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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Lächeln, schiefe Zähne inbegriffen, brachte Stimmung im Saal, und er winkte mit der rechten Hand, jetzt nicht mehr zaghaft. Der Unterschied war unübersehbar.
    »Er lernt schnell«, sagte Ed Kealty. In solchen Sachen war er objektiv.
    Sein Gesicht für die Öffentlichkeit war eines, sein Realismus als Politiker, zumindest im taktischen Sinne, was anderes.
    »Er wird sehr gut betreut, das wissen Sie«, erinnerte der Stabschef des ehemaligen Vizepräsidenten seinen Boß. »Bessere als Arnie gibt es nicht. Unser Eröffnungsspiel hat sie aufgeweckt, und van Damm muß Ryan sehr hart und sehr schnell die Leviten gelesen haben.«
    Er mußte nicht hinzufügen, daß das Spiel danach schnell ins Leere gelaufen war. Die Presse hatte ihre anfänglichen Leitartikel gebracht, dann nachgedacht und sich zurückgelehnt – nicht redaktionell, da die Medien Fehler nie zugeben, aber die Berichte aus dem White-House-Pressebüro, wenn sie Ryan auch nicht lobten, hatten von üblichen Attentatstermini abgelassen: unsicher, konfus, desorganisiert und so weiter. Kein White House mit Arnie van Damm darin würde je desorganisiert sein, das war dem ganzen Washingtoner Establishment klar.
    Ryans Verteilung von Kabinettsposten hatte viel Staub aufgewirbelt, aber die Neuernannten hatten doch alles richtig begonnen. Adler war ein Insider, der sich ganz nach oben gearbeitet hatte; als kleiner Beamter hatte er über Jahre hinweg zu viele Außenpolitik-Korrespondenten eingeweiht, als daß sie sich gegen ihn wenden würden – und er ließ keine Gelegenheit aus, um Ryans Expertise in der Außenpolitik zu loben.
    George Winston, wenn auch Außenseiter und Plutokrat, hatte eine ›stille‹ Untersuchung seines ganzen Ministeriums eingeleitet, und Winston hatte auf seinem Rolodex die Nummer von jedem Finanzredakteur von Berlin bis Tokio und holte deren Ansichten und Ratschläge ein. Am meisten überraschte Tony Bretano. Als lautstarker Außenseiter während der letzten Jahre hatte er nun dem Reigen der Pentagon-Berichterstatter versprochen, er würde entweder den Tempel ausmisten oder dabei untergehen. Mit Zustimmung des Präsidenten würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ein für allemal der Beschaffungskorruption den Garaus machen. Eine einzigartig uncharmante Ansammlung von Außenseitern in Washington, aber verdammt noch mal, sie umgarnten in den Hinterzimmern der Macht still und leise die Medien, so gut sie konnten. Am verstörendsten war, daß die Washington Post, wie ein Insider-Informant Kealty erst heute verraten hatte, eine mehrteilige Geschichte über Ryans Vergangenheit beim CIA vorbereitete, durch keinen geringeren als Bob Holtzman. Holtzman war Inbegriff eines Medienfuchses, aus unerfindlichen Gründen mochte er Ryan – und er hatte eine höllisch gute Quelle irgendwo tief drinnen. Das war das Trojanische Pferd. Wenn die Story lief und im ganzen Land aufgegriffen wurde – wohl beides, da es das Prestige sowohl von Holtzman als auch von der Post steigern würde –, dann würden sich Kealtys Medienkontakte rasch dünnmachen; in den Leitartikeln würde man ihm raten, seinen Anspruch zum Wohl der Nation zurückzuziehen. Er würde keinen Hebel mehr ansetzen können, und seine politische Karriere würde in noch schlimmerer Schande enden. Historiker, die seine persönlichen Indiskretionen beschönigt hätten, würden sich statt dessen auf seinen übersteigerten Ehrgeiz einschießen und den auf seine ganze Karriere zurückfalten und alles in Frage stellen, was er je getan hatte, jeden seiner Schritte in einem anderen und ungünstigeren Licht sehen und sagen, daß die guten Dinge, die er getan hatte, die Ausnahmefälle wären.
    Kealty blickte nicht bloß in sein politisches Grab, sondern in die ewige Verdammnis.
    »Sie haben Callie vergessen«, murrte Ed, der immer noch die Rede ansah, auf den Inhalt achtete und sehr aufmerksam die Wiedergabe beobachtete – akademisch, dachte er, passend fürs überwiegend studentische Publikum, das diesen Ryan bejubelte, als wäre er Footballtrainer oder ähnlich irrelevant.
    »Eine Rede von ihr ließe Pee-Wee Herman präsidial erscheinen«, stimmte der Stabschef zu. Darin lag die größte Gefahr. Um zu gewinnen, mußte Ryan bloß präsidial erscheinen, ob er's war oder nicht – und er war's selbstverständlich nicht, wie sich Kealty immer wieder einredete.
    Wie könnte er auch?
    »Habe nie behauptet, er sei dumm«, gab Kealty zu. Er mußte objektiv sein. Dies war kein Spiel mehr. Es war

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