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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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weg, um es zu sehen, aber dennoch da, in den heiligen Städten Mekka und Medina … und Jerusalem. In den ersten beiden war er schon gewesen, aber nicht in der dritten. Als Knabe, jung und fromm, hatte er den Fels von Abraham sehen wollen, etwas aber, er konnte sich nicht erinnern, was, hatte seinen Vater, der Händler gewesen war, davon abgehalten, ihn dahin zu bringen. Vielleicht irgendwann. Er hatte aber die Grabstätte des Propheten gesehen und natürlich die Pilgerfahrt zu dessen Geburtsort, nach Mekka, gemacht, die Hadsch, nicht nur einmal, trotz der politischen und religiösen Differenzen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Und er wollte gern noch einmal dahin, noch einmal vor der verhüllten Kaaba beten. Doch da steckte noch mehr dahinter.
    Als nominelles Staatsoberhaupt wollte er mehr. Nicht so sehr für sich selbst. Nein, am Ende seines demütigen Lebens schwebte ihm ein größeres Ziel vor. Der Islam erstreckte sich vom äußersten Westen Afrikas bis zum äußersten Osten Asiens, die kleinen Flecken mit Anhängern des Glaubens in der westlichen Hemisphäre nicht mitgerechnet, doch seit über tausend Jahren hatte die Religion keinen einigen, alleinigen Führer und kein einiges Ziel. Es schmerzte Daryaei, daß das so war. Es gab nur einen Gott und ein Wort, und es mußte Allah doch betrüben, daß sein Wort auf so tragische Weise mißverstanden wurde. Das war die einzig mögliche Erklärung für das Versagen der Menschen, den wahren Glauben zu finden, und wenn er das ändern könnte, dann könnte er die Welt verändern und die ganze Menschheit Gott nahebringen. Doch um das zu erreichen …
    Die Welt war die Welt, unvollkommenes Instrument mit unvollkommenen Regeln für unvollkommene Menschen, aber Allah hatte sie so gemacht, und damit hatte es sich. Schlimmer noch, es gab welche, die sich allem widersetzten, was er tat, sowohl Gläubige wie Ungläubige, noch ein Grund eher für Traurigkeit als für Zorn. Die Saudis und andere auf der gegenüberliegenden Seite des Persischen Golfs haßte Daryaei nicht. Sie waren keine bösen Menschen. Sie waren Gläubige, und trotz ihrer Differenzen mit ihm und seinem Land hatten sie nie den Zugang zu Mekka verwehrt. Doch ihr Weg war nicht der Weg, daran ließ sich nichts ändern. Fett und reich und korrupt waren sie geworden, und das mußte sich ändern. Daryaei mußte die Kontrolle über Mekka erlangen, um den Islam reformieren zu können. Um das zu erreichen, mußte er weltliche Macht erlangen. Und das bedeutete, sich Feinde zu machen.
    Doch das war nicht neu, und seine erste wichtige Schlacht hatte er gerade gewonnen.
    Wenn es bloß nicht so lange dauern würde! Daryaei sprach oft von Geduld, aber er war bereits zweiundsiebzig, und er wollte nicht sterben wie sein Mentor und die Arbeit nur halb getan haben. Wenn der Augenblick kommen würde, vor Allah zu treten, wollte er von Vollendung sprechen, von erfolgreicher Erfüllung der nobelsten Aufgabe, die je ein Mensch haben könnte, der Wiedervereinigung des wahren Glaubens.
    Und Daryaei war gewillt, viel für dieses Ziel zu tun. Wieviel es war, das er gewillt war zu unternehmen, wußte er nicht einmal selbst, denn es waren nicht einmal alle Fragen gestellt. Und weil sein Ziel so rein und strahlend war und die ihm verbleibende Zeit so kurz, hatte er nie danach gefragt, wie tief er sich in Finsternis begeben müßte, um dorthin zu gelangen.
    So. Er wandte sich von dem Fenster weg und begab sich mit seinem Fahrer zum Wagen. Der Prozeß hatte begonnen.
    Leute beim Nachrichtendienst werden nicht dafür bezahlt, an den Zufall zu glauben. Die Reichweite der G-IV, die nicht neu aufgetankt worden war, konnte man errechnen, und die Strecken, die sie so abdecken konnte, schnell feststellen. Das kreisende AWACS-Flugzeug ermittelte eine Spur von Teheran nach Süden. Mit Hilfe der Transponder-Signale konnten Flugzeugtyp, Geschwindigkeit, Flugrichtung und Flughöhe ermittelt werden. Letztere lag bei 45.000 Fuß, um den Treibstoff möglichst effektiv zu nutzen. Das Timing zwischen den Flügen wurde beurteilt.
    Der Kurs verriet noch mehr.
    »Sudan«, bestätigte Major Sabah. Es hätte woandershin sein können.
    Als Möglichkeit hatte er Brunei erwogen, doch das wäre zu weit von der Schweiz, und in der Schweiz war das Geld – mußte es sein.
    Diese Einschätzung wurde per Satellit nach Amerika geschickt, wiederum zum CIA, und diesmal wurde ein höherer Beamter der Hauptabteilung Operations geweckt, nur um eine kurze Frage mit Ja zu

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