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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Diejenigen, die nicht weglaufen konnten, für die es keinen Ort gab, wohin sie konnten, und die kein Geld hatten, mit dem sie fortgekonnt härten, diejenigen, die bleiben mußten. Ihre Identifizierung mit dem vergangenen Regime könnte ein Todesurteil sein – für viele mit Sicherheit. Für andere gab es eine Chance. Um zu überleben, müßten sie tun, was Kriminelle überall auf der Welt taten. Sie würden ihr eigenes Leben retten, indem sie einen größeren Fisch anbieten würden. So war das immer. Die Obristen würden die Generäle ans Messer liefern.
    »Eine 737 steht bereit. Genug Platz für alle. Sie könnte in neunzig Minuten hier sein«, sagte er zu ihnen.
    »Und sie werden uns auf dem Flughafen Mehrabad nicht umbringen?« wollte der stellvertretende Stabschef der irakischen Armee wissen.
    »Möchten Sie lieber hier sterben?« fragte Badrayn zurück.
    »Wenn das nun eine Falle ist?«
    »Das ist das Risiko. In diesem Fall werden die fünf Fernsehpersönlichkeiten sterben.« Natürlich würden sie das nicht. Das müßte die Tat von Truppen sein, die sich zu Generälen loyal verhielten, die bereits tot wären. Diese Art von Loyalität gab es hier nicht. Das wußten sie alle.
    Der bloße Akt, Geiseln zu nehmen, war eine instinktive Geste gewesen, die bereits von jemandem wertlos gemacht worden war, vielleicht jemandem bei den Medien, vielleicht aber auch vom Oberst, der die Wachtruppe für die iranischen Geistlichen befehligte. Er hatte ein vertrauenswürdiger Geheimdienstmann sein sollen, wie Badrayn sich jetzt erinnerte, ein loyaler sunnitischer Offizier, Sohn eines Mitglieds der Ba'ath-Partei. Das konnte bedeuten, daß die Ba'ath-Partei bereits unter entsprechendem Einfluß stand. Demzufolge hatten die Mullahs die Art ihrer Mission wohl kaum geheimgehalten. Die Geiseln zu töten würde zu nichts führen. Die Generäle wären verloren, wenn sie hierblieben, und ein Märtyrertod war für iranische Geistliche nicht gerade etwas Abscheuliches. Er war ein integraler Bestandteil schiitischer Tradition.
    Nein, die Entscheidung war bereits unumstößlich getroffen worden. Diese hohen Kommandeure hatten das nur noch nicht begriffen. Aber wären sie tatsächlich kompetente Offiziere gewesen, wären sie sicher schon lange umgebracht worden von ihrem geliebten Führer.
    »Ja«, sagte der Ranghöchste von ihnen.
    »Danke!« Badrayn legte auf und wählte erneut.
    *
    Die Dimensionen der Verfassungskrise, in der sich Amerika befindet, waren bis gestern nicht ganz offenbar. Wenn auch die Frage rein technischer Natur zu sein scheint, ihr Inhalt ist es nicht.
    John Patrick Ryan ist ein fähiger Mann, ob er aber das nötige Talent besitzt, seine Pflichten als Präsident zu erfüllen, muß sich erst noch erweisen. Die ersten Anzeichen sind nicht vielversprechend. Regierungsgeschäfte sind nichts für Amateure. Schon oft genug hat sich unser Land solchen Leuten zugewandt, aber sie sind in unserer bisherigen Geschichte eine Minderheit, und sie sind fähig gewesen, in ihre Aufgaben hineinzuwachsen.
    Die Krise, mit der unser Land gegenwärtig fertig werden muß, ist keine gewöhnliche. In diesem Punkt hat Mr. Ryan bisher eine gute Arbeit geleistet und die Regierung stabilisiert. Der von ihm ernannte Interimsdirektor des FBI zum Beispiel, Daniel Murray, ist eine akzeptable Wahl. Ähnlich ist George Winston vermutlich eine gute Zwischenlösung als Finanzminister, obwohl auch er politisch nicht vorgebildet ist.
    Scott Adler, ein hochtalentierter, sein Leben lang im auswärtigen Dienst tätiger Beamter mag das beste Mitglied des gegenwärtigen Kabinetts sein … Ryan übersprang die nächsten beiden Absätze.
    Vizepräsident Edward Kealty, was immer seine persönlichen Verfehlungen gewesen sein mögen, kennt das Regierungsgeschäft, und seine Position der gemäßigten Mitte in Fragen von nationalem Belang verspricht einen stabilen Kurs, bis durch Wahlen eine neue Regierung bestimmt werden kann. Entsprechen aber seine Behauptungen der Wahrheit?
    »Kümmert dich das?« fragte Ryan den Leitartikel für die Times des nächsten Tages.
    »Ihn kennen sie. Sie kennen sie nicht«, sagte Arnie. Da klingelte das Telefon.
    »Ja?«
    »Mr. Foley für Sie, Mr. President. Er sagt, es sei wichtig.«
    »Okay … Ed? Ich stelle Sie laut.« Jack drückte auf den entsprechenden Knopf und legte den Hörer auf. »Arnie hört mit.«
    »Es ist definitiv. Der Iran unternimmt etwas, groß und schnell. Ich habe eine TV-Einspielung für Sie, wenn Sie Zeit

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