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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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aufgestiegen, weil er nie einen falschen Schritt gemacht hatte, was anders gesagt hieß, daß er bei dem Tanz nie die Führung übernommen hatte. Andererseits hatte er vorzügliche Verbindungen – oder hatte sie gehabt. Cliff zeigte jedoch die tödlichsten Krankheitssymptome des Auswärtigen Amtes: Alles sei verhandelbar.
    Das war nicht Adlers Denkweise. Man mußte sich einsetzen und für einiges kämpfen, denn wenn man es nicht tat, würde der andere entscheiden, und dann hätte der die Sache im Griff. Die Aufgabe der Diplomaten war, einen Krieg zu verhindern, was nur dadurch zu erreichen war, daß sie wußten, wo sie standhaft bleiben sollten und wo den Verhandlungen Grenzen gesetzt waren. Für den Assistant Secretary of State war es ein endloser Tanz. Bei dem der andere führte. Leider hatte Adler noch nicht das politische Kapital, um den Mann zu feuern oder ihn als Botschafter an einen harmlosen Flecken zu verfrachten. Er selbst mußte sich ja noch vom neuen Senat im Amt bestätigen lassen.
    »Also nennen wir es einfach eine regionale Angelegenheit?« fragte ein anderer hoher Diplomat. Adler drehte langsam den Kopf. Baute Rutledge einen Konsens auf?
    »Das ist es aber nicht«, bezog der Außenminister Stellung in seinem eigenen Konferenzzimmer. »Es geht um vitale Interessen der Vereinigten Staaten. Wir haben den Saudis unsere Unterstützung versprochen.«
    »Strich im Sand ziehen?« fragte Cliff. »Dazu besteht noch kein Anlaß. Schauen Sie, seien wir doch mal vernünftig. Iran und Irak verbinden sich und bilden diese neue Vereinigte Islamische Republik, na fein. Und dann? Die werden Jahre brauchen, um den neuen Staat zu organisieren.
    In der Zeit werden Kräfte, unseres Wissens im Iran schon am Werke, das theokratische Regime schwächen, das uns so großmächtige Kopfschmerzen bereitet. Wir können das vom Einfluß erwarten, den die weltlichen Elemente in der irakischen Gesellschaft notwendigerweise auf den Iran ausüben werden. Wenn wir in Panik geraten und uns aufspielen, machen wir Daryaei und seinen Fanatikern nur das Leben leichter. Aber wenn wir gelassen bleiben, dann verringern wir bei ihnen den Drang, immer schwerere rhetorische Geschütze gegen uns aufzufahren.
    Okay, wir können diese Vereinigung nicht aufhalten, oder?« fuhr Rutledge fort. »Also, was tun wir dann? Wir nehmen es als Gelegenheit, den Dialog mit dem neuen Staat aufzunehmen.«
    Dieser Vorschlag hatte schon eine gewisse Logik, bemerkte Adler, dem auch das zaghafte Nicken am Konferenztisch nicht entging. Der wußte die richtigen Schlagworte: Gelegenheit, Dialog.
    »Da werden sich die Saudis richtig warm und geborgen fühlen«, widersprach eine Stimme vom anderen Ende des Tisches. Es war Bert Vasco, der Rangniedrigste in der Runde. »Mr. Rutledge, ich denke, Sie unterschätzen die Lage. Iran hat die Hinrichtung der …«
    »Dafür haben wir noch keine Beweise, oder?«
    »Und Al Capone wurde zum Valentinstag-Massaker nie verurteilt, aber ich hab' den Film gesehen.« Der Besuch im Oval Office hatte Vascos Rhetorik belebt, lächelte Adler innerlich. »Irgend jemand hat das doch eingefädelt, angefangen beim Attentat und Ausschalten der oberen Militärhierarchie bis zum Abschlachten der Ba'ath-Partei-Führung.
    Und jetzt wird die Religion wiederbelebt. Ich sehe da eine Erneuerung der nationalen und religiösen Identität vor mir. Das wird die mäßigenden Einflüsse, die Sie meinen, abschwächen. Den internen Widerstand im Iran werden diese Entwicklungen mindestens ein volles Jahr zurückwerfen – und wir wissen nicht, was sich sonst noch ergibt. Daryaei ist ein Ränkeschmied, noch dazu ein guter. Er ist geduldig, seiner Sache treu und ein gnadenloser Hurensohn …«
    »… der aus dem letzten Loch pfeift«, wandte einer von Rutledges Verbündeten im Zimmer ein.
    »Wer sagt das?« schoß Vasco zurück. »Das hier hat er sauber eingefädelt.«
    »Er ist über siebzig.«
    »Er raucht und trinkt nicht. Was wir an Aufzeichnungen von ihm in der Öffentlichkeit haben, zeigt ihn noch ganz rüstig. Diesen Mann zu unterschätzen ist ein Fehler, den wir schon mal gemacht haben.«
    »Er hat den Kontakt zu seinem Volk verloren.«
    »Vielleicht ist ihm das nicht bewußt. Bis jetzt hat er ein gutes Jahr gehabt, und ein Gewinner ist überall beliebt«, schloß Vasco.
    »Bert, vielleicht haben Sie bloß Angst, Ihren Schreibtisch zu verlieren, wenn die UIR gebildet wird«, scherzte jemand. Das war der Tiefschlag eines Höherstehenden gegen einen

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