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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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öffentliche Arena auf. Im kleineren Raum, wo er mit Gelehrten seines Rangs zusammensaß, sprach auch er nur mit der Stimme der Vernunft. »Wir haben Reichtum, wie ihn nur Allah nach Seinem Eigenen Plan vergeben könnte. Und nun haben wir auch den Augenblick. Ihr Männer im Raum, ihr habt den Glauben bewahrt, das Wort im Angesicht der Verfolgung in Ehren gehalten, während wir anderen reich wurden. Unsere Pflicht ist nun, es euch zu entgelten, euch wieder in den Schoß der Gemeinde zu nehmen, unseren Überfluß mit euch zu teilen.
    Das ist der Vorschlag mein Lehrers.«
    »Es tut gut, solche Worte zu hören«, war die vorsichtige Antwort.
    Daß er ein Mann Gottes war, machte ihn nicht naiv. Er schützte seine Gedanken mit größter Sorgfalt – das hatte ihn ein Leben unter kommunistischer Herrschaft gelehrt –, aber was er wohl denken mußte, war klar zu erkennen.
    »Es ist unsere Hoffnung, den ganzen Islam unter einem Dach zu vereinen, die Gläubigen so zusammenzuführen, wie der Prophet Mohammed, Gnade und Friede seien mit ihm, es gewünscht hat. Wir sind unterschiedlich in Herkunft, Sprache, oft auch in der Hautfarbe, aber im Glauben sind wir eins. Wir sind die Auserwählten Allahs.«
    »Und so?«
    »Und so wünschen wir, daß eure Republik sich unserer anschließt, auf daß wir eins werden. Wir werden euch Schulen und medizinische Hilfe für euer Volk bringen. Wir werden euch helfen, euer Land zu einen, so daß unsere Gaben mannigfaltig vergolten werden und wir Brüder sind, wie Allah sich uns wünscht.«
    Ein beiläufiger westlicher Beobachter hätte gemeint, daß die Männer alle nicht welterfahren seien, weil sie unauffällige Kleidung trugen, schlicht sprachen oder auch bloß, weil sie auf dem Boden saßen. Das traf nicht zu, und was der Besucher aus dem Iran vorschlug, war kaum weniger erstaunlich als die Abordnung eines fernen Planeten. Es gab Unterschiede zwischen seinem Volk und diesem; schon in Sprache und Kultur. Sie hatten über Jahrhunderte Krieg geführt, und das trotz schärfster Pönalen im Heiligen Koran zu bewaffneter Auseinandersetzung unter islamischen Völkern. Es gab wahrlich keine gemeinsame Grundlage zwischen ihnen – außer einer. Die ließe sich zufällig nennen, aber die wahrhaft Gläubigen halten wenig vom Zufall. Als Rußland ihr Land erobert hatte (eher ein langwährender Prozeß als ein Ereignis), war so viel abgestreift worden. Zunächst die Kultur, dann Geschichte und Tradition; alles außer der Sprache, ein Beschwichtigungsmittel für das, was die Sowjets Generationen hindurch mit Unbehagen die ›Nationalitätenfrage‹ nannten. Ihr Ausbildungssystem zielte darauf ab, alles zu zerstören und ohne Gott neu aufzubauen, bis die einzige dem Volk verbliebene einende Kraft ihr Glaube war, und den suchte man hart zu unterdrücken. Selbst das war gut, dachten sie nun alle, weil der Glauben nie unterdrückt werden konnte und solches Vorgehen die wahrhaft Gläubigen nur standfester machte. Es könnte – nein, es mußte ein Plan Allahs selbst gewesen sein, um dem Volk zu zeigen, daß sein einziges Heil im Glauben lag. Nun kehrte es wieder dazu zurück, zu den Führern, die die Flamme gehegt hatten, und nun dachten sich alle im Raum, dessen war sich ihr Besucher sicher, Allah selbst hätte ihre kleinlichen Differenzen hinweggefegt, damit sie sich nach Gottes Willen vereinigen könnten.
    Um so besser, daß dies im Gelöbnis materiellen Wohlstands geschah, da Wohltätigkeit eine der Säulen des Islam ist und ihnen so lange verweigert wurde von denen, die sich Anhänger des Heiligen Wortes nannten.
    Und nun war die Sowjetunion tot, der Nachfolgestaat verkrüppelt, und die fernen und ungeliebten Kinder Moskaus weitestgehend auf sich selbst gestellt. Wenn es kein Zeichen Allahs war, daß sich diese Gelegenheit bot, was sonst? Das fragten sich alle.
    Sie mußten nur eines in Angriff nehmen. Und der war ein Ungläubiger. Und Allah würde ihn richten – durch ihre Hände.
    *
    »Und obwohl ich nicht behaupten kann, daß es mir gefallen hat, wie Sie meine Boston College Eagles im Oktober behandelt haben«, sagte Ryan lächelnd dem vollzählig anwesenden NCAA-Meisterteam von der Universität Oklahoma in Norman, »ist Ihre Tradition hervorragender Leistung ein Teil der Seele Amerikas.« Was der Universität Florida, 35 zu 10 beim Orange Bowl weggepustet, kein Trost war.
    Und die Leute applaudierten erneut. Jack freute sich so, daß er beinahe vergaß, daß die Rede nicht von ihm stammte. Sein

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