Befehl von oben
zuzuführen.
Nach Daryaeis eigener Auffassung waren sie eigentlich Häretiker gewesen, und die Verwendung von Drogen war ohnehin eine Abscheulichkeit. Schwachköpfig, aber effektiv, waren sie Diener einer Serie von Meisterterroristen wie Hasan und Rashid ad-Din gewesen. Sie hatten der politischen Machtstruktur über zwei Jahrhunderte hindurch in einer Region gedient, die sich von Syrien bis Persien erstreckte. Es gab einen Scharfsinn darin, der den Geistlichen faszinierte, seit er als Junge davon erfuhr. Einen treuen Agenten ins Feindeslager schleusen. Es war eine Aufgabe von Jahren und somit eine Aufgabe des Glaubens. Die Nizari hatten im Wahren Glauben gefehlt, hatten nur einige Extremisten begeistern, so nur einzelnen, nicht Allah dienen können. Eine brillante Idee mit Fehlern. Dennoch aber eine brillante Idee. Daryaei hatte sie lediglich perfektioniert, und so hatte er jetzt insgeheim einen Mann: etwas, das er erhofft, aber nicht gewußt hatte. Besser noch – er hatte einen Mann, der am Ende eines unbekannten und nie verwendeten Nachrichtenkanals aus Leuten, die alle vor mehr als fünfzehn Jahren ausgeschwärmt waren, auf Befehle wartete; eine ungleich bessere Lage als im Irak, denn in Amerika wurden Verdachtspersonen entweder verhaftet oder freigesprochen, oder auch nur kurz beobachtet, bis die Beobachter sich anderem zuwandten. Wenn das andernorts geschah, langweilten sich die Beobachter, nahmen ihre Subjekte fest und brachten sie allzu häufig um.
Also war es nur eine Frage der Zeit, bis Raman seine Mission vollzog, und nach all diesen Jahren war dessen Kopf noch immer klar, von Drogen unbeeinträchtigt, und vom Großen Satan selbst bis ins kleinste trainiert. Die Nachricht war zu erhaben, um auch nur ein Lächeln zu verdienen.
Dann läutete das Telefon. Das private. »Ja?«
»Gute Nachrichten«, sagte der Direktor, »von der Affenfarm.«
*
»Wissen Sie, Arnie, Sie hatten recht«, sagte Jack auf dem Weg durch den Windfang zum Westflügel. »Es war gut, hier rauszukommen.«
Der Stabschef bemerkte dessen federnden Schritt, maß ihm aber nicht zuviel Bedeutung bei. AF-1 hatte den Präsidenten rechtzeitig fürs ruhige Abendessen mit seiner Familie zurückgebracht, statt der üblichen Mühen von drei oder vier solcher Reden, der endlosen Schmusestunden mit bedeutenden Spendern und der dabei üblichen Vier-Stunden-Nächte – häufig genug im Flugzeug – mit kurzer Dusche danach.
Es war, meinte er, ein Wunder, daß irgendein Präsident auch nur irgendwas an Arbeit erledigen konnte. Die wahren Aufgaben des Amtes waren schwierig genug, und sie wurden dennoch fast immer den ›public relations‹ untergeordnet. Die Präsidentschaft war ein Job, den man lieben konnte, ohne ihn zu mögen – ein Satz mit innerem Widerspruch, bis man herkam und die Sache mit eigenen Augen sah.
»Haben Sie gut gemacht«, meinte van Damm. »Das Zeug im Fernsehen war perfekt, und das Segment, das NBC mit Ihrer Frau brachte, war ebenfalls okay.«
»Hat sie nicht gemocht. Sie meint, die hätten das Beste nicht gebracht«, erwiderte Ryan leichthin.
»Hätte schlimmer sein können.« Man hat sie nicht zur Abtreibung befragt, dachte Arnie. Um das abzubiegen, hatte er manche großen Chips bei NBC verbraucht und bewirkt, daß Tom Donner beim gestrigen Flug mindestens wie ein Senator behandelt wurde, inklusive seltener In-Flug-Bandaufnahme. Nächste Woche würde Donner der erste Anchorman sein, der mit dem Präsidenten ein Eins-zu-eins-Gespräch im Wohnzimmer oben durchführte, und das ohne Abkommen über den Gesprächsumfang, was bedeutete, daß Ryan stundenlang eingewiesen werden mußte. Im Moment aber ließ der Stabschef zu, daß der Präsident in der Glut eines recht netten Tages im Mittleren Westen badete und damit ein Gefühl für das bekam, um was es sich bei der Präsidentschaft wirklich handelte, ihn wie ein Präsident aussehen ließ und Kealty, den Bastard, weiter an den Rand drängte.
Die Leute vom Secret Service waren genauso aufgekratzt wie ihr Präsident, da sie wie üblich ihre Stimmung von POTUS bezogen. Sie erwiderten sein Lächeln und sein Nicken mit eigenen Grüßen: »Guter Morgen, Mr. President«, viermal wiederholt, als Ryan sie auf dem Weg zum Oval Office passierte.
»Morgen, Ben«, sagte Ryan vergnügt, bog zu seinem Schreibtisch ab und fiel in den bequemen Drehsessel. »Na, wie sieht's in der Welt aus?«
»Es gibt vielleicht ein Problem. Die Chinesische Marine sticht in See«, sagte der amtierende
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