Befehl von oben
kann nicht essen, und am anderen Ende …«
»Erbrechen und Durchfall?« fragte MacGregor, der als nächstes ihre Augen untersuchte. Sie erschienen ebenfalls nicht ungewöhnlich.
»Ja, Doktor.«
»Sie sind erst vor kurzem hier eingetroffen, soviel ich weiß?« Er blickte auf, als der Vater mit der Antwort zögerte. »Ich muß das wissen.«
»Das stimmt. Aus dem Irak, erst vor ein paar Tagen.«
»Und Ihre Tochter hatte leichtes Asthma, keine anderen Beschwerden?«
»Das ist richtig, ja. Sie hat all ihre Impfungen bekommen und so. Sie ist noch nie so krank gewesen.« Die Mutter nickte lediglich. Der Vater hatte eindeutig die Initiative ergriffen, womöglich, um entschlossen aufzutreten.
»Seit Ihrer Ankunft, hat es da etwas Ungewöhnliches zu essen gegeben? Wissen Sie«, erklärte MacGregor, »Reisen können manchen Menschen ziemlich zusetzen, und Kinder sind dafür ungewöhnlich anfällig.
Es könnte einfach am Wasser hier liegen.«
»Ich hab' ihr die Medikamente gegeben, aber es ist schlimmer geworden«, sagte die Mutter.
»Es liegt nicht am Wasser«, sagte der Vater bestimmt. »Das Haus hat seinen eigenen Brunnen. Das Wasser ist gut.«
Wie auf Stichwort stöhnte Sohaila und beugte sich vor, um vom Untersuchungstisch auf den Fliesenboden zu erbrechen. Etwas an der Farbe stimmte nicht. Da waren rote und schwarze Spuren. Rot für frisches Blut, Schwarz für altes. Das hatte nichts mehr mit Jetlag oder schlechten Wasser zu tun. Vielleicht ein Geschwür? Lebensmittelvergiftung?
MacGregor blinzelte und sah instinktiv nach, ob er die Handschuhe anhatte. Die Mutter suchte nach einem Papiertuch, um …
»Berühren Sie es nicht«, sagte er sanft. Er prüfte den Blutdruck. Der war niedrig, Zeichen für innere Blutung. »Sohaila, ich fürchte, wir müssen dich über Nacht hierbehalten, damit wir dich wieder gesund machen können.«
Es hätte vieles sein können, aber der Arzt war schon lang genug in Afrika, um zu wissen, daß er aufs Schlimmste gefaßt sein mußte. Er tröstete sich damit, daß es wohl nicht so schlimm sein würde.
*
So wie in den alten Zeiten war es nicht mehr – aber was war schon noch so? Doch Mancuso machte die Arbeit Spaß. Er hatte einen guten Krieg hinter sich – er sah es als einen Krieg an; seine U-Boote hatten exakt seine Taktik erfüllt. Nach dem Verlust der Asheville und der Charlotte – und das vor der Erklärung von Feindseligkeiten – hatte er keine mehr verloren. Seine Boote hatten jede Mission durchgeführt, die gegnerische U-Boot-Streitmacht übel zugerichtet, einen brillanten Sondereinsatz unterstützt, schlagkräftige Raketen abgeschossen und wie immer lebenswichtige taktische Informationen eingeheimst. Sein bester Zug, schätzte COMSUBPAC, war die Wiederindienstnahme der ausrangierten Brummer SSN gewesen. Sie waren zu groß und zu unhandlich für U-Kampfschiffe, aber verdammt noch mal, sie hatten ganze Arbeit für ihn geleistet. So gut, daß sie bergab vor seinem Hauptquartier lagen, und die Mannschaften stolzierten in der Stadt herum. Krieg dich bloß wieder ein, Bart! sagte er sich. Er hatte die gestellte Aufgabe erfüllt. Nun hatte er eine neue.
»Was sollen die wohl vorhaben?« fragte er seinen direkten Vorgesetzten, Admiral Dave Seaton.
»Das scheint keiner zu wissen.« Seaton war zum Plausch reingeschneit. Wie jeder gute Offizier entfloh er möglichst oft dem verdammten Büro, und wenn es nur bedeutete, in ein anderes zu gehen. »Vielleicht bloß 'ne FleetEx, aber mit unserem neuen Präsidenten wollen sie vielleicht ein bißchen mit den Muskeln spielen und schauen, was passiert.«
»Ich kenne den Mann, Chef«, sagte Bart nüchtern.
»O?«
»Nicht so gut, aber Sie wissen doch von der Roten Oktober.«
Seaton grinste. »Bart, wenn Sie mir je die Geschichte erzählen, muß einer von uns den anderen umbringen, und ich bin der Größere.« Die Geschichte, eine der bestgehüteten der Navy-Geschichte, war noch immer weitgehend unbekannt, doch diverse Gerüchte – nie ganz zu unterbinden – kreisten.
»Admiral, das ist nötige Info. Sie sollten Bescheid wissen, was der Mann zwischen den Beinen hat. Ich war mit ihm auf dem gleichen Schiff.«
CINCPAC blinzelte. »Sie machen wohl Witze.«
»Ryan war mit mir in dem Brummer. Er ist sogar vor mir an Bord gegangen.« Mancuso schloß die Augen, erfreut, daß er endlich das Seemannsgarn ungestraft loswerden konnte. Dave Seaton war der dafür zuständige Oberkommandierende und hatte ein Recht darauf zu wissen, was
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