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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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liebe meine Arbeit. Ich würde sie gegen nichts eintauschen.«
    »Normalerweise aber hat eine First Lady …«
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Ich bin nicht politisch eingestellt. Ich bin Medizinerin. Ich bin Forscherin und arbeite an der besten Augenklinik der Welt. Meine Patienten warten auf mich. Sie brauchen mich – und wissen Sie, ich brauche sie auch. Mein Beruf füllt mich aus. Ich bin auch Hausfrau und Mutter, und ich mag beinahe alles in meinem Leben.«
    »Außer das hier?« fragte Krystin lächelnd.
    Cathys blaue Augen blinzelten. »Das soll ich doch nicht ernsthaft beantworten, oder?« Und Matthews wußte, daß sie den Aufmacher für ihr Interview hatte.
    »Was ist Ihr Mann für ein Mensch?«
    »Also da kann ich nicht objektiv antworten. Ich liebe ihn. Er hat für mich und meine Kinder sein Leben riskiert. Er war immer da, wenn ich ihn brauchte. Und ich tu' dasselbe für ihn. Das ist doch der Sinn von Liebe und Ehe. Jack ist klug. Er ist ehrlich. Sorgt sich vielleicht etwas zu sehr. Manchmal wacht er nachts auf, zu Hause, mein' ich, und sieht lange zum Fenster raus auf die Bucht. Ich glaube, er weiß nicht, daß ich's merke.«
    »Tut er das immer noch?«
    »Dafür ist er zu müde. Seine Arbeitszeit ist jetzt die schlimmste bisher.«
    »Seine anderen Regierungsposten, beim CIA beispielsweise; da gibt es Berichte, daß er …«
    Cathy wehrte sofort mit erhobener Hand ab. »Ich bin nicht befugt, darüber zu reden. Ich weiß nichts und will wohl auch nichts wissen. Das ist bei mir genauso. Ich darf vertrauliche Patienteninformationen auch nicht mit Jack besprechen oder mit sonst jemanden außerhalb der Fakultät hier.«
    »Wir würden Sie gern noch mit Patienten …«
    FLOTUS schüttelte den Kopf und würgte die Frage ab.
    »Nein, dies ist ein Krankenhaus, kein Fernsehstudio. Es geht um die Privatsphäre meiner Patienten. Für sie bin ich nicht die First Lady. Für sie bin ich Dr. Ryan. Ich bin keine Berühmtheit. Ich bin Ärztin und Chirurgin. Für meine Studenten bin ich Professorin und Dozentin.«
    »Und angeblich eine der Besten auf der Welt in Ihrem Fach«, fügte Matthews hinzu, bloß um die Reaktion zu sehen.
    Sie erhielt ein Lächeln. »Ja, ich habe den Lasker-Preis gewonnen, und die Achtung meiner Kollegen ist ein Geschenk, das mehr wert ist als Geld – aber wissen Sie, daß ist's auch nicht ganz. Manchmal nach einem größeren Eingriff nehme ich im verdunkelten Raum die Verbände ab, und wenn wir dann langsam das Licht aufdrehen, sehe ich es. Ich kann's auf dem Gesicht des Patienten sehen. Ich hab' die Augen geheilt, und der Blick auf seinem oder ihrem Gesicht – also, keiner ist wegen des Geldes in der Medizin, zumindest nicht hier am Hopkins. Wir sind hier, um Kranke zu heilen, und wenn ich Augenlicht bewahren und wiederherstellen kann und nach getaner Arbeit diesen Blick sehe … Deswegen werde ich nie, niemals die Medizin aufgeben«, sagte Cathy Ryan im Wissen, daß das am Abend im Fernsehen kam, und sie hoffte, vielleicht würde ein aufgeweckter junger Oberschüler ihr Gesicht sehen, die Worte hören und beschließen, mal an die Medizin zu denken. Wenn sie diese Zeitverschwendung über sich ergehen lassen mußte, konnte sie das vielleicht doch noch für ihr Fach einsetzen.
    Das war eine gute Sequenz, dachte Krystin Matthews, aber bei nur zweieinhalb Minuten Sendezeit würden sie die nicht nehmen können.
    Lieber das, daß sie nicht gern First Lady war. Das Gerede von Ärzten kannte doch jeder.

24
    Im Fluge
    Die Rückfahrt zum Flugzeug war rasch und reibungslos. Der Gouverneur ging seiner Wege. Die Leute, die Gehsteige gesäumt hatten, waren größtenteils wieder bei der Arbeit. Ryan konnte sich in den Ledersitz zurücklehnen, von der Erschöpfung erfaßt, die einem so streßgeladenen Anlaß folgt.
    »Na, wie war ich?« fragte er und sah aus dem Fenster, wo Indiana mit fast hundertundzwanzig Stundenkilometern vorbeirauschte.
    »Eigentlich recht gut«, sagte Callie Weston als erste. »Sie haben wie ein Lehrer gesprochen.«
    »Ich war ja mal Lehrer«, meinte der Präsident. Wenn ich Glück habe, werde ich's wieder.
    »Für so eine Rede ist's in Ordnung, aber für andere brauchen Sie etwas mehr Feuer«, meinte Arnie.
    »Eins nach dem anderen«, riet Callie dem Stabschef. »Vor dem Gehen kommt das Krabbeln.«
    »Die gleiche Rede in Oklahoma?« fragte POTUS.
    »Ein paar Änderungen, aber nichts Großes. Denken Sie bloß dran, daß Sie nicht mehr in Indiana sind. Sooner State statt

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