Befehl von oben
Streitkräfte keineswegs dem Feind entgegenziehen müssen, Herr Minister. Von uns wird erwartet, den Leuten Angst einzujagen, daß ihnen die Seele aus'm Leib hüpft, vom Augenblick an, da der erste Soldat aus dem Flugzeug steigt. Ich kann improvisieren, wenn ich muß, aber das ist eigentlich nicht meine Aufgabe. Früher oder später mach' ich einen Fehler oder macht jemand anders einen Fehler, und plötzlich haben wir Tote in Uniform.«
»Auch dem stimme ich zu.« Bretano biß in sein Sandwich. »Der Präsident hat mir freie Hand gelassen, in diesem Ministerium aufzuräumen, und zwar auf meine Weise. Ich habe zwei Wochen, um mir einen Überblick über die Erfordernisse der Truppen zu verschaffen.«
»Zwei Wochen, Sir?« Wenn Jackson hätte blaß werden können, dann wäre ihm das jetzt geschehen.
»Jackson, wie lange tragen Sie schon Uniform?« fragte der Secretary of Defence.
»Die Studienzeit mit gerechnet? Sagen wir, dreißig Jahre.«
»Wenn Sie es nicht bis morgen schaffen können, dann sind Sie fehl am Platze. Aber ich gebe Ihnen zehn Tage«, sagte Bretano generös.
»Herr Minister, ich bin für Operationen zuständig, nicht für Planung, und …«
»Genau. In einem Unternehmen wie diesem sollten die Entscheidungen von den aktiven Einsatzkräften getroffen werden und nicht von den Buchhaltern. Genau derselbe Mißstand herrschte bei TRW. Buchhalter sagten den Ingenieuren, was sie haben konnten, um Ingenieure zu sein.
Nein.« Bretano schüttelte den Kopf. »Das konnte nicht funktionieren.
Wenn man etwas bauen will, dann sollten die Ingenieure entscheiden, wie die Firma läuft. Und in einem Unternehmen wie diesem entscheiden die Kämpfer, was sie benötigen, und die Buchhalter haben auszurechnen, wie sie das im Budget unterbringen. Da gibt es immer Gerangel, aber die produzierende Gruppe eines Unternehmens trifft die Entscheidungen.«
Hm, verdammt! Jackson brachte kein Lächeln zustande. »Parameter?«
»Stellen Sie sich die größtmögliche Bedrohung vor, die schlimmste anzunehmende Krise, und entwickeln Sie eine Truppenstruktur, die damit fertig wird.« Nicht einmal das war gut genug, und beide Männer wußten das. In den alten Zeiten gab es wenigstens die Richtschnur von zweieinhalb Kriegen, an die Amerika sich halten konnte. Nur wenige hatten je zugegeben, daß diese ›Regel‹ immer nur eine Illusion gewesen war, bis zurück zur Präsidentschaft von Eisenhower. Heute mangelte es Amerika, wie Jackson zugegeben hatte, am nötigen Kleingeld, um eine einzige größere militärische Aktion durchführen zu können. Die Flotte war nur noch halb so groß wie zehn Jahre zuvor. Die Army war noch kleiner geworden. Die Air Force, die sich immer hinter Hochtechnologie verschanzen konnte, war hervorragend, hatte aber die Hälfte ihres Personals abgebaut. Die Marines waren immer noch tough und einsatzbereit, doch das Marine Corps war ein Expeditionskorps, das in der Erwartung eingesetzt werden konnte, daß hinter ihm Nachschubtruppen kamen, und es war gefährlich leicht bewaffnet. Der Küchenschrank war nicht völlig leer, aber die erzwungene Diät hatte niemandem gutgetan.
»Zehn Tage?«
»Sie haben doch, was ich benötige, bereits in der Schublade, oder?«
Bei Planungsoffizieren war das immer der Fall, wie Bretano wußte.
»Geben Sie mir ein paar Tage, um es aufzupolieren, Sir.«
»Jackson?«
»Ja, Herr Minister?«
»Ich habe Ihre Operationen im Pazifik verfolgt. Einer meiner Leute bei TRW, Skip Tyler, war ziemlich gut in dieser Beziehung, und wir haben uns jeden Tag die Karten und so angeschaut. Die Operationen, die Sie geführt haben, waren recht beeindruckend. Krieg ist nicht nur eine rein physische Sache, sondern auch eine psychologische. Sie siegen, weil Sie die besten Leute haben. Natürlich zählen Kanonen und Flugzeuge, aber der Verstand zählt mehr. Ich bin ein guter Manager und ein verdammt guter Ingenieur. Aber ich bin kein Kämpfer. Ich werde auf das hören, was Sie sagen, weil Sie und Ihre Kollegen zu kämpfen verstehen.
Ich werde für Sie eintreten, wann immer und wo immer ich es muß. Als Gegenleistung dafür möchte ich wissen, was Sie wirklich benötigen, nicht, was Sie gern hätten. Das können wir uns nicht leisten. Wir können die Bürokratie reduzieren. Das ist die Aufgabe von Planung, in Zivil und in Uniform. Diesen Bereich werde ich ausdünnen. Bei TRW haben wir uns auch von ineffektiven Kräften getrennt. Das ist ein technisches Unternehmen, und jetzt wird es auch von Technikern
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