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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Untergeordneten, was am Tisch mit Gekicher quittiert wurde. Das sich daraus ergebende Schweigen sagte dem Außenminister, daß sich tatsächlich ein Konsens bildete, und zwar nicht der von ihm gewünschte. Zeit, wieder die Kontrolle zu übernehmen.
    »Okay, nächster Punkt«, sagte Adler. »Das FBI wird morgen hier mit uns über den entwendeten Brief reden. Und raten Sie mal, was sie mitbringen werden?«
    »Nicht schon wieder die Kiste«, stöhnte einer. Niemand bemerkte, wie Rutledge den Kopf wandte.
    »Sehen Sie's mal als routinemäßigen Test unserer Geheimhaltungseinstufung«, sagte der Außenminister seinen direkten Untergebenen.
    Polygraphen waren den Versammelten nicht gerade unbekannt.
    »Zum Teufel noch mal, Scott«, sagte Cliff als Sprachrohr der anderen.
    »Entweder sie vertrauen uns oder nicht. Ich habe schon ganze Stunden mit diesen Leuten vergeudet.«
    »Wissen Sie, Nixons Rücktrittsschreiben haben sie auch nie gefunden«, bemerkte ein anderer.
    »Vielleicht hat Henry es für sich behalten«, witzelte ein dritter.
    »Morgen ab zehn Uhr. Mich eingeschlossen«, verkündete ihnen Adler. Er hielt das genauso für Zeitverschwendung.
    *
    Seine Haut war hell, die Augen grau, und sein Haar hatte einen leichten Rotton, der Einfluß einer Engländerin irgendwo in seiner Ahnenreihe, dachte er. So wurde zumindest in der Familie gescherzt. Sein Vorteil war, daß er jedem kaukasischem Volksstamm zugerechnet werden konnte.
    Daß er das immer noch tun konnte, war das Ergebnis seiner Vorsicht.
    Bei seinen wenigen ›öffentlichen‹ Unternehmen hatte er sein Haar gefärbt, dunkle Brillen getragen und sich einen Bart wachsen lassen – der war schwarz – und sich damit weiteren Scherzen seiner Umgebung ausgesetzt. ›Movie Star‹ nannten sie ihn. Doch viele dieser Scherzbolde waren tot, er aber nicht. Vielleicht hatten die Israelis Fotos von ihm – bei denen war das nie rauszukriegen, aber es war bekannt, daß sie ihre Informationen kaum weitergaben, nicht einmal an ihre amerikanischen Beschützer, was dämlich war. Und er konnte sich nicht um alles sorgen, nicht mal um Fotografien im Mossadarchiv.
    Er reiste nach dem Flug von Frankfurt über Dulles International Airport mit den erforderlichen zwei Taschen eines ernsthaften Geschäftsmannes, den er darstellte, in die USA ein. Er hatte nichts weiter zu deklarieren als einen Liter Scotch, den er im deutschen Duty-free-Shop erstanden hatte. Zweck seines Besuchs? Geschäfte und Vergnügen.
    Kann ich mich in Washington jetzt wieder sicher bewegen? Schreckliche Sache, hab' es im Fernsehen gesehen, entsetzlich. Ach ja? Wirklich? Alles läuft wieder normal? Gut. Sein Mietwagen stand bereit. Er fuhr in ein nahe gelegenes Hotel, vom langen Flug ermüdet. Dort kaufte er sich eine Zeitung, bestellte sich Essen aufs Zimmer und schaltete den Fernseher ein. Danach schloß er seinen Laptop ans Zimmertelefon an – mittlerweile gab es überall Modems – und loggte sich ein, um Badrayn mitzuteilen, daß er für seine Aufklärungsmission wohlbehalten im Land sei. Ein handelsübliches Verschlüsselungsprogramm verwandelte eine bedeutungslose Codeparole in völliges Kauderwelsch.
    *
    »Willkommen an Bord. Mein Name ist Clark«, verkündete John der fünfzehnköpfigen Klasse. Er war besser herausgeputzt als bei ihm üblich, trug einen gut geschneiderten Anzug, ein feines Oberhemd und eine gestreifte Krawatte. Im Augenblick mußte er auf diese Weise Eindruck machen. Bald würde er es auf eine andere tun müssen. Die Auswahl der ersten Gruppe war leichter gewesen als erwartet. Der CIA ist, ungeachtet Hollywoods, eine unter den Amerikanern sehr beliebte Behörde. Auf jede freie Stelle kamen mindestens zehn Bewerbungen, und es hatte nur einer computermäßigen Auslese unter den Anwärtern bedurft, um fünfzehn Leute zu finden, die den Erfordernissen für Clarks PLAN BLAU entsprachen. Jeder einzelne war ein Polizeibeamter mit einem Collegeabschluß, mindestens vier Dienstjahren und einem untadeligen Leumund, der vom FBI weiter überprüft werden würde. Diesmal waren alles Männer, wahrscheinlich ein Versehen, dachte John, aber das war im Augenblick nicht von Bedeutung. Es waren so gut wie alle Hautfarben und ethnischen Gruppen vertreten. Sie kamen hauptsächlich von großstädtischen Polizeirevieren. Alle waren zumindest zweisprachig.
    »Ich bin Geheimdienstoffizier im Außendienst. Kein ›Agent‹, kein ›Spion‹, keine ›Operativer‹. Ein Offizier«, erklärte er. »Ich bin schon

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