Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Bereichsspezialist am Ende der dritten Seite.
    »Ohne Zweifel?«
    »Mein Junge« – der Bereichsspezialist war schon zwanzig Jahre dabei –, »die fahren doch nicht zum Einkaufen nach Teheran.«
    »SNIE?« fragte Goodley und meinte ein Special National Intelligence Estimate, ein wichtiges offizielles Dokument, das für ungewöhnliche Situationen gedacht war.
    »Ich glaube ja. Die irakische Regierung löst sich auf.« Das war keine so große Überraschung.
    »Drei Tage?«
    »Wenn überhaupt.«
    Goodley erhob sich. »Okay, machen wir uns an den Entwurf.«

17
    Renaissance
    Man muß damit rechnen, daß entscheidende Dinge nie zur günstigsten Zeit passieren. Ob es sich dabei um die Geburt eines Kindes oder eine nationale Katastrophe handelt, stets überraschen solche Ereignisse die Betreffenden im Schlaf oder in ähnlich ungünstigen Umständen. Ben Goodley stellte fest, daß der CIA keine Leute am Ort hatte, die bestätigen konnten, was die Funküberwachung gemeldet hatte, und soviel Interesse sein Land an dieser Region auch hatte, gab's nichts, das man jetzt hätte unternehmen können. Öffentliche Nachrichtenagenturen und Medien hatten die Entwicklung noch nicht mitbekommen, und wie es häufig der Fall war, würde sich der CIA bis dahin stumm stellen. Damit schürte die Agency den allgemeinen Glauben, daß die Medien beim Herausfinden von Dingen genauso effizient seien wie der Staat. Das traf zwar nicht immer zu, auf alle Fälle aber häufiger, als Goodley es für richtig hielt.
    Das SNIE würde kurz ausfallen. Der Sachverhalt selbst ließ sich kurz und knapp darlegen. Goodley und sein Gebietsspezialist brauchten dafür keine halbe Stunde. Ein Computerdrucker lieferte die Exemplare für den Gebrauch im Hause selbst, und per Modem und über sichere Leitung würde sie an interessierte Regierungsstellen weitergeleitet. Damit fertig, begaben sich die Männer wieder ins Operations Center.
    Golowko tat sein Bestes, zu Schlaf zu kommen. Für den internationalen Flugdienst nach New York, Chicago und Washington hatte Aeroflot gerade zehn neue Boeing 777 gekauft. Sie waren komfortabler und verläßlicher als sowjetische Maschinen, in denen er so viele Jahre lang gereist war, dennoch war er nicht gerade begeistert davon, eine so weite Strecke nur mit zwei Triebwerken zu fliegen, amerikanisch oder nicht, statt mit den gewohnten vier. Die Sitze zumindest waren hier in der ersten Klasse sehr bequem, und der Wodka war eine hervorragende russische Marke.
    Die Kombination beider hatte ihm fünfeinhalb Stunden Schlaf geschenkt, ehe die übliche Flugdesorientierung einsetzte und ihn über Grönland weckte, während sein Leibwächter neben ihm noch dem Halbschlaf frönte, den sein Beruf ihm gestattete. Irgendwo hinten schliefen gewiß auch die Stewardessen, so gut sie es auf ihren Klappsitzen konnten.
    In früheren Zeiten, wußte Sergej Nikolajewitsch, wäre alles anders gewesen. Er wäre mit einer speziellen Chartermaschine geflogen, voller funktechnischer Einrichtungen, und wenn irgend etwas passiert wäre in der Welt, wäre er darüber informiert worden, so schnell die Sendemasten außerhalb von Moskau ihn erreichen konnten. Um so frustrierender war es jetzt, wenn etwas geschah. So war es immer, sagte er sich in der lärmvollen Dunkelheit. Man reiste zu einem wichtigen Treffen, weil man damit rechnete, daß etwas passierte, und dann geschah es, während man unterwegs war, der Möglichkeit beraubt, sich mit seinen nächsten Beratern zu besprechen. Irak und China. Zum Glück waren beide Unruheherde weit voneinander getrennt. Dann erinnerte Golowko sich selbst daran, daß Washington und Moskau noch weiter auseinander lagen, so weit, daß man mit einer zweimotorigen Maschine eine ganze Nacht fliegen mußte, um die Entfernung zu überbrücken. Mit dieser angenehmen Erkenntnis drehte er sich etwas zur Seite und sagte sich, daß er allen Schlaf benötigen würde, den er bekommen könnte.
    Der schwierige Teil war nicht, sie aus dem Irak herauszulotsen. Der schwierige Teil bestand darin, sie vom Iran in den Sudan zu bringen. Es war schon lange her, daß iranische Flugzeuge Saudi-Arabien überfliegen durften. Die einzigen Ausnahmen waren Pilgerflüge nach Mekka für die alljährliche Hadsch. Statt dessen mußte der Busineß-Jet die Arabische Halbinsel umfliegen, dann das Rote Meer hinauf und schließlich Richtung Westen nach Khartum, was sowohl Entfernung als auch Flugzeit verdoppelte, und der nächste kurze Flug konnte nicht starten,

Weitere Kostenlose Bücher