Befehl von oben
Funkkopfhörer miteinander in Verbindung. An der Rückseite der Halle befanden sich weitere; diese Gruppe beobachtete durch Ferngläser, weil klar war, daß die Liebe in diesem Bau nicht einhellig war oder es sogar einige gab, die darauf aus waren, das, was sie liebten, zu töten. Deshalb hatte ein Vorauskommando an allen Eingängen die tragbaren Metalldetektoren aufgestellt, durch die alle gehen mußten. Deswegen hatten belgische Malinois-Hunde das Gebäude noch Sprengstoff abgeschnüffelt. Deswegen beobachteten die Agenten alles genau so, wie ein Infanterist im Kampfgebiet darauf achtete, jeden Schatten anzuvisieren.
»… und die Stärke Amerikas liegt nicht in Washington, sondern in Indiana und New Mexico und allen anderen Gegenden, wo Amerikaner wohnen und arbeiten. Wir in Washington sind nicht Amerika; das sind Sie«, dröhnte die Stimme des Präsidenten über die Anlage. »Und wir arbeiten für Sie.« Das Publikum jubelte ohnehin wieder.
Die Leitungen der TV-Kameras liefen aus dem Bau zu Ü-Wagen, die Bild und Ton über Schüsseln an die Satelliten weitergaben. Das Gros der Reporter waren dort hinten und machten sich Notizen, obwohl ihnen der Text vollständig vorlag, mitsamt schriftlicher Zusage, daß der Präsident ihn diesmal wirklich vortragen würde. »Des Präsidenten Rede«, würden am Abend alle sagen, dabei war's gar nicht seine, das wußten sie. Callie Weston hatte sie mit einigen von ihnen schon besprochen. Sie musterten das Publikum, was ihnen leichter fiel ohne das Gleißen von Klieg-Lampen in ihren Gesichtern.
»… keine Gelegenheit, sondern eine Verantwortung, die wir alle haben, denn wenn Amerika uns allen gehört, dann fängt die Aufgabe, unser Land in Schwung zu halten, hier an und nicht in Washington.« Noch mehr Applaus.
»Gute Rede«, bemerkte Tom Donner zu seinem Kommentator John Plumber.
»Auch gut rübergebracht. Ich habe mit dem Leiter der Naval Academy gesprochen. Dort heißt es, daß er ein ausgezeichneter Lehrer war«, erwiderte Plumber.
»Gutes Publikum für ihn, vor allem Jugendliche. Und er spricht nicht über große politische Themen.«
»Macht sich nur die Füße naß«, stimmte John zu. »Sie haben doch ein Team, das den anderen Teil für heute abend macht, stimmt's?«
Donner sah auf die Uhr und nickte. »Sollte jetzt dort sein.«
»Nun, Dr. Ryan, wie gefällt es Ihnen, First Lady zu sein?« fragte Krystin Matthews mit einem freundlichen Lächeln.
»Das weiß ich noch nicht.« Sie sprachen in Cathys Bürokabäuschen mit Blick über die Innenstadt von Baltimore. Es gab kaum Platz für einen Schreibtisch und drei Stühle (einen guten für die Ärztin, einen für den Patienten und den dritten für den Ehepartner oder die Mutter des Patienten), und mit all den Kameras und Scheinwerfern im Zimmer fühlte sie sich eingekesselt. »Wissen Sie, mir geht das Kochen für die Familie ab.«
»Ihr Mann erwartet von Ihnen auch noch, daß Sie kochen?« fragte die NBC-Journalistin mit Verblüffung, fast Empörung in der Stimme.
»Ich hab' schon immer gern gekocht. Es ist eine gute Entspannung, wenn ich heimkomme.« Besser als Fernsehen, fuhr Professor Caroline Ryan nicht fort. Sie trug einen frisch gestärkten Laborkittel. Eine Viertelstunde hatten Haar und Make-up gekostet, und die Patienten warteten. »Außerdem kann ich das ganz gut.«
Ah, das war was anderes. Ein süßliches Lächeln. »Was ist die Lieblingsspeise des Präsidenten?«
Das Lächeln wurde erwidert. »Das ist einfach. Steak, gebackene Kartoffeln, frischer Süßmais am Kolben und mein Spinatsalat – ich weiß schon, der Arzt in mir sagt, daß dies zu cholesterinhaltig ist. Jack kann ziemlich gut mit dem Grill umgehen. Er ist eigentlich ein recht praktischer Mann im Haushalt. Ihm macht es nichts aus, den Rasen zu mähen.«
»Kommen wir zurück auf die Nacht, in der Ihr Sohn geboren wurde, jene schreckliche Nacht, als die Terroristen …«
»Die hab' ich nicht vergessen«, sagte Cathy etwas leiser.
»Ihr Mann hat Menschen getötet. Sie sind Ärztin. Wie fühlen Sie sich dabei?«
»Jack und Robby haben getan, was sie mußten, sonst hätten wir jene Nacht nicht überlebt. Ich mag keine Gewalt. Ich bin Chirurgin. Letzte Woche hatte ich ein Trauma hier; ein Mann hat bei einer Schlägerei in einer Bar ein Auge verloren. Aber was Jack getan hat, war etwas anderes. Mein Mann hat sich eingesetzt, um mich und Sally und Little Jack, der noch gar nicht geboren war, zu schützen.«
»Sind Sie gerne Ärztin?«
»Ich
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