so die Einfahrt in die Seitenstraße blockierte. Beefy raste weiter. Er bog um die nächste Ecke in eine ruhige baumbestandene Allee ein. Dort fand er zu seiner Erleichterung ein großes schmiedeeisernes Tor, das offenstand. Beefy fuhr hindurch und sah, daß hier vor einem hohen roten Backsteinbau mehrere Autos parkten. Er stellte seinen Wagen ab, rannte durch ein anderes Tor und kam auf eine Wiese hinaus. Hier hatte sich vor einem riesigen Zelt eine große Menschenmenge versammelt. Es mußte ein Zirkus sein. Wenn er dort hineinginge, wäre er eine Weile lang sicher. Niemand würde auf die Idee kommen, ihn dort zu suchen.
Aber er hatte ja kein Geld.
Doch dann geschah etwas ganz Unerwartetes. Ein Mann, der am Eingang des Zeltes stand, lächelte ihm zu und winkte ihn heran. Beefy drängte sich unsicher zu ihm durch.
«Wollen Sie nicht hereinkommen?» fragte der Mann sehr höflich.
«Das kann ich leider nicht», sagte Beefy traurig. «Ich hab nämlich kein Geld, verstehen Sie?»
«Treten Sie nur ein, Bruder. Sie brauchen kein Geld», sagte der Mann mit freundlicher Stimme. «Gott segne Sie.»
Beefy trat ein.
Ida kehrte auf abgelegenen
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