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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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mehr durchgekommen. Unser japanisches Freundchen betrachtet dies als persönlichen Verrat.«
    »Klingt, als würde er wie ein Kanarienvogel singen«, bemerkte Ed Foley. »Erscheint das irgendwem verdächtig?«
    »Nein«, meinte Ryan. »Im Zweiten Weltkrieg haben japanische Gefangenen viel ausgeplaudert.«
    »Der Präsident hat recht«, bestätigte Murray. »Ich habe Tanaka selbst danach gefragt. Er sagt, es liegt an der Kultur. Yamata will Selbstmord – der ehrenhafte Ausweg nach ihrem Moralverständnis – begehen, aber er wird schärfstens bewacht; er hat nicht mal Schuhbändel. Deshalb ist der Kerl so gedemütigt, daß er keinen Grund mehr sieht, Geheimnisse zu wahren. Eine Wahnsinns-Befragungsmethode. Jedenfalls soll Zhang Diplomat sein – Yamata meinte, er gehörte von Rechts wegen zu einer Handelsdelegation –, aber wir hier haben noch nie von ihm gehört. Die Japaner haben diesen Namen auch auf keiner diplomatischen Liste gefunden. Das macht ihn in meinen Augen zum Spook, und so …« Er blickte zu den Foleys hinüber.
    »Ich habe den Namen geprüft«, sagte Mary Pat. »Nullo. Aber wer sagt denn, daß es der richtige ist?«
    »Selbst wenn er das wäre«, fügte ihr Mann hinzu, »wissen wir nicht genug über deren Geheimdienstleute. Wenn ich raten müßte, dann ist er ein Politischer. Warum? Er hat ein großes Ding ganz leise platzen lassen. Ihr Militär ist deswegen immer noch in erhöhter Einsatzbereitschaft und in verschärftem Ausbildungsbetrieb, daher sind auch die Russen noch nervös. Wer dieser Kerl auch immer ist, ich vermute ganz stark, daß er äußerst ernst zu nehmen ist.« Was nicht gerade eine welterschütternde Enthüllung war.
    »Können Sie das irgendwie herausfinden?« erkundigte sich Murray.
    Mrs. Foley schüttelte den Kopf. »Keine Posten vor Ort, die wir dafür hernehmen können. Wir haben ein gutes Ehepartnerteam in Hongkong, die ein nettes kleines Netzwerk aufbauen. Wir haben einige Posten in Schanghai. In Peking haben wir einige kleine Agenten im Verteidigungsministerium, aber die werden erst aufgebaut, und wenn wir sie jetzt dafür hernähmen, würde es sie bloß gefährden und weiter nichts.
    Dan, das Problem mit China ist doch, daß wir nicht genau wissen, wie ihre Regierung aufgebaut ist. Wir können nur Vermutungen anstellen.
    Die Politbüromitglieder kennen wir – glauben wir. Einer der ganz Großen dürfte jetzt tot sein, und nach diesem Happen haben wir mehr als einen Monat geschnappt. Selbst die Russen machten's publik, wenn sie Leute beerdigten«, bemerkte die DDO und trank einen Schluck Wein.
    Für Ryan war es liebe Gewohnheit geworden, seine engsten Berater nach Dienstschluß noch zu einem Drink zu sich zu rufen. Daß er ihnen damit Überstunden abverlangte, war ihm noch nicht eingefallen.
    Ed führte die Erläuterungen weiter. »Wissen Sie, klar glauben wir, daß wir die politische Mannschaft dort drüben kennen, aber an die zweite Geige sind wir nie richtig rangekommen. Die Dynamik ist einfach, wenn jemand sie sich klarmacht, aber wir haben lange gebraucht, bis wir's kapiert haben. Dort drüben sind ältere Herren. Nicht mehr toll unterwegs. Sie brauchen bewegliche Augen und Ohren, und im Lauf der Jahre haben sich diese Laufburschen enorme Macht aufgebaut. Wer zieht wirklich die Fäden? Wir sind uns nicht sicher, und wenn wir keine IDs bekommen, kriegen wir's nicht raus.«
    »Leute, ich versteh' euch«, brummte Murray. »Als ich noch bei der Organisierten Kriminalität war, haben wir die Kapos der Mafia manchmal dadurch identifiziert, wer wem die Autotür aufgehalten hat. Tolle Art, die Arbeit zu erledigen.« Es war die freundlichste Bemerkung des FBI über den CIA, die den Foleys je zu Ohren gekommen war. »Die Geheimhaltung einer Mission ist nicht ganz so schwer, wenn man ein wenig darüber nachdenkt.«
    »Spricht sehr für PLAN BLAU«, sagte Jack als nächstes.
    »Nun, dann dürfte es Sie freuen, zu hören, daß die ersten Fünfzehn jetzt schon die Schulbank drücken. John sollte vor ein paar Stunden die Begrüßungsrede gehalten haben«, verkündete der DCI.
    Ryan war Foleys Stelleneinsparungsplan für den CIA durchgegangen. Ed hatte vor, ziemlichen Kahlschlag anzurichten, wollte letztendlich das Budget in den nächsten fünf Jahren um fünfhundert Millionen reduzieren und dabei gleichzeitig die Kräfte im Außendienst verstärken.
    Das würde die Leute im Capitol glücklich machen, doch da ein Großteil des Haushalts für den CIA über schwarze Kassen lief,

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