Beefy ist an allem schuld
sagte Holzbein beruhigend. «Sie wird deine Probleme schon in Ordnung bringen.»
Beefy seufzte. «Ich kann nicht zurück», sagte er. «Es ist wegen meiner Cousine, wißt ihr.»
«Was ist mit deiner Cousine?» fragte Heck, während er ein Stück Kaugummi auswickelte.
«Sie will den Pfarrer heiraten, aber sie kann’s nicht, weil ich ihr Vetter bin, denn Pfarrer können sich nicht mit Mädchen verheiraten, die so ‘n Vetter haben wie mich», erklärte Beefy mit erstaunlicher Klarheit.
«Wegen der mach dir keine Sorgen», sagte Holzbein. «Das wird Ida schon schaukeln. Wenn deine Cousine will, verheiratet Ida sie mit dem Erzbischof von Canterbury. Aber schließlich kannst du die Firma nicht einfach im Stich lassen.»
Mittlerweile hatten sie den Stadtrand von Danby erreicht. Heck fuhr sie direkt zu Idas Hotel. «Ich stell nur noch den Wagen ab», sagte er. «Geht ihr schon mal mit Beefy rauf.»
Sie stiegen zu Idas Zimmer hinauf. Beefy war plötzlich nervös. Ida war sicher gekränkt, sie würde böse auf ihn sein. Aber an Flucht war jetzt nicht mehr zu denken. Sie klopften an und traten ein.
Ida, in einen leuchtend grün und rot gemusterten Kimono gehüllt, lackierte ungerührt ihre Nägel. Nach einem beklemmenden Schweigen blickte sie schließlich mit gerunzelter Stirn auf.
«So, ihr habt ihn also gefunden», sagte sie. «Beefy», fuhr sie ihn an, «allmählich hab ich es satt. Ich hole dich aus der Gosse, ich versuche einen tüchtigen Ganoven aus dir zu machen, ich ernenne dich zum Direktor meiner Firma, und was ist der Erfolg?»
«Ich - ich weiß nicht», stammelte Beefy.
«So, du weißt es nicht!» Ida zitterte vor Wut. «Aber wenn ich kaum den Rücken gekehrt habe, dich von irgend so einem Lord einwickeln lassen und ehrlich werden, das kannst du. Hast du eigentlich überhaupt kein moralisches Empfinden?» Sie funkelte den hochroten Beefy zornig an.
Nach diesem Wutausbruch blieb von Beefy nur ein zitterndes Häufchen Unglück übrig. Es gab so vieles, was er gern gesagt hätte. Alles konnte er erklären, wenn er nur die richtigen Worte fand. Er öffnete seinen ausgetrockneten Mund. «Ich - ich bin doch nicht ehrlich geworden», stammelte er. «Das heißt, ich war’s, aber nicht, als ich abhaute. Das heißt, ich bin nicht abgehauen, weil ich ehrlich geworden bin.»
Der Schweiß rann ihm in Strömen herunter. Er wünschte, Ida würde aufhören, ihn so anzufunkeln. Aber sie durchbohrte ihn weiter mit kalten, bösen Augen. «Und warum», fragte Ida scharf, «hast du dich bei Nacht und Nebel weggeschlichen?»
Beefy schluckte, ihm wurde immer verzweifelter zumute. «Ich bin nicht abgehauen, weil ich ehrlich geworden bin», wiederholte er, «ich bin bloß wegen meiner Cousine abgehauen, verstehen Sie?»
«Was hat denn deine Cousine damit zu tun?»
«Sie will den Pfarrer heiraten.»
Idas Geduld war allmählich erschöpft. «Ich verstehe, deine Cousine will den Pfarrer heiraten, und deswegen stehst du mitten in der Nacht auf, nimmst dein Bett und verschwindest, ohne jemand ‘n Ton davon zu sagen.» Sie wandte sich an Holzbein und Lofty. «Seht ihr vielleicht Sinn darin, Jungens? Hab ich vielleicht ‘ne Mattscheibe auf meine alten Tage?»
Zu Beefys größter Erleichterung sagte jetzt Holzbein: «Beefy wollte sich opfern, Ida. Er glaubt, der Pfarrer kann seine Cousine nicht heiraten, wenn er in der Gegend ist, von wegen keine feine Familie und so. Na -und deshalb ist er eben abgehauen.»
Ida blieb ungerührt. «So ein Quatsch, das ist mal wieder typisch Beefy», sagte sie. «Um so was wie Loyalität zur Firma schert er sich einen Dreck, solang nur seine Anverwandten fein raus sind.»
«Ich hab gedacht, keiner würd mich vermissen», sagte Beefy.
«Um die Wahrheit zu sagen», mischte Holzbein sich wieder ein, «ich habe ihm gesagt, wenn er zurückkäme, würden Sie die Sache mit der Heirat von seiner Cousine und dem Pfarrer schon schaukeln, Ida.»
Diesmal mußte Holzbein von Ida einen vernichtenden Blick einstecken. Wütend warf sie ihre Nagelfeile auf den Toilettentisch. «Ich sag es euch jetzt zum hundertstenmal, Jungens, ich bin zwar eure Präsidentin, aber nicht euer Kindermädchen und ganz bestimmt nicht eure Heiratsvermittlerin. »
«Aber Beefy kommt vielleicht wieder zur Ruhe, wenn seine Cousine glücklich unter der Haube ist», sagte Holzbein.
So verärgert Ida auch war, dieser Gesichtspunkt leuchtete ihr ein. Ein guter General weiß, daß die Moral seiner Truppe von äußerster Wichtigkeit
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