Beefy ist an allem schuld
Beefy tat alles, was in seinen schwachen Kräften stand.
Eines Abends, bevor das Licht ausgemacht wurde, hatte ihn Holzbein gefragt: «Hat deine Cousine die Stellung im Pfarrhaus nun eigentlich gekriegt?»
«Nein», sagte Beefy unglücklich.
Er spürte, daß alle Jungens ihn ansahen, und rutschte noch tiefer in seine Linoleumrolle.
«Soll das heißen, daß wir die halbe Flasche Whisky umsonst verschwendet haben?» fragte Langfinger.
«Ich kann ja nichts dafür», jammerte Beefy kläglich.
Auf dem Dachboden herrschte an diesem Abend ungewöhnliches Schweigen. Doch am nächsten Tag kam Beefy eine Idee, die ihn ungeheuer aufmunterte.
Mr. Macmillan hatte einen arbeitsreichen und schwierigen Vormittag. Und als ob das noch nicht reichte, kam einer seiner Kassierer herein und sagte: «Entschuldigen Sie, Sir, aber da ist ein Mr. Jones, der Sie sprechen möchte.»
«Jones? Jones? Kenne ich diesen Jones?»
«Das glaube ich nicht, Sir. Mir ist er unbekannt, und ein Konto hat er mit Sicherheit nicht bei uns.»
«Nun gut», seufzte Mr. Macmillan, «dann bringen Sie ihn schon herein.»
Der Kassierer brachte Mr. Jones herein und hörte zu seiner Überraschung, wie der Direktor rief: «Beefy! Nanu, wollen Sie bei uns ein Konto eröffnen?»
Beefy schob sich nervös ins Zimmer.
«Nein», sagte er verlegen, «aber ich hab ‘ne Cousine, die lesen und schreiben kann.»
«Das ist aber schön», sagte Mr. Macmillan.
Schweigen, während Beefy nach weiteren Worten rang.
«Sie sucht ‘ne Stellung», brachte er schließlich heraus.
«Das tut mir leid, aber bei uns ist nichts frei», sagte Mr. Macmillan bestimmt. Er drückte leicht auf die Klingel. «Also dann auf Wiedersehen, mein Bester.»
Niedergeschlagen verließ Beefy die Bank. Hoffentlich hatte Sally mehr Glück gehabt. Er wollte nicht, daß sie wieder nach Shepherd’s Delight fuhr und ihn hier allein zurückließ. Aber ein Tag nach dem anderen verging, und von Sally kam kein Lebenszeichen.
Sally und John Adams mußten am Briefkasten warten. Jemand steckte gerade einen Brief ein. Es war Miss Carson.
Dem Pfarrer war nicht nach Konversation zumute. Er wäre die letzten Minuten gern mit Sally allein gewesen, aber er konnte ein Mitglied seiner Gemeinde nicht einfach ignorieren. Er lüftete den Hut. «Guten Morgen, Miss Carson», sagte er. Dann fiel ihm etwas ein. «Miss Bryan», sagte er, «es wird Sie interessieren, Miss Carson kennenzulernen. Sie ist Haushälterin im Schloß bei Lord Wapentake.»
«Guten Tag», sagte Miss Carson. «Übrigens, Herr Pfarrer», fuhr sie geziert fort, «ich werde dort nicht mehr lange tätig sein.»
Der Pfarrer starrte sie entgeistert an.
«Wußten Sie es noch nicht?» lachte sie. «Ich heirate nämlich.»
Einen winzigen Augenblick schien das Leben stillzustehen. Die Wolken am Himmel bewegten sich nicht, die Vögel schwiegen, der ferne Verkehrslärm verstummte. Sally war eben im Begriff, den Brief in den Kasten zu stecken. Sie hielt inne und gab ihm nicht den letzten kleinen Schubs, der den Lebensweg mehrerer Menschen in eine andere Richtung gelenkt hätte.
Die drei standen regungslos wie in einem Film, der kurz angehalten worden ist. Dann ging alles wieder weiter. Sally zog den Brief zurück, der Pfarrer murmelte Glückwünsche, faßte Sally am Arm, und bevor sie noch wußte, wie ihr geschah, liefen sie beide zum Pfarrhaus, so schnell sie nur konnten.
Der Pfarrer stürzte ins Haus, griff zum Telefon und wählte die Nummer des Schlosses.
Das Besetztzeichen ertönte.
Er knallte den Hörer auf die Gabel. «Kommen Sie», sagte er, «wir nehmen den Bus.»
«Aber ich weiß ja gar nicht, ob ich mich in einem so großen Haushalt wohl ‘fühlen würde», sagte Sally. «Mit einem Butler, Zimmermädchen und so weiter. Davor hätte ich Angst.»
«Die Wapentakes haben gar keinen Butler. Nur eine Haushälterin, ein Mädchen und einen Gärtner. Sie sind nicht sehr wohlhabend. Ja, Seine Lordschaft droht sogar immer damit, das Schloß aufzugeben und sich auf einen kleineren Besitz in Nordengland zurückzuziehen.»
Mittlerweile war er, Sally hinter sich herziehend, schon wieder auf der Straße und half ihr in den Autobus. Zehn Minuten später gingen sie eilig die von Unkraut überwucherte Schloßauffahrt hinauf.
Lord Wapentake, der mit einer Hacke hantierte, hielt in seiner Fronarbeit inne und sagte: «Guten Morgen, Adams.» Er blickte Sally interessiert an. «Kenne ich die junge Dame nicht?» sagte er und wandte sich an Sally.
«Ja
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