Beefy ist an allem schuld
des Pfarrers bald die Runde und nahm wie eine Lawine immer ungeheuerlichere Ausmaße an.
«...zerschmetterte eine Whiskyflasche auf dem Kopf eines Polizisten. Sechs Klammern brauchten sie für die Wunde.»
«...kletterte auf das Denkmal und setzte Nelson die Flasche an die Lippen. Dabei fluchte sie wie ein Matrose, weil er nicht trinken wollte.»
«...sechs Polizisten waren nötig, um sie herunterzuholen.»
«...aus dem Fröhlichen Anker wurde sie hinausgeworfen.»
Lizzie aber sagte zu Beefy: «Mrs. Phillips war am Sonnabend in einem jämmerlichen Zustand. Sie hat mir direkt leid getan.»
«Das kommt davon, wenn einer Schnaps trinkt. Ich kann das Zeug auch nicht vertragen», meinte Beefy etwas kleinlaut.
Am Montagmorgen sagte der Pfarrer, als er Lizzie beim Schrubben des Vorflurs antraf: «Lizzie, Sie müssen sich jetzt ein bißchen um mich kümmern, bis ich eine neue Haushälterin habe.»
Ein Paar dankbare Augen blickten zu ihm auf. «Heißt das - ich meine, ist sie weg?»
«Ja», seufzte John Adams in wehmütigem Gedenken an Mrs. Phillips Kochkünste. «Nun bleiben Sie doch, nicht wahr?» fragte er.
«Gern, Herr Pfarrer.» Sie richtete sich auf. «Ich weiß von ‘ner Pfarrershaushälterin, die nach ‘ner Stellung sucht», sprudelte sie hervor.
«Ist das wahr?» fragte er aufgeregt. «Wer ist es? Wo ist sie?»
«Sie ist ‘ne Cousine oder Tante von jemand, den ich kenne. Wohnt außerhalb. Übernächsten Sonnabend kommt sie nach Danby.»
«Lizzie, Sie sind ein Schatz», sagte John Adams. «Kann ich Ihre Freundin einmal sprechen? Wo wohnt sie?»
«Es ist keine sie, es ist ‘n er. Er wohnt - ich weiß nicht so genau wo», fügte sie hastig hinzu. «Aber er kommt sicher gern zu Ihnen.»
Zwei Stunden später stand Beefy, einigermaßen sauber gewaschen, in seinem Trikot vor dem Pfarrer, der ihn erstaunt musterte.
«Lizzie Tubb hat mir erzählt, daß eine Verwandte von Ihnen eine Stellung als Haushälterin sucht?» sagte er.
«Jawohl», sagte Beefy.
«Lizzie sagt, sie käme nächste Woche nach Danby?»
«Jawohl», sagte Beefy.
«Glauben Sie, sie könnte mir die Wirtschaft führen?»
«Deshalb kommt sie ja», sagte Beefy.
«Nanu», sagte der Pfarrer noch erstaunter. «Woher weiß sie denn, daß ich keine Haushälterin mehr habe und eine neue suche?»
«Das war vorher», erklärte Beefy.
«Was war vorher und wovor?»
«Vor dem, daß sie kommt.»
Der Pfarrer wußte nicht recht, was er davon halten sollte. «Ich glaube, es ist besser, ich spreche direkt mir Ihrer Verwandten», sagte er. «Würden Sie sie zu mir bringen, sobald sie da ist? Wie kann ich mich notfalls mit Ihnen in Verbindung setzen, wo wohnen Sie?» fragte er.
«Ja, hm», stammelte Beefy verlegen, «das heißt - Sie können’s Lizzie sagen, wenn Sie mich brauchen», schloß er dann hastig.
Der Pfarrer sah ihm nach, als er ging. Nicht auszudenken, wenn die Sache klappte! Aber warum tat der Mann so geheimnisvoll, wenn man ihn nach seiner Adresse fragte? Man konnte nur hoffen, daß seine Verwandte etwas heller und vor allem eine geeignete Haushälterin war. Sehr zuversichtlich war John Adams freilich nicht.
9
Ein klarer, windiger Tag: Sonnabend, der 3. Mai. In Danby konnte man sich vor Abzeichen Verkäufern nicht mehr retten. Es gab kein Entrinnen. Sie beherrschten alle strategischen Punkte der Stadt. Wenn Edward Macmillan sich einer Sache annahm, dann tat er es gründlich.
Aber dieser Sammeltag unterschied sich von anderen: Mr. Macmillan hatte mehr Helfer, als er ahnte. Amos Coldbarrow, der Baumeister und Unternehmer, bemerkte eine üppige rothaarige Dame, die ihn bezwingend anlächelte. Geizig wie er war, versuchte er, ihr durch ein Ausweichmanöver zu entkommen. Jedoch zu spät.
«Sie werden doch ein Abzeichen kaufen?» fragte die Walküre.
Amos zog grunzend drei Pennies hervor.
«Aber, aber, mein Herr», sagte die Dame tadelnd. «Ein bißchen mehr können Sie doch wohl entbehren, habe ich recht?»
Mr. Coldbarrow fiel plötzlich ein, was er beim Frühstück in der Morgenzeitung gelesen hatte: 3. Mai. Für alle im Zeichen des Stiers Geborenen ein günstiger Tag, um sich Freunde zu machen und auf ihre Mitmenschen Einfluß zu gewinnen. Bemühen auch Sie sich, großzügig zu sein.
Er ließ die Münzen verschwinden und stopfte mit schmerzlichem Gesichtsausdruck eine Zehn-Shilling-Note in die Büchse. Ida schlenderte weiter.
Nun ja, es war nicht gerade das, was sie sich unter einem profitablen Coup vorstellte, aber ein
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