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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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von verbranntem Gummi. Er richtete seine Kamera darauf und schoß ein paar Schwarzweiß-Hochgeschwindigkeitsfotos, um sich zu vergewissern, daß der Filmantrieb funktionierte. Die einzige Sorge war nun, ob der Vogel auch so zum Stehen kommen würde, daß er den Ausstieg im Blick hatte. Diesbezüglich blieb ihm keine Wahl. Die Gulfstream stoppte. Die Tür ging auf, und der Stationschef machte seine Fotos. Ein mittlerer Offizieller war gekommen, um die halboffizielle Begrüßung vorzunehmen. Wer wichtig war, konnte man daran erkennen, wer die Umarmungen und die Küsse bekam – und daran, wie sie ihre Blicke umherschweifen ließen. Klick. Klick. Ein Gesicht erkannte er mit Sicherheit, und das andere mit ziemlicher Sicherheit. Der Transfer dauerte nur wenige Minuten. Die offiziellen Autos fuhren davon, und der Stationschef machte sich keine Gedanken darüber, wohin. Das würde sein Agent im Außenministerium schon herausbekommen. Die verbleibenden acht Aufnahmen machte er von dem Flugzeug, das bereits wieder aufgetankt wurde, und entschloß sich zu bleiben. Bereits dreißig Minuten später startete es wieder, und er kehrte in die Botschaft zurück.
    Während einer seiner Mitarbeiter die Fotos entwickelte, rief er in Langley an.
    »Bestätigung«, sagte Goodley. »Zwei irakische Generäle sind vor fünfzig Minuten in Khartum gelandet. Das ist eine Flucht.«
    »Läßt das SNIE recht gut aussehen, Ben«, stellte der Gebietsspezialist mit hochgezogener Augenbraue fest. »Ich hoffe, die bemerken auch den Zeitstempel darauf.«
    Der National Intelligence Officer rang sich ein Lächeln ab. »Ja, nun, aus dem nächsten muß hervorgehen, was das bedeutet.« Die normalen Analytiker, die jetzt allmählich zu ihrem Tagesdienst eintrafen, würden damit rumfummeln müssen.
    »Nichts Gutes.« Aber um das festzustellen, mußte man nicht unbedingt ein Spook sein.
    »Es kommen Fotos«, rief der Funktechniker.
    *
    Der erste Anruf mußte nach Teheran gehen. Daryaei hatte seinen Botschafter beauftragt, alles so klar darzulegen wie möglich. Der Iran übernahm alle Kosten. Die besten Unterkünfte sollten zur Verfügung gestellt werden, mit allem Komfort, den das Land ermöglichen konnte. Die ganze Operation würde keine große Summe kosten, denn die Wilden in diesem Land waren schon mit kleinen Summen zu beeindrucken, und zehn Millionen amerikanische Dollar – ein Almosen – waren bereits elektronisch überwiesen worden, um sicherzustellen, daß alles in Ordnung ging. Ein Anruf vom iranischen Botschafter bestätigte, daß die erste Übernahme ordnungsgemäß vonstatten ging und daß das Flugzeug sich bereits auf dem Rückweg befand.
    Gut. Nun würden die Iraker vielleicht anfangen, ihm zu trauen. Es wäre eine persönliche Befriedigung gewesen, diese Schweine eliminieren zu lassen, aber er hatte sein Wort gegeben, und außerdem ging es hier nicht um persönliche Befriedigung. Während er den Hörer wieder auflegte, ließ sein Luftfahrtminister zusätzliche Transportkapazität bereitstellen, um den Transfer zu beschleunigen. Der wurde besser rasch vollzogen.
    Badrayn versuchte, auf dasselbe hinzuweisen. Die Nachricht würde sich verbreiten, vermutlich schon innerhalb eines Tages, höchstens von zweien. Sie ließen Leute zurück, die zu hoch waren, um einen entstehenden Aufruhr zu überleben, und zu niedrig, um die Fürsorge zu verdienen, welche Iran den Generälen zukommen ließ. Diese Offiziere, Oberste und Brigadekommandeure würden über die Aussicht, die notwendigen Opferlämmer darzustellen, um den Zorn des Mobs zu beruhigen, bestimmt nicht glücklich sein. Die Tatsache wurde immer klarer, doch anstatt sie um so erpichter darauf zu machen, wegzukommen, entwickelte sich daraus eine unbestimmte Angst. Sie standen auf dem Deck eines brennenden Schiffes vor einem unfreundlichen Ufer, und sie konnten nicht so gut schwimmen. Aber das Schiff brannte. Das mußte er ihnen begreiflich machen.
    Es war inzwischen so weit zur Routine geworden, daß Ryan das diskrete Klopfen an der Tür sogar angenehmer fand als den Radiowecker, mit dem er jahrelang seinen Tag begonnen hatte. Beim leisen Klopfen machte er die Augen auf, erhob sich, zog den Morgenmantel an, ging die paar Schritte vom Bett zur Tür und holte sich seine Zeitung sowie ein paar Blätter mit seinem Tagesplan. Anschließend ging er ins Bad und dann in das Wohnzimmer, das ans Präsidentenschlafzimmer anschloß, während seine Frau ein paar Minuten nach ihm mit ihrer morgendlichen Routine

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