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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Burschen, den ich bei mir in der Bank ertappt habe? Er war auch da.»
    John Adams sah ihn überrascht an.
    «Ich glaube, er will in unsere Gemeinde eintreten.»
    «Ja, du lieber Himmel! Hat er Sie denn gesehen?»
    «Ja.»
    «Dann werden wir ihn wohl kaum wiedersehen.»
    «Das war auch mein erster Gedanke», sagte Mr. Macmillan. «Deshalb habe ich ihn angesprochen und ihm gesagt, daß dieser Vorfall für mich erledigt ist.»
    Der Pfarrer warf Mr. Macmillan einen bewundernden Blick zu. «Das war sehr menschlich von Ihnen», sagte er.
    Mr. Macmillan errötete ein wenig. «Ich fand, es sei meine Pflicht als Kirchenältester und - als Christ.»
    «Sehr menschlich, mein Lieber», sagte der Pfarrer herzlich, «sehr anerkennenswert.» Als sie vor der Tür des Pfarrhauses anlangten, sagte John Adams: «Hätten Sie vielleicht Lust, noch auf einen Sherry mit hereinzukommen? »
    «Sehr gern», sagte Mr. Macmillan. Sie traten ein. Der Pfarrer holte eine Flasche und zwei Gläser aus dem Schrank. Sie nahmen einen kleinen Schluck. Dann fragte der Pfarrer interessiert: «Wie sieht denn unser bekehrter Sünder eigentlich aus?»
    «Ein etwas sonderbarer Typ. Stellen Sie sich vor, er kam in einem blau-weiß gestreiften Trikot in die Kirche. Im übrigen stämmig und kräftig, und ein Gesicht wie ein rohes Beefsteak. Unverwechselbar.»
    «O je.» Der Pfarrer rang nach Luft. «Der war es also?»
    «Warum? Kennen Sie ihn?»
    «Ja, ich hoffte, eine Verwandte von ihm - eine Tante, Cousine oder so was ähnliches - als Haushälterin zu bekommen.»
    «Mein Gott», sagte Mr. Macmillan, «da würde ich an Ihrer Stelle aber etwas vorsichtig sein.»
    Der Pfarrer starrte in seinen Sherry. «Es ist wirklich zum Verzweifeln!» sagte er. «Jetzt habe ich den ganzen Winter ohne Haushälterin dagesessen. Dann bekomme ich endlich eine, und die bleibt nur eine Woche. Nun habe ich die Chance, eine andere zu kriegen, und was stellt sich heraus? Sie ist die Tante von einem Ganoven.»
    «Einem gewesenen Ganoven, ‘bitte», verbesserte ihn Mr. Macmillan ohne Überzeugung, «und sie kann ja immerhin eine ehrbare Frau sein.»
    «Möglich», stimmte der Pfarrer zu, «aber ich muß schon sagen, es ist nicht gerade die beste Empfehlung für sie.»
    Eine Weile saßen die beiden Männer schweigend da.
    «Wer bekommt wohl den Auftrag?» fragte der Pfarrer schließlich.
    «Für das Gemeindehaus? Ich weiß nicht. Aber ich habe so das Gefühl, es wird Coldbarrow sein.»
    «Ich fürchte, Ihr Gefühl täuscht Sie nicht.»
    Mr. Macmillan zog die Augenbrauen hoch. «Er ist ein fähiger Bauunternehmer. Und auch ein guter Geschäftsmann.»
    «Er ist ein alter Sünder.»
    «Deshalb wird das neue Gemeindehaus kaum vorzeitig zusammenstürzen.»
    Der Pfarrer seufzte. «Sie haben vermutlich recht. Ich kann mich nur nicht mit dem Gedanken befreunden, das ist alles.» Sie verfielen aufs neue in Schweigen, während die Schatten im Zimmer länger wurden.
     

11
     
    Am Sonnabend, dem 10. Mai, saß Sally im Zug und fuhr von den stolzen Höhen der Midlands durch wilde Schluchten und grüne Wiesen in die rauchige Ebene hinab. Sie trug ein hübsches buntes Kleid, einen neuen Hut, weiße Handschuhe und eine passende Handtasche und war eigentlich ganz mit sich zufrieden. Ihrer Mutter ging es wieder besser, und sie hatte schließlich doch ihren Segen zu dieser Reise gegeben. Nun begann etwas Neues, Aufregendes für Sally. Sie freute sich auf die geschäftige, bunte Welt der Städte. Sie wußte, sie würde glücklich sein in Danby.
    Beefy wollte sie am Bahnhof erwarten. Sie mochte ihn. Natürlich war er ein bißchen linkisch, und manchmal mußte sie über ihn lächeln, aber sie freute sich auf ihn. Sie hoffte, daß sie dem alten Pfarrer gefiele und daß er sie anstellen würde. Es wäre sicher interessant, in einer Industriestadt in einem Pfarrhaus zu arbeiten. Sie würde alle möglichen Leute kennenlernen, und vielleicht konnte sie sogar gelegentlich zum Tanzen gehen. Eine schöne Zeit lag vor ihr.
    Der Zug verlangsamte das Tempo. Sally blickte auf ihre Armbanduhr. Gleich mußte sie da sein. Die Mitreisenden hoben schon die Koffer aus den Gepäcknetzen und zogen die Mäntel an. Der Zug ratterte in den Bahnhof. «Danby», schrien die Gepäckträger, und eine laute, mechanische Stimme verkündete: «Der Zug nach Euston, Ankunft 16 Uhr 20, hat Einfahrt auf Gleis vier.» Der Zug hielt. Mit wütendem Zischen ließ die Lokomotive Dampf ab. Türen wurden aufgerissen, und die Menschen strömten auf

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