Befehl von oben
Tage fördern werden.«
»Roger hat mir gesagt, daß …«
»Hörensagen«, unterbrach ihn Martin. »Sie sagen mir, daß Ihnen jemand gesagt habe, was jemand anders ihm mitgeteilt hätte – findet vor keinem Gericht viel Gehör.«
»Weiter«, sagte Arnie.
»Sir, zu dieser Frage steht nichts in der Verfassung oder in den Gesetzen.«
»Und es gibt keinen Supreme Court, das die Frage klären könnte«, stellte Ryan fest. Nach der bedeutungsschwangeren Pause fügte er hinzu: »Wenn er nun die Wahrheit sagt?«
»Mr. President, ob er die Wahrheit sagt oder nicht, ist nicht der Punkt«, erwiderte Martin. »Wenn wir nicht beweisen können, daß er lügt, und das würde schwer, dann hat er eine Art Fall. Übrigens, zur Frage des Supreme Court: Angenommen, Sie bekommen einen neuen Senat und nehmen Ihre Ernennungen vor, dann müßten sich alle neuen Bundesrichter normalerweise von vornherein für befangen erklären, weil Sie sie ausgewählt und ernannt haben. Damit wäre vermutlich keine juristische Klärung möglich.«
»Wenn es aber diesbezüglich kein Gesetz gibt?« fragte der Präsident.
»Genau. Eine echt harte Nuß«, sagte Martin leise, während er überlegte. »Okay, ein Präsident oder Vizepräsident gibt seine Amtsgeschäfte auf, wenn er zurücktritt. Ein Rücktritt wird vollzogen, wenn der Amtsinhaber die Rücktrittserklärung – ein Brief genügt – dem zuständigen Amtsträger übergibt. Doch der Mann, der sie angenommen hat, ist tot, und wir werden zweifellos feststellen, daß die Erklärung fehlt. Secretary Hanson hat vermutlich den Präsidenten angerufen, um ihn von dem Rücktritt in Kenntnis zu setzen.«
»Das hat er«, bestätigte van Damm.
»Aber Präsident Durling ist ebenfalls tot. Seine Aussage hätte Beweiskraft gehabt, aber die ist nicht zu bekommen. Und damit stehen wir wieder am Anfang.« Martin gefiel gar nicht, was er tat, außerdem war es schwer genug, gleichzeitig über die Rechtslage zu reden und nachzudenken.
»Aber …«
»Die Telefonnachweise werden zeigen, daß es ein Gespräch gab, gut.
Secretary Hanson könnte aber gesagt haben, daß das Schreiben nicht korrekt formuliert war und bis zum nächsten Tage in Ordnung gebracht würde. Das ist Politik, nicht Recht. Solange Durling Präsident war, mußte Kealty zurücktreten wegen …«
»Des Vorwurfs sexueller Belästigung«, stellte Arnie fest.
»Sie sagen es. Seine TV-Erklärung hat diesen Punkt auch gestreift, und es ist ihm doch ganz gut gelungen, ihn zu verschleiern.«
»Wir sind wieder da, wo wir angefangen haben«, konstatierte Ryan.
»Jawohl, Mr. President.« Das rief ein gequältes Lächeln hervor.
»Nett zu wissen, daß noch jemand den Glauben nicht verloren hat.«
*
Inspektor O'Day und drei weitere Agenten aus der Zentrale stiegen direkt vor dem Gebäude aus dem Wagen. Als ein uniformierter Wachtposten auf sie zutrat, um etwas dagegen einzuwenden, zeigte ihm O'Day seinen Dienstausweis und ging weiter zum Hauptschalter des Sicherheitsdienstes.
»Ich möchte, daß mich Ihr Chef im sechsten Stock trifft«, sagte er zu dem Posten. »Es ist mir egal, was er gerade tut. Sagen Sie ihm, er soll sofort hinaufkommen.« Dann begab er sich mit seinen Leuten zum Fahrstuhl.
»Heh, Pat, was zum Teufel …«
Die anderen drei waren mehr oder weniger zufällig vom Office of Professional Responsibility (OPR) ausgewählt worden, der im FBI zuständigen Abteilung für interne Angelegenheiten. Alles erfahrene Ermittler mit Kontrollfunktion, deren Aufgabe es war, das Bureau sauberzuhalten. Einer von ihnen hatte sogar gegen einen früheren Direktor ermittelt. Die Devise des OPR war, nichts zu respektieren außer dem Gesetz.
Der Wachtposten unten hatte bereits den Posten im obersten Stockwerk angerufen. Diesen Morgen war es George Armitage, der diese Woche eine andere Schicht hatte als die Woche zuvor.
»FBI«, verkündete O'Day, als die Fahrstuhltür aufging. »Wo ist das Büro des Ministers?«
»Hier entlang, Sir.« Armitage führte sie den Korridor entlang.
»Wer hat in diesem Büro zu schaffen?« fragte der Inspektor.
»Wir bereiten Mr. Adlers Einzug vor. Mr. Hansons Sachen haben wir fast schon rausgeschafft …«
»Demzufolge ist also ständig jemand aus und ein gegangen?«
»Ja, Sir.«
O'Day hatte nicht damit gerechnet, daß es viel Sinn hätte, das kriminaltechnische Team zu beteiligen, aber das würde trotzdem geschehen.
Wenn es jemals eine Ermittlung gegeben hat, die sich streng an die Vorschriften zu halten
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