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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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solange der lange vorherige nicht in Afrika angekommen war und die VIPs nicht in ihrem hastig eingerichteten Quartier eingetroffen waren und nicht zufrieden damit waren und nicht ein Telefonat mit dem unvermeidlichen Codewort geführt und bestätigt hatten, daß alles in Ordnung war. Es wäre so viel einfacher gewesen, sie alle zusammen in eine große Maschine zu laden, für einen einzigen Flug Bagdad-Teheran-Khartum, aber das war nicht möglich gewesen. Genausowenig war es möglich gewesen, die viel kürzere Route von Bagdad nach Khartum zu nehmen, mit dem Notbehelf, Jordanien zu überfliegen, denn das hätte bedeutet, sehr dicht an Israel vorbeizukommen, und darüber wären die irakischen Generäle nicht sehr glücklich gewesen. Und es gab ja noch die Frage der Sicherheit, die alles noch erschwerte.
    Einen geringeren als Daryaei hätte es womöglich rasend gemacht. Er jedoch stand allein am Fenster eines geschlossenen Bereiches des Hauptterminals und sah zu, wie die G-IV genau neben einer anderen stehenblieb, wie die Türen aufgingen und Leute die Treppe herunterhasteten und gleich die andere wieder hinauf, während Gepäckpersonal die paar Sachen, die sie mitgebracht hatten, umluden – zweifellos Schmuck und andere Dinge von hohem Wert und leicht im Transport, sagte sich der heilige Mann ohne Lächeln. Es dauerte nur wenige Minuten, dann setzte sich das Flugzeug, das gewartet hatte, in Bewegung.
    Es war wirklich töricht gewesen, hierherzukommen und sich so etwas Uninteressantes und Langweiliges anzusehen, aber immerhin stand es für die Bemühungen von zwei vollen Jahrzehnten, und Mann Gottes, der Mahmoud Hadschi Daryaei war, war er doch noch Mensch genug, daß er die Früchte seiner Arbeit sehen wollte. Sein ganzes Leben hatte er dieser Aufgabe gewidmet, und immer noch war sie kaum zur Hälfte getan. Und seine Zeit begann, knapp zu werden …
    Doch das traf ja für jeden zu, erinnerte sich Daryaei, Sekunde, Minute, Stunde, Tag für Tag nacheinander, für alle gleich, und doch schien die Zeit irgendwie schneller zu laufen, wenn man über siebzig war. Er betrachtete seine Hände, die Falten und Narben eines langen Lebens. Zwei seiner Finger waren gebrochen worden, als er ›Gast‹ des Savaks gewesen war, des von den Israelis ausgebildeten Sicherheitsdienstes des Schahs.
    Er erinnerte sich an die Schmerzen. Noch besser erinnerte er sich an die spätere Abrechnung mit den beiden Männern, die ihn verhört hatten.
    Nicht ein einziges Wort hatte Daryaei gesprochen. Er hatte sie nur angeschaut, als sie zur Exekution geführt wurden. Es hatte im Grunde keine rechte Befriedigung gebracht. Sie waren Funktionäre gewesen, die nur ausführten, was andere ihnen befahlen, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen, wer er war und warum sie ihn hassen sollten.
    Ein anderer Mullah hatte nacheinander mit jedem von ihnen gebetet, denn jemandem die Chance zu verwehren, sich mit Allah zu versöhnen, war ein Verbrechen – und was schadete es schon? So oder so, sie starben gleich schnell. Ein kleiner Schritt in einer Lebensreise, obgleich die ihre am Ende weit kürzer gewesen war als seine.
    All die Jahre für diesen einzigen Zweck verbracht. Khomeini war nach Frankreich ins Exil gegangen, Daryaei aber nicht. Er war im Hintergrund geblieben, hatte für seinen Führer koordiniert und geleitet.
    Das eine Mal aufgegriffen, wurde er wieder laufengelassen, weil er nicht geredet hatte, noch sonst jemand seiner Vertrauten. Das war des Schahs Fehler gewesen, einer von vielen. Letztlich war er seiner Unentschlossenheit erlegen. Zu liberal in seiner Politik, um die islamische Geistlichkeit glücklich zu machen, zu reaktionär, um seine westlichen Gönner zufriedenzustellen, hatte er vergeblich versucht, in einem Teil der Welt einen Mittelweg zu finden, wo ein Mann nur zweierlei Wahl hatte. Eigentlich nur eine, korrigierte sich Daryaei, als die Gulfstream-Maschine abhob. Der Irak hatte den anderen Weg ausprobiert, weg vom Wort Gottes, und was hatte es ihnen gebracht? Hussein hatte seinen Krieg mit dem Iran begonnen, hatte das Land für schwach und führerlos gehalten und nichts erreicht. Dann hatte er nach Süden ausgeschlagen und noch weniger erreicht, alles im einzigen Streben nach irdischer Macht.
    Für Daryaei war es anders. Er hatte nie das Ziel aus den Augen verloren, wie auch Khomeini nicht, und während letzterer inzwischen tot war, lebte seine Aufgabe weiter. Sein Ziel lag hinter ihm, während er nach Norden blickte, zu weit

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